Patagonien (ARG/CHL) 3.12.-28.12.14

Eine frühe Tagwache war in Iguazu angesagt und wir kamen leider nicht mehr in den Genuss des hervorragenden Frühstücksbuffets.

06.30h holte uns eine schwarze Limousine ab und fuhr uns zum Flughafen auf die argentinische Seite. Auch wenn der Chauffeur mit weissem Hemd und schwarzer Hose sehr seriös aussah, war sein morgendlicher „Wachheitsgrad“ noch nicht sehr hoch und wir mussten uns mit ihm etwas unterhalten, dass er nicht in den Sekundenschlaf fiel… das kennen wir doch irgendwo her…

Unser erster Flug mit der Aerolineas Argentina, die nicht nur den besten Ruf hat, verlief einwandfrei.

Nach zwei Stunden Flug hatten wir einen kurzen Zwischenhalt in Buenos Aires, bevor wir nochmals für gut 3 ½ Stunden weiter in den Süden flogen. Also über fünf Stunden sind wir von Nord nach Süd über argentinischen Boden geflogen und waren noch nicht einmal ganz im Süden – denn dafür bräuchte man nochmals eine gute Stunde – da sieht man wie gross bzw. langgezogen dieses Land ist.

Beim Anflug auf El Calafate, welches im argentinischen Patagonien liegt, überraschte uns das sehr sonnige Wetter, aber vor allem auch eine nicht erwartete trockene, fast steppenartige Landschaft.

In El Calafate hatten wir ein kleines Bed & Breakfast gebucht, das im TripAdvisor sehr viele positive Kommentare erhielt. Vor allem die Freundlichkeit der Gastgeber wurde besonders gelobt.

Uns war bewusst, dass es nach den vielen tollen Hotels in Brasilien, in El Calafate etwas kleiner und einfacher sein wird… Aber gleich soooo klein, dass wir keinen Platz fanden, um unsere Gepäckstücke liegend zu deponieren – mit dem haben wir nicht unbedingt gerechnet. Zumindest war alles sehr sauber und der Patron Juan und seine Frau Graziella waren wirklich sehr nett.

Ein kleines, aber nicht unwesentliches Detail, das keiner der vielen in Englisch verfassten TripAdvisor-Kommentare erwähnt hatte, war, dass Juan’s Englisch dringend Verbesserung nötig gehabt hätte. So war die Verständigung zwar total herzlich, aber auch eher schwierig.

Mit einem etwas unguten Gefühl, bei der Übernachtuns-Lokalität etwas daneben-gegriffen zu haben, machten wir uns zu Fuss auf Richtung Städtchen bzw. zum Tourist-Information-Center, welches uns Juan noch auf einer Karte markiert hatte.

In der Hoffnung, mit unzähligen Informationen über diese tolle Gegend und entsprechenden Aktivitäten berieselt zu werden, stellte sich bei uns gleich mal etwas Ernüchterung, ja sogar auch Frust ein.

Die zwei Damen hinter der Theke waren nicht nur unmotiviert und unfreundlich – nein leider konnten auch sie kaum ein Wort Englisch… El Calafate gilt eigentlich als zentraler Hauptort Patagoniens – aber wo sind wir denn hier gelandet??? Wir sind uns bewusst, dass wir uns in einem Spanisch sprechenden Land befinden, aber hier sind zur Hauptsaison fast mehr Touristen als Einwohner anzutreffen, die sicher auch nicht alle die Sprache beherrschen …

Es war zwar nicht gerade der Start, den wir uns in Patagonien erhofft hatten – aber nach über 16 Monaten Reisezeit kann uns dies nicht „stressen“. So zogen wir weiter Richtung Zentrum und erfreuten uns an der überaus hübschen Main-Street, wo sich unzählige Restaurants und auch Offices von Touren-Anbietern aneinander reihten. Nach einem kleinen Happen zu essen, draussen an der Sonne, steuerten wir in ein solches Tour-Anbieter Office und wurden freundlich von einer jungen aufgestellten Dame in bestem Englisch beraten – so haben wir uns das vorgestellt und die Freude in Patagonien zu sein, erfuhr einen Neustart.

