Nord-Thailand 25.1.-12.2.14

Sawasdee – Nach genau 180 Tagen bzw. einem halben Jahr unterwegs sein, landen wir am 25. Januar 2014 in Chang Mai im Norden Thailands. Thailand ist das 13. Land, welches wir bereisen und da diese Zahl für uns schon immer eine Glückszahl war, kann es ja nur gut kommen…

Online und mit Hilfe von Trip Advisor buchten wir bereits in Luang Prabang unsere Unterkunft in Chang Mai. Nachdem wir bis jetzt mehrheitlich in schönen und tollen Hotels und Resorts genächtigt haben, wollten wir auch einmal etwas Backpacker-Feeling verspüren und zudem sollte auch dem in tief-roten Zahlen stehenden Reisebudget etwas Luft verschafft werden. So wagten wir, ein Zimmer im „Varada Place“ zu buchen, welches gerade mal CHF 19.- pro Nacht kostete – jedoch ohne Frühstück.

Gespannt fuhren wir zu dieser Unterkunft. Trotz der durchwegs positiven Bewertungen im Trip Advisor malten wir uns schon Bilder von einem gräulich schimmligen Loch ohne Tageslicht aus, welches von Kakerlaken besetzt ist (na ja, vielleicht nicht ganz soo schlimm)…

Aber… nichts dergleichen… wir waren positiv überrascht, als wir das sehr saubere, helle und geräumige Zimmer bezogen. Das haben wir in unserer gesamten „Reisekarriere“ noch nie geschafft – in einem netten Zimmer für CHF 9.50 pro Person/Tag zu übernachten.

Die Besitzerin „Varada“, eine sehr herzliche thailändische Frau mit ausserordentlich guten Englisch-Kenntnissen, nahm sich für uns noch eine gute halbe Stunde Zeit, um uns auf einer Karte zu zeigen, was es in Chiang Mai und Umgebung alles zu sehen und zu tun gibt. Daraufhin und ohne eine Probenacht haben wir den Aufenthalt im Varada Place von den vorgebuchten drei auf fünf Nächte verlängert.

Chiang Mai ist heute das wichtigste Zentrum Nordthailands und gilt weiterhin als schönste Stadt des ganzen Landes – so steht es zumindest in vielen Reiseführern…

Und los geht’s, den Rucksack gefüllt mit Wasserflaschen, Fotokamera, Sonnencreme etc. tauchten wir in eine weitere Stadt ein. Am ersten Tag erkundeten wir zu Fuss vor allem die Altstadt – es ist sehr schwer zu erraten, was wir dabei hauptsächlich gesehen haben… Dürfen es noch einen, zwei, drei oder sogar 200 Tempel sein?? Es ist unglaublich, aber die Stadt hat tatsächlich mehr als 200 Tempel zu präsentieren. Wir hatten jedoch nicht das erklärte Ziel, alle sehen zu wollen und beschränkten uns auf ein paar wenige in der Altstadt. Und einmal mehr zogen uns einige dieser wunderschönen Prachtbauten in ihren Bann. Im Gegensatz zu den anderen bereits bereisten Ländern, fanden wir es sehr sympathisch, dass hier im Norden Thailands (im Süden wissen wir es noch nicht) der Zutritt zu fast allen heiligen Tempelanlagen kostenlos ist und dazu sind die meisten Anlagen in einem sehr guten und top gepflegten Zustand!!

Obwohl Chiang Mai nicht wesentlich viel südlicher als Luang Prabang liegt, kletterten die Temperaturen zumindest tagsüber bereits wieder auf 30°C. Wir beide entschlossen uns deshalb, nach der „heissen“ Tempel-Tour kurz vor Feierabend, unsere Haarpracht etwas zu bändigen. Auch Claudia kürzte nach gut 6 Monaten rund 6cm vom blonden Engelshaar, was Reto zu Beginn als doch etwas zu viel empfand… Auch wenn die kleine Thai-Coiffeuse bei Reto auf den Zehenspitzen die Haare schneiden musste, machte sie einen guten Job. Mit 200 Bath pro Haarschnitt (5.50 CHF) kam sie preislich zwar nicht an den indischen Star-Coiffeur heran, wir gaben ihr aber trotzdem für beide Frisuren 9 von 10 Punkten;-)

Nach einem feinen Thai-Nachtessen im „Dash“ einem Trend-Restaurant, wo wir mit Daike und Martin (welche wir in Laos kennen gelernt haben) verabredet waren und einen gemütlichen und lustigen Abend verbrachten – und vielen Kilometern in den Beinen, fielen wir „nudelfertig“ in das gar nicht mal so unbequeme Bett.

