Vietnam 1. Teil 5.12.-17.12.13

Wir haben vom schönen Indien Abschied genommen und ab jetzt – nach gut 4 ½ Monaten – geht unsere Weltreise in die 2. Phase.

Das vorgebuchte und durchorganisierte Reisen ist nach Ankunft in Hanoi für die nächsten paar Monate in Südostasien beendet.

An dieser Stelle möchten wir uns bei Elsbeth Odermatt von Kuoni Baden ganz ganz herzlich bedanken. Sie hat uns mit ihrer riesigen Erfahrung in der ganzen Vorbereitungszeit sensationell beraten und war an der Planung der ganzen Reise massgeblich beteiligt. Elsbeth wird für uns auch bei der weiteren Reise ein sicherer Wert sein. Sie versorgt uns auch jetzt während der Reise immer noch mit wertvollen Tipps.

Und sollten wir mal „reisemüde“ werden und brauchen eine Auszeit auf einer schönen einsamen Insel – Elsbeth kennt unsere Bedürfnisse inzwischen so gut, um den richtigen Ort zu finden und dies für uns zu organisieren. Nochmals ganz lieben Dank Elsbeth – es hat bisher alles hervorragend funktioniert.

So – ab nun dürfen/müssen wir uns selber als Reiseorganisator vor Ort betätigen. Es gilt nun, selber zu schauen wie, wann und womit wir von A nach B kommen. Sicher gibt uns dies viel mehr Freiheit, das zu bereisen oder zu machen, worauf wir am meisten Lust haben. Logischerweise braucht es aber auch mehr Aufwand und Zeit für die Reiseplanung und –organisation. Da wir in den letzten Jahren eher bequem und vororganisiert unterwegs waren, freuen wir uns auf diese neue Herausforderung, haben aber auch etwas Respekt davor.

Wir werden auch ab und zu aus der Heimat gefragt, wie es nach dieser doch längeren Zeit und dem pausenlosem Zusammensein zwischen uns läuft.

Ausser, dass wir zwischendurch einen kleinen, nächtlichen „Kampf“ um die einteilige Bettdecke führen, haben wir es einfach genial miteinander und es gab bis jetzt nicht einmal ansatzweise einen Grund, der zu Streitigkeiten hätte führen können. Wir beide freuen uns einfach jeden Tag, diese Reise bzw. diesen Traum miteinander (er-)leben zu dürfen. Wir leiden sogar ziemlich darunter, dass in den meisten asiatischen Ländern Berührungen und der Austausch von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit die Grenzen des Anstandes überschreiten! So müssen wir unseren täglichen Bedarf an Umarmungen und Küssen auf dunkle Ecken, Lifts, hinter Bäumen und Büschen oder sonstigen vor Blicken geschützten Orten beschränken.

Auch gesundheitlich sind wir sehr sehr froh, dass ausser einer tropfenden Nase, einem Muskelkater, kleinen Prellungen und zwei drei „Bibeli“ im Gesicht noch keine nennenswerten Probleme aufgetreten sind. Unsere Medikamentenkiste mit den starken „Drogen“ konnten wir zum Glück bis jetzt verschlossen halten.

Und last but not least – ja, wir vermissen unsere Freunde, Familien und die Annehmlichkeiten der Schweiz! Wir wissen aber auch, dass es eine Zeit nach dem Reisen gibt und geniessen jetzt die grosse, weite Welt.

Nach einem mehr oder weniger erholsamen Flug von Cochin via Kuala Lumpur sind wir mit nur einer kleinen Verspätung um die Mittagszeit in Hanoi angekommen. Das nötige Visum hatten wir bereits in Indien mit www.vietnamvisa.com via Internet beantragt und die Dokumente lagen im Flughafen beim Visa-Counter bereits bereit. Wir mussten also nur noch die 45.- US$ über die Theke schieben und der Visa-Eintrag im Pass war gemacht. Wofür genau die Visa-Geschichten in all den Ländern gut sein sollen, haben wir noch nicht abschliessend herausgefunden. Im wesentlich geht es wahrscheinlich nur darum, auf diesem Weg Geld in die Staatskassen zu bringen. Man könnte die Visumskosten sicher auch Touristen-Einfuhr-Gebühr nennen.