In El Calafate verbrachten wir sozusagen nur einen Patagonien-warm-up Tag, bevor wir einen 5-tägigen Ausflug in den chilenischen Nationalpark „Torres del Paine“ machten.

Uns wurde von mehreren Seiten das Hotel Explora Patagonien empfohlen und wir konnten vor einigen Wochen, so wie es aussah, noch eines der letzten Zimmer buchen.

Ein nicht ganz günstiges Unterfangen – aber uns überzeugte das Konzept und die überaus begeisterten Kommentare von ehemaligen Gästen.

Um 07.00h ging es los – ein Privatwagen holte uns vor dem B&B mit lateinamerikanisch ungewohnter Pünktlichkeit ab. Mit dem Geländewagen wurden wir in einer rund 3-stündigen Fahrt bis zur chilenischen Grenze gebracht.

Leider trafen zwei Reisebusse kurz vor uns an der Grenze ein und die kleinen Zollhäuschen waren zum Bersten voll mit Leuten. Nach über einer Stunde hatten wir das eher chaotische Aus- und Einreiseprozedere überstanden.

Auf der chilenischen Seite stand bereits ein Van des Hotels bereit, der uns nach einer weiteren stündigen Fahrt in den Park „Torres del Paine“ zum Hotel fuhr.

Zwar hielt sich das charakteristische Bergmassiv, welches fast auf jeder Postkarte zu sehen ist, noch etwas in den Wolken versteckt, der Nationalpark liess aber schon bei der Anfahrt zum Hotel seine Schönheit durchblicken.

Im Explora Hotel wurden wir sehr nett empfangen und ein Guide nahm uns gleich „zur Brust“, lotse uns in die Bar und gab uns bei einem Pisco-Sour-Willkommensdrink die ersten Informationen über das Hotel, dessen Philosophie und die möglichen Aktivitäten.

Kurz nach dem Mittagessen hatten wir bereits die Trekking-Schuhe angeschnallt und gingen auf die erste Wanderung mit zwei Guides – wir hatten also eine 1:1 Betreuung.

Herrliche Ausblicke auf Lagunen und Berge und farbig blühende Wiesen präsentierten sich uns an diesem schönen Wander-Nachmittag. Zudem machten wir auch das erste Mal so richtig Bekanntschaft mit dem patagonischem Wetter. Nicht umsonst sagen die Einheimischen, dass es nicht unüblich ist, alle vier Jahreszeiten an einem Tag erleben zu können… So war es auch – warm & kalt, Sonne, Wolken, Regen und in den Bergen sahen wir, wie es schneite… aber vor allem erlebten wir, wie der Wind über die Landschaft im wahrsten Sinne des Wortes „fegte“. An gewissen Stellen pfiff er uns mit rund 85-100km/h um die Ohren. Ausser im freien Fall hatten wir noch nie solche Windverhältnisse gespürt! Wir genossen es richtig, dieses raue und typische Wetter zu erleben. Man konnte voll in den Wind liegen und benötigte manchmal sogar Kraft und die Wanderstöcke, um im Gegenwind bergab zu laufen!! Das war lustig und auch ein toller Start im Torres del Paine Nationalpark…

Der Wind schlug uns am zweiten Tag ein „Schnäppchen“. Mit Peter & Beatriz, einem netten Schweizer Paar und unserem Guide Benjamin gingen wir auf eine Tages-Tour zum Grey-Glacier. Der Plan wäre eigentlich gewesen, dass uns ein Schiff nach der 4h Wanderung beim Gletscher abholt und über den See bringt, wo uns ein Fahrzeug zurück ins Hotel gefahren hätte. Der Wind in Patagonien ist unberechenbar und gab an diesem Tag alles – und leider so viel, dass kein Schiff aufs Wasser gelassen wurde und wir denselben Weg wieder zurück „schlurfen“ durften. So wurde aus einer 4-Stunden Wanderung ein „happiger 8-Stünder“. Unsere auch nicht mehr jüngsten und zurzeit eher untrainierten Körper gaben uns dies am nächsten Tag mit einem schönen, zarten Muskelkater zu spüren.