Ausschlafen ging leider gar nicht, denn am nächsten Tag wurden wir bereits um 8.00h für eine Trekking-Tour abgeholt, welche wir am Vortag bei einem Touren-Anbieter in der Stadt gebucht haben. Nach dem Schuhwerk unseres Trekking-Guides zu urteilen, welcher am morgen früh mit Socken und in „Bade-Schlarpen“ vor uns stand, sah es eher so aus, als gingen wir auf einen Spaziergang am Strand, als auf eine 5-6 stündige Wanderung in die Berge. Nach einer guten Stunde Fahrt von Chiang Mai Richtung Süd-Westen begannen wir unsere Wanderung im Dorf „Mae Sa Pok“, einem kleinen etwas abseits gelegenen Bauerndorf, welches vor noch nicht allzu langer Zeit mit einer Strasse erschlossen wurde.

Die Strecke war total schön und führte uns durch faszinierende Wälder, entlang verschiedener Bäche und Flüsse und vorbei an einigen Wasserfällen – aber von wegen Spaziergang am Strand… es gab auf diesem Weg doch einige anspruchsvolle Stellen zu meistern. Wir waren erstaunt und fast ein wenig gefrustet, dass wir, als nicht unerfahrene Berggänger, mit unseren ultrateuren Asics-Trekking-Schuhen dem Tempo unseres „Bade-Schlarpen-Guide“, welcher wie eine Berg-Geiss über Stock und Stein voraus tänzelte, kaum folgen mochten.

Auf einem Hügel und zugleich dem höchsten Punkt der Wanderung, war das Dorf „Ban Pamon“. Wir bekamen einen Einblick in ein wirklich absolut entlegenes Bauerndorf mitten im thailändischen Hinterland, wo ausser einem schmalen steilen Fussweg gar nichts hin führt. Wir haben doch schon einige Dörfer in Südostasien gesehen, aber diese Bergleute haben, ausser einem grunzenden Schwein neben der sehr einfachen Holzhütte, wirklich nichts zu viel. Der Aussage unseres Guide, dass diese Leute ein wirklich hartes Leben haben, gab es nichts mehr beizufügen. Und trotzdem erhielten wir von der einen oder anderen Person ein nettes Lächeln.

Es war ein toller Wandertag und wir waren so richtig müde und zufrieden, als wir in Chiang Mai in unserer „Suite“ die Beine hochlagern durften. Zum Nachtessen wollten wir nicht mehr weit gehen und waren glücklich, dass wir uns im „Sizzler“ gleich um die Ecke, die Bäuche von einem Salat-Buffet füllen konnten.

Wir waren der Meinung, dass wir das Wochenpensum der Streckenkilometer zu Fuss in den ersten zwei Tagen in Chiang Mai bereits erreicht hatten. Deshalb mieteten wir uns für die zwei folgenden Tage fahrbare Untersätze mit zwei Rädern und mit 200 Bath umgerechnet 5.50 CHF/Tag für einen Roller war dies bestimmt die preiswerteste Art, sich fortzubewegen. Ja wir werden immer etwas frecher… Motorrad- bzw, Rollerfahren in einer Grossstadt und das noch mit Linksverkehr…

Nein – keine Angst, wir werden nicht unvorsichtig oder übermütig – hauptsächlich fuhren wir einige Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung von Chiang Mai an, wo der Verkehr eher gering war. Es ist wirklich eine tolle Art sich absolut frei bewegen zu können – aber in jedem Land Südostasiens ist es sicher nicht empfehlenswert und zum Teil auch extrem gefährlich.

Trotz aller Vorsicht beim Fahren gab es zwei kleinere Schreckensmomente.