Freude machte uns auch, dass wir nach dem Geldwechsel von nur gerade 100.- US$ auf dem Flughafen ein grosses Noten-Bündel erhielten und nach Bali wieder einmal relativ schnell und einfach zu den Multi-Millionären gehörten.

Nicht mit all den Millionen, aber doch mit einigen 100‘000.- machten wir uns am Nachmittag zur ersten kurzen Besichtigungstour durch die Altstadt auf. Auch in dieser Stadt ist es ratsam, als Fussgänger ein sehr wachsames Auge zu haben. Hier und da steht an einer Kreuzung sogar eine Verkehrsampel – diese fressen aber nur Strom und werden von den motorisierten Verkehrsteilnehmern selten beachtet. Es hat sogar auch zwischendurch Fussgängerstreifen – aber auch bei diesen (wie es sogar im Reiseführer beschrieben ist) wurde nur Markierungsfarbe verschwendet. Das Überqueren einer mehrspurigen Strasse bei dem rollenden und starken Verkehr ist schon etwas gewöhnungsbedürftig und manchmal abenteuerlich. Man kann davon ausgehen, dass kein motorisierter Verkehrsteilnehmer wegen einem Fussgänger anhält (auch nicht bei einer „roten“ Ampel oder einem Fussgängerstreifen) – darum heisst die Devise: Augen auf, langsam laufen, ja nicht rennen oder stehen bleiben und auf eine gesunde Ankunft auf der anderen Strassenseite hoffen. Wir sind ja bald Profis nach all den bereits bereisten Ländern …

Hanoi ist jedoch nicht so erschlagend wie viele andere Städte Asiens oder Indiens und auch nicht so provinziell wie sein Ruf. Das verspielte Nebeneinander von Ernsthaftigkeit und Lebensfreude, von Traditionsergebenheit und Zukunftsverliebtheit macht Hanoi sehr sympathisch.

Nach ein paar Stunden in der Altstadt war eine Kaffeepause nötig. Wir haben nicht damit gerechnet, dass der Kaffee hier in Vietnam so sensationell gut ist. Der Original „Vietnamese Ca Phe“ ist stark, hat einen leichten Kakaogeschmack, ist in der Konsistenz etwas eingedickt und mit wenig Kondensmilch versehen bekommt er eine richtig leckere süsse Note. Mmmmhh so fein – da können sogar die Italiener noch etwas lernen…

Leider ist man versucht, dann auch gleich mehrere Kaffees hintereinander zu trinken. Spätestens nach einer spürbar höheren Herzfrequenz wird man sich wieder bewusst, dass dieser starke Kaffee zwar sehr gut, aber nach einem Massen-Konsum nicht nur gesundheitsfördernd ist.

Gewöhnungsbedürftig war zu Beginn auch der Umrechnungskurs – wenn man für einen Kaffee rund 25‘000.- vietnamesische Dong hinblättern muss, erschrickt man zuerst, aber nach dem aktivieren der mathematischen Hirnzellen mit umgerechnet 1.20 CHF überkam uns wieder ein Lächeln.

Wer in Hanoi ist, weiss, dass ein Besuch der 150km entfernten und weltbekannten Ha Long Bay ein „Muss“ für jeden Tourist ist. Unzählige Reisebüros in der ganzen Stadt bieten fast unüberschaubar viele Touren an.

Nachdem wir uns über das Internet und unseren Reiseführer etwas schlau gemacht haben, nahmen wir uns am nächsten Tag Zeit, eine Ha Long Bay Tour zu buchen. Beim ersten Reisebüro waren wir nicht sehr erfolgreich – der dortige Angestellte war ziemlich inkompetent. Etwas frustriert verliessen wir das Büro und unser gutes Gefühl für unsere erste Buchung vor Ort drohte allmählich im Ozean der Ha Long Bay zu versinken.