Der Höhepunkt (und die Erfüllung von Claudia’s „sehnlichstem“ Wunsch) kam sicher am 3.Tag – als das Torre Bergmassiv leicht mit Schnee angezuckert im tief blauen Himmel erstrahlte und der See smaragdgrün leuchtete – so kennt man diese Ecke Patagoniens aus dem Reiseprospekt und von den Postkarten – kitschiger geht es nicht mehr. Wir konnten uns kaum satt sehen an diesem grossartigen Anblick – solche Tage gibt es nicht so oft (wie uns gesagt wurde)!!!

Peter feierte noch seinen 50igsten Geburtstag und der Pisco-Sour-Konsum an der Bar stieg gewaltig in die Höhe – ein überaus idealer Ort, um ein solches Ereignis zu feiern – sämtliche Getränke inkl. Mix-Drinks, Wein und auch harte Spirituosen sind im Preis inbegriffen – müssen wir uns merken – Reto’s 50igster ist ja auch nicht mehr in allzu weiter Ferne… 🙂

Die Tage im Explora und im Nationalpark vergingen leider viel zu schnell. Wanderungen oder Reitausflüge durch diese fantastische Landschaft oder ein Barbeque auf einer Estancia genossen wir ebenso sehr, wie das feine Essen im Hotel, das Zimmer mit Hammerblick auf See und Berge oder den Sprung nach der Sauna in den 4°C kalten Gletschersee!!!

Nach vier Stunden im Auto und für diesmal ohne Personen-Stau am Zoll, waren wir wieder in Argentinien und Juan mit Graziella empfingen uns wieder sehr herzlich in ihrer Pousada in El Calafate.

Es war unser 500ster Reisetag und zur Feier des Tages gönnten wir uns ein Essen im besten Restaurant (gem. TripAdvisor) von El Calafate. Es war himmlisch… und wir suchten nach einem triftigen Grund um nochmals dorthin zu können – wir fanden keinen… reservierten aber trotzdem nochmals einen Tisch am übernächsten Abend;-)

Eine ganztägige Gletscherboots-Tour auf dem Lago Argentina (der zweimal so gross ist wie der Bodensee) brachte uns zu den grössten Eismassen auf der Südhalbkugel. Ganz nahe und vom Wasser aus bestaunten wir zuerst den Gletscher Upsala, auch „weisser Riese“ genannt und mit 600km2 etwa 5mal grösser als der Aletsch, welcher der grösste Gletscher der Alpen ist.

Auch der Spegazzini-Gletscher, der mit 130m Höhe der „dickste“, Gletscher Südamerikas ist, vermochte zu beeindrucken.

Die am meisten bewunderten „Darsteller“ auf dieser Bootstour waren für uns jedoch die vorbei driftenden bald silbern, bald kobaltblau schimmernden Eisberge, die von Wasser und Wind zu monumentalen Kunstwerken modelliert wurden.

Ein Aufenthalt in El Calafate ohne beim Gletscher Perito Moreno gewesen zu sein, sei etwa das Gleiche, wie ein Besuch in Rom ohne das Kolosseum gesehen zu haben – wurde uns gesagt. Na klar – gehört ja zum Pflichtprogramm und das war auch unsere zweite Tages-Tour.

Nach den imposanten Gletschern Upsala und Spegazzini waren wir nicht so sicher, ob dieser Perito Moreno wirklich so spannend sein kann wie alle sagen. Wir liessen uns überraschen…

Nach einer 1 ½-stündigen Anfahrt mit einem Car zum Nationalpark machten wir zuerst eine kleine Bootsfahrt und sahen vom Wasser aus den südlichen Teil der Gletscherzunge – ja OK – jedoch hielt sich bei uns die Begeisterung noch in Grenzen.