Einmal wurde Reto beim Wenden, als er merkte, dass er sich auf Privatgrund in einer Sackgasse befand, von kläffenden Hunden attackiert. Ziemlich zielgerichtet versuchten die zwei Hunde in Retos Waden zu beissen. Mit hohem Puls, rotem Kopf und hochgehalten Beinen war die Flucht vor den beiden „Beissern“ doch noch erfolgreich.

Die zweite Situation, welche heftiges Herzklopfen auslöste, entstand Abends, als wir uns bereits bei Dunkelheit mitten in der Stadt verloren haben und länger an verschiedenen Orten aufeinander warteten und beide dachten, es wäre dem Anderen etwas zugestossen. Scheissgefühl… die Erlösung kam, als wir vor unserer Unterkunft nach einigen Minuten – die sich wie Stunden anfühlten – einander in die Arme fallen konnten.

Nach fünf tollen und intensiven Tagen in Chiang Mai und Umgebung, fuhren wir mit einem lokalen Bus noch höher in den Norden, nach Chiang Dao.

Die Fahrt dauerte nur gerade 1 ½ Stunden, durch eigentlich sehr schönes Gebiet. Unser junger und ehrgeiziger Chauffeur, schaute während der Fahrt dauernd auf seine Uhr, um wahrscheinlich einen neuen Streckenrekord aufzustellen. Er zwang den vollbesetzten Bus mit seinem rasanten Fahrstil in den Kurven mächtig in die Knie, bis die Stossdämpfer ganz am Anschlag waren. Wir zwei und natürlich die einzigen Langnasen im Bus, waren nicht ganz so entspannt auf dieser Fahrt, wie all die anderen, meist schlafenden Buspassagiere.

Das Marisa Resort & Spa liegt etwas ausserhalb von Chang Dao und ist eine wunderschöne, sehr grosszügig in die Natur gelegte Hotel-Anlage, wo man die Ruhe so richtig geniessen kann. Nach der Grossstadt und über das „chinesische Neue Jahr“, wo sowieso überall etwas Chaos herrscht, war dieser Ort genau das Richtige für uns, um ein paar Tage zu entspannen. Erstaunlicherweise hatte dieses Resort, trotz sehr guten Bewertungen, sehr wenige Gäste, sodass wir die Poolanlage sozusagen für uns alleine hatten.

Die Mitarbeiter im Resort waren ja alle wirklich sehr liebevoll, herzlich und hatten immer ein ehrliches Lächeln. Für gewisse Fragen und Konversationen mit den Hotelangestellten, insbesondere der Reception, (z.B. Ausflüge organisieren wie, wo, was, womit, wann etc.?) reichte halt ein nettes lächeln nicht ganz, um die kaum vorhandenen Englischkenntnisse zu ersetzen. Der Manager des Resorts war bei unserer Anwesenheit ferienhalber in seiner Heimat Holland. Offenbar ist er der Einzige, der wirklich gut Englisch spricht. Wir hatten auch ein wenig den Eindruck, dass die Mitarbeiter zwar immer ganz nett, aber im Wissen eines cheflosen Daseins, auch mal einen Gang zurück geschaltet haben. Wir nahmen es gelassen, schliesslich waren wir in einem etwas abgelegenem Teil im Norden von Thailand, da darf man nicht immer alles so eng sehen und durch ihre herzliche und zum Teil fast unterwürfige Art, verzeiht man ihnen so einiges und sieht auch über vieles hinweg, wo man sich an anderen Orten vielleicht ärgern würde. Es zeigt auch wieder einmal herrlich auf, dass mit einem netten Lächeln einfach sehr viel bewirkt werden kann…

Auch wenn wir, ausser einer kurzen Velotour, keine grossen Erkundungen und Ausflüge in der Gegend unternommen haben, hatten wir eine schöne und gemütliche Zeit in Chiang Dao. Und Eines muss unbedingt noch erwähnt werden – das Rote Thai-Curry im Marisa Resort war eines der besten, welches wir je hatten… und wir hatten schon einige!