Wir kehrten in unser Hotel zurück und eine nette Dame an der Reception nahm sich unseren Wünschen an. Obwohl es nicht ihre Hauptaufgabe ist, kümmerte sie sich gleich darum. Sie gab uns Prospekte, machte einige Telefonate und innerhalb von 20 Minuten stand jemand vom ausgewählten Bootstouren-Veranstalter in der Hotel-Lobby, gab uns detaillierte Information und wir konnten auch sogleich die 3 Tages-Boots-Tour buchen und bezahlen.

Bevor es aber zur weltbekannten Ha Long Bay ging, hatten wir noch gut 1 ½ Tage, um Hanoi etwas unsicher zu machen bzw. noch eingehender zu besichtigen.

Wir schlenderten stundenlang durch die quirlige Altstadt mit den engen Gassen. Witzig ist auch, dass viele Strassennamen (in vietnamesisch) nach dem benannt sind, was dort verkauft wird. So sieht man eine Gasse mit lauter nebeneinander stehenden Eisenwarenläden, eine andere Gasse hat nur Läden mit Papierartikel oder in einer dritten Gasse gibt es nur farbige Tücher zu kaufen etc.

Ein Spaziergang rund um den „Hoan Kiem“ See und ein Besuch auf der Jadeberg-Insel mit dem gleichnamigen Tempel durfte natürlich auch nicht fehlen.

An der Nordseite des Sees versuchten wir, beim weltbekannten „Thang-Long“ Wasserpuppentheater Billette zu ergattern. Wir waren erstaunt, dass wir noch relativ kurzfristig zwei Tickets für eine Vorstellung am selben Tag erhielten.

Auch wenn man – wie wir – nicht unbedingt ein grosser Fan von Puppentheater ist, muss man diese einmalige Aufführung gesehen haben. Begleitet von einem Live-Musikensemble mit traditionellen Instrumenten präsentieren die Puppenspieler in der knapp einstündigen Aufführung ein lustiges und unterhaltsames Repertoire mit tanzenden Elfen, reispflanzenden Bauern, Enten jagenden Füchsen und turtelnden Phönixen. Die im Wasser stehenden Spieler sind hinter einem Bambusvorhang verborgen und bewegen über Schnüre kunstvoll die an langen Stangen befestigten Puppen.

Es wurde langsam dunkel und der Hunger machte sich auch bei uns bemerkbar. Wir beobachteten, wie mehrheitlich Frauen mit ihren mehr als vollbeladenen Motorrädern (mit Kocher, Esswaren, Plastikstühlen etc.) heranrauschten und die „fliegenden“ Strassenküchen überall auf den Gehsteigen und in allen möglichen freien Ecken und Gassen aufbauten. Ab ca. 18.00h ist dann in gewissen Gebieten zu Fuss kaum mehr ein Vorwärtskommen, weil alles mit dampfenden Garküchen und auf Kinderplastikstühlen sitzenden und essenden Leuten überstellt ist. Es boten sich teilweise sehr lustige Bilder, wenn man grossgewachsenen Europäern – auf diesen Mini-Plastikstühlen mit den Knien fast auf Kopfhöhe – beim Essen zusah.

Wir setzten uns zwar nicht auf solche Kindergarten-Stühle, aber auch in ein vietnamesisches Restaurant in der Altstadt und studierten das Angebot auf der Speisekarte mit englischer Übersetzung. Etwa nach der dritten Seite der Karte, wo die vietnamesischen Spezialitäten und diverse Gerichte mit Hundefleisch aufgeführt waren, hat sich bei Claudia der Appetit schlagartig verabschiedet. Ihr Magen hat sich zugeschnürt und es gab mit zwei Kaffee‘s sozusagen ein schlankes Dinner-Cancelling und einen günstigen Abend.

Beim Zurücklaufen ins Hotel und etwas sensibilisiert auf Hunde, sahen wir an der einen oder anderen Ecke diverse Käfige mit kleinen Hündchen stehen. Die Hunde waren jedoch so klein und vielfach mager und die Käfige teilweise liebevoll geschmückt und mit Decken zugedeckt, dass wir beide überzeugt waren, Haustiere von umsorgten Hundebesitzern zu sehen.