Das Weiterkommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Chiang Rai stellte sich doch etwas komplizierter dar, als wir zuerst vermuteten. Verschiedene Buslinien und mehrmaliges Umsteigen wären sicher nötig gewesen. Um hierfür die richtigen Informationen zu erhalten, sprachen die Damen an der Reception definitiv zu wenig Englisch. Wir wollten auch nicht die Gefahr eingehen, in irgendeinem „Kaff“ im Nirwana von Hinter-Thailand zu landen und nicht mehr weiterzukommen. So leisteten wir uns den Luxus und buchten einen Privatwagen für diese Strecke. Die rund 3-stündige Fahrt war entspannend und zudem auch noch sehr schön – vor allem der erste Abschnitt, welcher uns durch und über schöne Karstberg-Landschaften führte, hat uns sehr gut gefallen.

Chiang Rai ist vor allem wegen der umliegenden einzigartigen Landschaft bekannt. Das gebirgige und grösstenteils mit tropischem Regenwald bedeckte Gebiet zählt zu den schönsten ganz Thailands (so steht es zumindest in den Büchern). Aber auch mit den schönen Tempeln kann die Stadt problemlos in der oberen Liga mitspielen.

Der bekannteste Tempel, welcher mittlerweilen auch schon zum Wahrzeichen von Chiang Rai wurde und fast auf jeder Postkarte zu sehen ist, ist der „Wat Rong Khun“, besser bekannt unter dem Namen „White Temple“. Diese erst 1997 begonnene Tempelanlage befindet sich mit weiteren Gebäuden immer noch im Bau. Sie besticht mit einer atemberaubenden, total „verschnörkelten“ Architektur. Als wir dieses wunderschöne Bau-Kunstwerk in strahlendem Weiss im tiefblauen Himmel gesehen haben, blieb uns wirklich mal kurz der Atem weg. Wir waren tief beeindruckt und fanden kaum die richtigen Superlative und Adjektive, um die Schönheit dieses Baus beschreiben zu können. Wir verweilten einige Zeit dort und fanden immer wieder neue interessante Details, die der Architekt am Bau und in der Umgebung inszenierte – einfach GEWALTIG!

Claudia konnte den Architekten per Zufall sogar in Person kurz sehen. Nebst dem, dass er diesem Bauwerk einen eindrücklichen Stempel aufgedrückt hat und immer noch tut, hat er über 10 Jahre kostenlos für sein „Lebenswerk“ gearbeitet. Einen solchen Architekten suchen wir schon lange in der CH;-)…

Unser flexibles Fortbewegungsmittel war auch in der Region von Chiang Rai einmal mehr der Roller. Wir „tuckerten“ gemütlich und genüsslich durch wunderschöne Gegenden, Landschaften und Dörfer. Mit den auf Reto‘s iPhone geladenen Karten und dem GPS wussten wir auch immer, wo wir sind und wie wir nach Hause kommen. So wurden wir mit der Streckenwahl auch immer etwas experimentierfreudiger und fuhren an einem Tag mal so richtig in den Busch. Der 125cc Roller – welcher mit keiner Motocross-Ausrüstung ausgestattet war – hatte an uns wahrlich keine Freude, als er sah, wo wir ihn überall „durchjagen“ wollen. Aber es lohnte sich – wir sahen wunderschön in der Natur eingebettete Reisfelder, Bananen- und Ananasplantagen an so abgelegenen Orten, wo sich wahrscheinlich noch nie eine „Langnase“ verirrt hatte.

Am letzten Abend verführte uns der Trip Advisor zum italienischen „Edelrestaurant“ „Favola“ direkt am Fluss. Es hatte seinen Preis – aber die Atmosphäre, der Service, das Essen, der Wein – einfach alles PERFEKT. Man gönnt sich ja sonst nichts… oder wie lautet der Spruch genau?

Die letzte Station in Nord-Thailand, war das kleine etwa 25km nördlich von Chiang Rai gelegene „Nok’s Garden Resort“.