Zurück im Hotel nahm Claudia das Kapitel Essen und Kulinarisches in unserem Reiseführer näher unter die Lupe. Als sie gelesen hatte, dass die putzigen Hunde in den beengten Käfigen wohl nie mit Kindern durch die Wohnung tollen werden, sondern nur für den Verzehr als Delikatesse im Norden Vietnams gedacht sind, wollte sie fast von Hanoi abreisen… Wie sagt man – andere Länder, andere Sitten.

Wir suchten am nächsten Abend das beste italienische Restaurant der Stadt (Luno d’Autunno) – das zur Zeit von einem Italiener/Schweizer geführt wird – auf und verwöhnten uns mit einem italienischem Schlemmermenü und einem wunderbaren Tropfen Wein aus der Toscana (schon krass wenn man für eine Flasche Wein über 1 Mio hinblättern muss). Danke Lisa & Dani für den Tipp. Also nach den ersten 3 Tagen konnte uns die vietnamesische Küche noch nicht gross begeistern – mal schauen wie das Essen auf dem Boot sein wird….

Um 08.00h wurden wir am nächsten Morgen pünktlich mit einem Minibus vor unserem Hotel abgeholt. Auf der rund 4-stündigen Fahrt nach Ha Long ans Meer, sah man einiges vom ländlicheren Leben. Die Abstände zwischen den Sitzreihen des Busses waren aber eher auf die kleinen Vietnamesen abgestimmt und demzufolge die Fahrt für Reto mit seinen 1.85m etwas lange und vor allem recht unbequem.

In Ha Long angekommen und sehr froh, den Beinen wieder etwas Freilauf zu geben, wurden wir anschliessend mit einem kleinen Tenderboot zu unserem Boot – der Marguerite Junk – gebracht.

Es wäre vermessen zu glauben, dass in einer der bekanntesten Buchten der Welt in der Hauptreisesaison nicht viel los ist und wenig Touristen anzutreffen sind. Obwohl täglich über 300 Tagesboote und 200 Übernachtungsboote in dieser Bucht operieren, verlief das Einschiffen eigentlich noch erstaunlich gut und gesittet. Wir hatten es schlimmer erwartet…

Unser Boot, auf welchem wir es uns für die nächsten 3 Tage gemütlich machten, entsprach dem, was es auf dem Prospekt und im Internet versprochen hat. Saubere hübsche Zimmerchen, schöner Speiseraum (mit gratis WIFI!!) und ein nettes Sonnendeck mit Liegestühlen etc. Nach einem feinen Mittagessen – die Bordküche hatte ihren ersten Test bravurös bestanden – hielten wir uns mit dem Fotoapparat im Anschlag auf dem Sonnendeck auf und freuten uns auf die Fahrt durch die einzigartige Insellandschaft mit UNESCO Welterbe Gütesiegel.

Es war schönes Wetter mit dem für diese Jahreszeit üblichen leichten Dunst in der Luft. Die grandiose Landschaftskulisse liess nicht lange auf sich warten. Nach kurzer Fahrt zeigten sich bald die zarten Farben der üppigen grünen Karstinseln und schroff aus dem Wasser ragenden Kalksteinfelsen. Die ganze Szenerie wirkte so richtig verwunschen und total verträumt – einfach grossartig!!

Am späteren Nachmittag wurden wir mit einem kleinem Boot zur „Hang Sun Sot“ gefahren. Eine 10‘000m2 grosse, bunt illuminierte, schöne Höhle mit unzähligen beeindruckenden Tropfsteinformationen. Anschliessend fuhren wir noch zu einer Insel mit kleinem Sandstrand, wo wir den Sonnenuntergang geniessen konnten oder Temperatur-unempfindliche auch ein Bad im rund 20°C Meer nehmen konnten.