Das überladene, kurz vor einem Achsbruch stehende TukTuk brachte uns vom Hotel zur Bus Station in Chiang Rai. Wir liessen im Hotel noch unseren Zielort auf thailändisch aufschreiben, da wir wussten, dass wahrscheinlich weder der TukTuk-Fahrer noch irgendjemand an der Bus Station Englisch sprechen würde. Und so war es auch… als wir jedoch die Thai-Hieroglyphen mit unserer Destination dem TukTuk-Driver zeigten, hielt er hinter einem der vielen aufgereihten Busse an. Das Gepäck wurde ohne Worte aus dem TukTuk gehievt und in eine Öffnung eines etwas ausgelatschten Busmodelles hineingestossen. Claudia erkundigte sich noch mit unserem Thai-Schrift-Zettelchen, ob dies der richtige Bus sei. Als alle nickten, stiegen wir sofort ein und ergatterten uns noch die letzten zwei Sitzplätze im randvoll von Thai’s gefüllten Bus und hofften, dass er in die richtige Richtung fährt. Das wir bei einem Fahrpreis von 20 Bath (0.55 CHF) nicht mit einem VIP-Bus mit bequemen Business-Sitzen unterwegs sein würden, war uns bewusst. Aber bei den Sitzplätzen fehlten für Normalsterbliche und mittelgross gewachsene Europäer mindesten 20cm Zwischenraum, um überhaupt sitzen zu können. Die Beine angezogen und etwas diagonal in den Gang gehalten, war die Stunde Fahrzeit gerade noch auszuhalten.

Wir wussten, dass wir irgendwann kurz vor dem Dorf „Ban Bo Thong“ aussteigen sollten, wo wir per Telefon das Resort für die Abholung am Dorfeingang avisieren konnten. Nun gut… es kam ein Dorf nach dem anderen und wirklich beschildert waren sie auch nicht. Der Bus füllte sich während der Fahrt dermassen auf, dass auch alle Stehplätze vergeben waren und die Leute z.T. auch schon aussen am Bus hingen. Das Ziel kam immer näher, wir sassen in der Mitte des Busses und konnten uns nicht mehr bewegen. Wir hatten auch keine Chance an die HALTE/STOP-Klingel zu kommen und wussten schon gar nicht, wie wir aus diesem Bus heraus kommen würden, wenn er dann mal anhält.

Wie von Geisterhand gesteuert, hielt der Bus plötzlich an, der Buschauffeur signalisierte uns auszusteigen, die Leute im Bus machten Platz und ein weiterer Mitarbeiter zerrte unsere Gepäckstücke etwas unsanft aus dem Bus auf die Strasse. Klappt ja hervorragend… Und da standen wir – irgendwo auf der Strasse und auf der Suche nach jemanden, der uns kurz sein Mobiltelefon zur Verfügung stellte, um die Abholung beim Resort zu melden.

Zwei Langnasen mit zwei grossen Gepäckstücken, etwas irritiert herumschauend auf der Strasse stehend, wurden von einer jungen Thai-Lady sofort gesichtet. Sie kam auf uns zu und fragte uns, wohin wir wollten und nach einem kurzen Telefon von ihr zum Resort startete sie ihren SUV, wo wir (Reto und die Gepäckstücke hinten auf der Ladefläche) nur ein paar Minuten später zum Hotel unterwegs waren. Mega freundlich und so einfach funktioniert es hier manchmal in Thailand – ganz schöne Erlebnisse.

Der aufmerksame Leser denkt jetzt sicher – ja die zwei werden sich nach der Low-Budget-Unterkunft in Chiang Mai und wie es der Name vermuten lässt, im Nok’s Garden Resort sicher wieder mehr Luxus gönnen. Weit gefehlt… das Nok’s Garden Resort steht zwar im Trip Advisor bei rund 150 Unterkünften in der Region Chiang Rai an 1. Stelle. Hinter dem Namen verbirgt sich jedoch eine sehr kleine, aus nur gerade fünf relativ grossen, aber sehr einfach eingerichteten Bungalows bestehende Anlage, welche in einem wunderschönen Garten mit kleinen Teichen steht. Die Top-Bewertungen und das Ranking haben sie vor allem durch die persönliche Betreuung des Besitzer-Paares erhalten. Rudi, ein ehemaliger Österreicher, der nun mit Pensionärstatus in Thailand lebt, nimmt sich viel Zeit mit seinen Gästen und gibt viele Tipps und Erklärungen, was man in dieser schönen Umgebung unternehmen kann – er redet gerne und manchmal auch viel und trinkt sehr gerne einige Bierchen pro Tag. Nok ist seine thailändische Partnerin, welche der eigentliche Chef ist und hervorragend kocht. Wir meinen, diese Anlage ist mit der Nummer 1 etwas überbewertet, aber für unsere Absichten, nochmals etwas Ruhe zu tanken und die Umgebung zu geniessen, absolut eine gute Wahl.

Die hauseigenen Roller brauchten dann auch nicht länger untätig rum zu stehen. Gleich am ersten Tag packten wir diese und fuhren, nach einer mehr oder weniger guten Skizze von Rudi, eine wunderschöne Scenic-Route zum Goldenen Dreieck. Unterwegs machten wir unter anderem Halt bei einem auf einem Hügel stehenden Tempel, wo wir eine ausgezeichnete Sicht auf den Fluss und die Grenze zu Laos hatten. Aus dem Tempel hörten wir zudem noch Gebets-Stimmen. Wir schlichen leise um den Tempel herum, um zu schauen, was hier so abgeht… und als wir um die Ecke kamen, drehten sich ca. zwanzig orange bekleidete Mönche, sowie noch etwa fünfzig andere an der Andacht teilnehmende Köpfe nach uns um und starrten uns an, als seien wir gerade als Ausserirdische aus dem Raumschiff Enterprise ausgestiegen. Als dann ein thailändisches Kleinkind aus der Menge zu uns krabbelte und nach ein paar Sekunden eingehender Musterung, lauthals zu schreien begann, hatten wir das Gefühl, nicht wirklich in diese Runde zu gehören und schlichen uns so leise, wie wir gekommen waren, wieder davon.

Bei einem Resti am Mekong machten wir noch eine kurze Mittagspause und stärkten uns mit einem feinen Fried Rice mit Gemüse, Cola und Wasser, worauf wir eine Rechnung von gerademal 60 Bath (1.65 CHF) präsentiert bekamen.

Am Goldenen Dreieck, wo dem Namen entsprechend die drei Länder Thailand, Laos und Myanmar zusammentreffen, waren wieder mehr Touris auszumachen. Einen schönen Ausblick auf das „Golden Triangle“ und das Zusammentreffen der Flüsse Mae Sai und Mekong, welche auch die Grenzen der drei Länder bilden, hat man von einem auf der thailändischen Seite stehenden Aussichtshügel. Dieses Grenzgebiet ist auch bekannt für den Anbau von Opium und entsprechenden Drogenhandel zwischen den Ländern. Darum verwunderte es uns auch nicht, als wir auf der Rückfahrt einen sogenannten „Drug-Checkpoint“ passierten, wo ziemlich grossangelegt viele Polizisten mit Drogenhunden Reisecars und Fahrzeuge auseinander nahmen und beschnupperten. Wir durften jedoch ohne Kontrolle passieren…

Für unsere erste längere Wanderung ohne Guide zu einem nahe gelegenen See, zeichnete uns Rudi eine von seinen bekannten Karten und gab uns einige Informationen dazu. Tja so detailliert war die Karte dann auch wieder nicht, denn bereits bei der zweiten Weggabelung, welche gemäss Skizze keine Gabelung hätte sein sollen, liefen wir in die falsche Richtung. Nach einigen Minuten und einen Blick auf das iPhone GPS machten wir kehrt und fanden zurück auf den richtigen Weg. Mit rund 32°C, praller Sonne und wenig Schatten war es etwas heiss, aber die rund 4-stündige Wanderung war sehr schön – vor allem in der Gegend des Sees.

Zudem erfreuten wir uns darüber, den Bewegungsapparat wieder einmal aktiviert zu haben, was beim Reisen gar nicht mal so einfach ist.