Mit einem weiteren feinen Nachtessen aus der Bordküche und ein paar gemütlichen „Schlummi-Getränken“ auf dem Oberdeck, unter dem Sternenhimmel in Mitten der Ha Long Bay, ging ein weiterer wunderschöner Tag zu Ende, welcher wohl auch in unsere Reiseanalen eingehen wird.

Der zweite Tag in der Ha Long Bay soll gemäss unserem Guide „Tien“ das Highlight der 3 tägigen Tour werden. Wir wechselten nach dem Frühstück auf ein Tagesboot und fuhren in die etwas abgelegeneren Gebiete der Ha Long Bay hinaus.

Auch hier strahlen die unterschiedlich geformten, aus dem Meer ragenden Karstkegel um die Wette. Nur ist es hier draussen viel ruhiger und es hat viel weniger Boote und Touristen. Dies war auch der Grund, weshalb wir eine Dreitages-Tour buchten.

Wir ankerten mit dem Boot an zwei verschiedenen Stellen. Mit Kajaks paddelten wir gemütlich um Inseln, durch Tunnels, in Grotten, genossen die Szenerie und verweilten uns auch etwas an einer kleinen hübschen Beach. Es war wirklich ein Highlight und ein Naturerlebnis der besonderen Art!

Mit uns auf dieser Tour war unter anderem noch eine sympathische 4-er Gruppe aus Deutschland (drei Boy’s und eine Lady). Der Bierkonsum auf dem Boot war in diesen drei Tagen überdurchschnittlich angestiegen und die Crew hatte alle Mühe, den Biernachschub sicherzustellen – zumal zwei Paare aus Australien und Reto’s kleine Wenigkeit sich auch zwischendurch ein „Bierchen“ gönnten – schliesslich soll man bei diesen Temperaturen auch genügend trinken….

Als wir an der vermeintlich einsamen Beach die Ruhe genossen, tauchte wie eine Fatamorgana eine Vietnamesin mit ihrem Kiosk-Schiffchen auf. Die Freude beim deutschen Team war enorm, als sie die goldigen Büchsen mit der Beschriftung „Hanoi-Beer“ in einer Kiste glitzern sahen. Sie deckten sich mit einigen Büchsen ein und ein möglicher Nachschub-Engpass konnte zumindest vorübergehend mal abgewendet werden. Die Rückfahrt auf dem ruhigen Meer – mit sinkender Sonne in einem wunderschönen Abendlicht – an diesen bewachsenen Felskegeln vorbei zu unserem Übernachtungsboot – war der krönende Abschluss dieses eindrücklichen Tages!

Am dritten Tag war die Luftfeuchtigkeit bzw. der Dunst etwas stärker als an den Vortagen. Die Sonne kämpfte sich jedoch wacker hindurch und es entstand eine speziell schöne und vielleicht auch etwas mystische Stimmung in der Ha Long Bay. Nach diesen wunderschönen drei Tagen steckten wir die lange und unbequeme Rückfahrt nach Hanoi relativ locker weg.

In Hanoi hatten wir noch zwei Nächte im selben Hotel gebucht, um unsere Weiterreise zu organisieren. Eigentlich wollten wir noch etwas im Norden bleiben und zuerst in die nordwestliche Bergregion nach Sapa oder in einen Nationalpark wandern gehen. Aus verschiedensten Wetterinformationen ging jedoch hervor, dass für mindestens 5 Tage im Norden das Wetter umschlägt und zum Teil mit heftigem Regen – vor allem in den Bergen – gerechnet werden muss.

Somit kam Plan B zum Zug und wir nutzten gleich mal den Vorteil des freien Reisens und buchten über Internet Flug und Hotel in Can Tho, welches 1‘200km von Hanoi entfernt, im südlichen Mekong-Delta liegt.

Obwohl am Flughafen fast alle paar Minuten der Strom ausfiel, funktionierte erstaunlicherweise alles noch recht gut und wir konnten mit einer kleinen Verspätung von einer ½ Stunde Richtung Süden abheben.

Am Flughafen in Hanoi sprach uns noch eine junge Schweizerin aus Australien kommend, mit einer leicht weinerlichen Stimme an. Aufgrund der Stromausfälle konnte sie nirgends mit einer Kreditkarte Geld beziehen und dummerweise hatte sie in keiner Währung Bargeld dabei zum Wechseln. Sie war ziemlich aufgelöst, da sie den Eindruck hatte, es wolle ihr niemand helfen und sie werde von allen „verarscht“.

Es wäre ja äusserst schade, mit solch unguten Gefühlen eine Reise in einem fremden Land beginnen zu müssen. Wir sahen uns kurz an und waren wortlos der Meinung: „jeden Tag eine gute Tat“ und schenkten unserer Landesgenossin 20 US$, damit sie zumindest mit einem Taxi in die Stadt oder zu ihrer Unterkunft kam.

In Can Tho empfing uns mit rund 31°C wieder subtropisches, warmes und sonniges Wetter.

Wir wissen nicht, woran es liegt, aber auch hier in Can Tho erhielten wir ein upgrade von der Junior-Suite zur sehr grossen „Main-Suite“ mit Wohnzimmer und Barbereich. Bereits im Hotel in Hanoi und auch auf dem Boot in der Ha Long Bay wurden wir jeweils auf die nächst höhere Kategorie upgegradet. Eventuell sehen wir auch so aus, als benötigen wir speziell viel Erholung…

Beim ersten kleinen Spaziergang durch das Provinz-Städtchen Can Tho im Herzen des Mekong-Deltas ist uns sofort aufgefallen, dass die Uhren um einiges langsamer ticken. Es ist alles viel ruhiger und entspannter – weniger Verkehr – weniger Gehupe – viel weniger Menschenaufläufe etc. Mit dem sehr feinen Essen am ersten Abend in unserem Hotel hatten wir einen sehr sympathischen Start in dieser Stad bzw. im Süden Vietnams.

Ein wunderbares Frühstück auf der Terrasse im 4. Stock, mit Blick über den „Song Can Tho – Fluss“ und bei herrlichem Sonnenschein liess den Tag vielversprechend beginnen. An der sehr schönen und grünen Uferpromenade genossen wir einen Verdauungs-Spaziergang um die „zu stark“ gefüllten Bäuche – zumindest gefühlsmässig – wieder in einen Normalzustand zu bringen.

Am Nachmittag machten wir uns zu einer Fahrradtour auf, welche vom Hotel aus organisiert und angeboten wurde. Zuerst ging es mit einem Boot rund 45 Minuten flussaufwärts zum Velodepot. Dort wurden wir von einem relativ gut englisch sprechenden Guide empfangen. Wir fuhren ca. 20km oder fast 3 Stunden auf schmalen Wegen entlang an verschiedenen Nebenflüssen des Mekongs durch kleine ländliche Dörfchen und wunderschöne grüne, subtropische Szenerien. Wir bekamen so die Gelegenheit, das richtige und echte Mekong-Delta-Leben hautnah mitzuerleben. Es waren weit und breit keine Touristen auszumachen und es war auch kaum fassbar, mit welcher Herzlichkeit und Freundlichkeit die einheimischen Leute uns begegnet sind. Teilweise standen die Kinder sogar am Wegrand mit hochgehaltener Hand, um von uns abgeklatscht zu werden oder riefen schon von weitem „hello“.

Es war ein absolut wunderschönes Erlebnis. Wir sind der Meinung, dass es wohl eine der schönsten Fahrradtouren war, welche wir bis jetzt erleben durften.

Am nächsten Morgen war der bekannte schwimmende Markt von „Cai Rang“ auf unserem Programm. Es ist bekannt, dass fast alle Märkte am morgen früh am interessantesten sind. Darum blieb es auch uns nicht erspart, den Wecker auf 04.30h zu stellen, damit wir noch bei tiefer Dunkelheit mit einem Boot zirka eine Stunde flussaufwärts zum Markt fahren konnten.