Auf dem Rückweg hörten wir von weitem Männergeschrei von einem Bauernhof. Wir erinnerten uns, dass Rudi gesagt hat, dort würden sonntags jeweils Hahnenkämpfe durchgeführt. Reto’s Neugier wurde entsprechend geweckt – Claudia wollte das unter keinen Umständen sehen. Sie setzte sich gemütlich unter einen Schatten spendenden Baum und Reto wagte sich in die „Höhle des Löwen“. Dass sein unauffälliges Hineinschleichen in die Arena nicht wirklich erfolgreich war und zu Beginn etwa 150 Augenpaare auf ihn gerichtet waren und er sich als einzige „Langnase“ in diesem Ring etwas komisch fühlte, kann man wahrscheinlich verstehen. Aber kaum mittendrin, sind die Männer auf der Tribühne zusammen gerückt und boten ihm einen der besten Plätze an. Als der Hahnenkampf bereits einige Minuten im Gange und Reto mehr fasziniert vom Verhalten der Leute am Ring, als vom Kampf der beiden Hähne war, wurde ihm auf die Schulter geklopft, um ihn zum Mitspielen und Mitbieten zu animieren. Mit einem freundlichen Lächeln hat er jedoch dankend abgelehnt. Reto kann sich zwar in keiner Art und Weise mit Hahnenkämpfen anfreunden und trotzdem war es sehr interessant, zuzusehen wie so etwas abläuft und die Thai-Männer ihr Geld an einem Sonntagnachmittag verzocken. Wenigstens wurden den Tieren nicht noch zusätzlich Messerchen an die Klauen gebunden und der Kampf wurde auch nicht bis aufs Letzte ausgetragen. Bei dem Kampf wo Reto zugeschaut hat, sofern er das richtig verstanden hat, war es unentschieden. Am Schluss konnten sich zwar beide Hähne kaum mehr auf den Füssen halten, aber sie wurden noch lebend aus dem Ring genommen.

Nach einer schön kalten Dusche genossen wir es, auf der Veranda unseres Bungalows die Beine hoch zu lagern, ein paar Seiten zu lesen, zu entspannen und ein kühles Bier bzw für Claudia einen Cooler zu trinken.

Einen weiteren Tag benötigten wir wieder einmal, um einfach NICHTS zu tun. Lesen, entspannen, feines Thai-Essen und eine Massage wären eigentlich das Ziel gewesen. Nur mit dem Nichts-Tun klappt es auch nicht immer, gibt es halt immer wieder Fotos zu sortieren, Berichte zu schreiben, an der Homepage zu arbeiten, Mails zu beantworten etc.

Wir versuchen seit ein paar Wochen den anfänglich sehr hohen Reisetakt etwas zu reduzieren und vermehrt auch freie Tage einzuschalten. Für viele klingt dies vielleicht komisch – aber eine Weltreise ist nicht nur Urlaub. Wir erachten es auch eher als eine persönliche Weiterbildung über sehr viele und verschiedene Themen. Und alle, die schon einmal längere Zeit und in verschiedensten Ländern unterwegs waren, wissen, dass es Zeiten gibt, wo man das Reisen sehr gefühlvoll takten muss, um den Computer bzw. das Hirn vor lauter Eindrücken nicht zu überladen. So glauben wir, dass wir mit dem Verringern der Reisegeschwindigkeit und dem Einschalten von Ruhetagen sehr gut unterwegs sind, um diese „Traum-Reise“ weiterhin voll geniessen zu können.

Am letzten Tag in Nord-Thailand schnappten wir uns abermals die Roller und fuhren durch die schöne Gegend, um das Leben, Land und Leute Nordthailand nochmals zu geniessen.

Es ist wirklich wunderschön hier… und von den Unruhen, die vor, bei und nach den Wahlen vor allem in Bangkok stattfanden, haben wir nicht eine Sekunde etwas gesehen oder gespürt. Uns berichteten auch verschiedenste Reisende, welche zu den besagten Unruhezeiten mitten in Bangkok waren, dass alles viel gemässigter und ruhiger ist, als es von den Medien dargestellt und dramatisiert wird. Wir hoffen, dass es so bleibt, denn wir haben geplant, fast den ganzen März im Süden von Thailand zu verbringen.

Nun fliegen wir aber zuerst nochmals nach Vietnam und freuen uns riesig, mit unseren Freunden Eveline und Peter zwei Wochen im Süden von Vietnam gemeinsam Ferien verbringen zu dürfen!!

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