Auf der Fahrt am frühen Morgen (eigentlich noch fast Nacht) sahen wir vom Fluss her, wie das Mekong-Ufer langsam zum Leben erwachte. Unser Bootsführer nutzte die Zeit während der Fahrt, um für uns, mit grossem handwerklichen Geschick, kunstvolle Geflechte (Blumenstrauss, Ketten, Tiere, etc.) aus den Blättern von Wasserkokos zu basteln.

Am schwimmenden Flussmarkt angekommen, fuhren wir mit unserem kleinen Boot mitten durch das emsige Treiben. Eine Armada von Frachtbooten in allen Grössen bildete ein unübersichtliches Wirrwarr. Von kleinen Sampans (kleine Holzboote), die sich an grösseren Booten mit den markanten Drachenaugen am Bug gehängt haben, werden Nudelsuppen, Zigaretten und Reis verkauft oder sie werden mit Bergen von Gemüse oder Früchten beladen. An langen Bambusstangen hängt das aktuelle Angebot – von Ananas über Longan und Wassermelonen bis zur Yambohne. Sehr beeindruckend für uns war auch zu sehen, wie diese Marktleute auf engstem Raum auf ihren z.T. kurz vor dem „Untergehen“ aussehenden Holzbooten mit Kind, Hund, Gockel etc. ganz einfach leben.

Ein kurzer, aber heftiger Platzregen veranlasste uns, nach einiger Zeit im Markt die Rückfahrt anzutreten. Unser Bootsmann kam noch etwas ins Schwitzen, als er nach dem Montieren des durchlöcherten Regendaches versuchte, die herein tropfenden Stellen abzudichten und unsere Sitzbank mehrmals ummontierte.

Es war jedoch vergebene Mühe. Nass wurden wir sowieso und irgendwie gehört es doch zu einem richtigen Wassermarkt-Besuch.

Die dunkle Wolke hatte sich schnell verabschiedet und die Sonne schien bald wieder mit voller Kraft vom Himmel. Wir zweigten dann für eine Zusatzschleife in einen ganz kleinen Fluss-Seitenarm ein. Wir durften nochmals eine gemütliche Boots-Fahrt durch eine faszinierende Landschaft geniessen. Es erinnerte uns fast ein wenig an die Backwaters in Indien.

Die kommenden 1 ½ Tage nutzten wir, um unsere Weiterreise Richtung „Kambodscha“ gemütlich und stressfrei zu planen. Natürlich standen auch ausschlafen und entspannen sowie aufarbeiten unserer Homepage auf dem Programm.

Die Reise ging dann mit einer 4-stündigen Busfahrt von Can Tho Richtung Chau Doc weiter, an die Kambodschanische Grenze. Der Bus war voll und wir natürlich die einzigen „Langnasen“ darin. Es war ein klimatisierter und relativ neuer Bus, was die Fahrt ziemlich angenehm gestaltete. Und wenn man bedenkt, dass diese halbtägige Busfahrt inkl. Pick-up-Service vom Hotel zur Busstation in Can Tho sowie Bring-Service von der Busstation ins Hotel in Chau Doc gerademal umgerechnet CHF 5.50/p.P. gekostet hat, kann man diesem Reiseabschnitt sicher das Prädikat „sehr günstig“ verleihen.

Das Städtchen Chau Doc hat nicht sehr viel zu bieten und ist für touristen mehr oder weniger nur ein Durchgangsort von oder nach Kambodscha. Wir hatten ein einfaches, aber gutes Hotel, welches für diesen „nur“ Übernachtungszweck ideal gelegen war. Ein Superior Zimmer inkl. Frühstück erhielten wir für CHF 10.50 pro Person. An solche „günstigen“ Preise muss man sich erst gewöhnen…

Am nächsten Tag ging es mit dem Speedboot auf dem Mekong Richtung Kambodscha und wir nahmen vorübergehend Abschied von Vietnam.

Wir freuen uns riesig darauf, unsere Freunde Eveline und Peter Mitte Februar am Flughafen von Ho Chi Minh City abholen zu können und mit ihnen zusammen zwei Wochen in Vietnam zu verbringen.

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