Beim zweiten Teil des Ausfluges konnten wir 2 Stunden vom Festland aus – von speziell gebauten Stegen mit einer Länge von 3 km und diversesten Aussichtsplattformen, DEN Gletscher der Gletscher „Perito Moreno“ ganz nahe und aus verschiedensten Perspektiven beobachten. Wir dachten zuerst, was sollen wir da zwei Stunden das Eis anstarren – das wird ja voll öde…

Aber die Sicht leicht erhöht auf das nur gerade rund 200m entfernte mächtige, im Wasser stehende Gletscher-Ende war echt beeindruckend. Was aber noch viel spannender war, ist das, was diesen Gletscher so interessant macht – zu sehen wie er lebt…

Der Perito Moreno ist einer der ganz wenigen Gletscher (es gibt nur zwei davon – diesen und einen in Norwegen) die noch wachsen. Sage und schreibe 2m pro Tag wächst bzw. stösst die Gletscherzunge im Zentrum vor. Da knackst und rumpelt es ununterbrochen – zwischendurch fallen immer wieder Eisstücke tosend ins Wasser.

Bei all den Gletschern in Alaska und Kanada haben wir so etwas noch nie gesehen – von „öde“ keine Spur, es war spannender als ein Krimi und wir wären gerne noch länger geblieben als „nur“ zwei Stunden.

Nun verstehen wir auch, wieso man diesen Gletscher gesehen haben muss!!!

In der Posada gab uns Juan für unseren zweiten Aufenthalt ein grösseres und helleres Zimmer. Wir fühlten uns immer wohler bei ihnen und die Atmosphäre wurde so richtig familiär – zur Begrüssung am Morgen oder Abend gab es im argentinischen Stil Küsschen für Claudia und eine kräftige Umarmung für Reto.

Juan und Graziella (ehem. Professorin in Geografie) haben das Herz definitiv am richtigen Ort.

Dies zeigte sich unter anderem, als wir eines Abends zurückkamen und Juan in sein Auto zeigte, wo ein zitterndes Hundebaby in einem Körbchen lag. Er hat das herrenlose Fellbündel unweit vom Haus in sehr schlechtem Zustand aufgelesen und zuerst zum Tierarzt gebracht, um es nun nebst seinen anderen drei Hunden und zwei Katzen wieder „aufpäppeln“ zu können. Um Claudia war es natürlich geschehen als sie sah, wie das wehrlose Hündchen unaufhörlich zitterte.

Juan verbrachte die Nacht neben dem Hund und versuchte, es mit einflössen von Essen und Wasser wieder auf die Beine zu bringen.

Leider hat sich trotz aller Anstrengungen der Zustand vom „Hundi“ nochmals verschlechtert – und am nächsten Tag, als der Abschied nahte, flossen auch ein paar Tränen – nicht nur wegen dem Hund, sondern auch weil wir die zwei liebgewonnenen Patagonier Juan & Graziella verlassen mussten.

Von El Calafate landeten wir nach einem gut stündigen Flug in der südlichsten Stadt der Welt – in Ushuaia.

Wir erwarteten hier am Ende von Südamerika ein kleines Fischerdörfchen, wo die Einwohner tagtäglich mit dem garstigen und stürmischen Wetter im Einklang leben müssen.

Uns überraschte beim Anflug über die schönen Fiorde: Sonnenschein und der Blick nicht auf ein kleines Fischerdorf, sondern eher auf eine für patagonische Verhältnisse grössere Stadt.

Wir logierten in einem neueren Ressort, das zwar einiges ausserhalb auf einer Anhöhe gelegen war, dafür einen sensationellen Blick auf den Beagle-Kanal und Ushuaia zu bieten hatte.

Mit dem Hotel-Shuttle liessen wir uns dann kurz nach der Ankunft wieder ins Städtchen bringen. Es war Samstag und die Strassen lebten in einer Art und Weise, wie wir es uns an diesem Ort nicht vorgestellt hätten.

Unser Hungergefühl machte sich leider zu einer südamerikanisch untypischen Zeit bemerkbar. Suche mal ein Restaurant in diesen Breitengraden, das um 18.30h geöffnet hat. No way – nur gerade ein paar Bars oder „Fast Food Schuppen“ hätten uns um diese Zeit etwas Futter gegeben. Die netten Gaststuben öffnen in der Regel frühestens ab 20.00h.

Obwohl wir beide in der Vorbereitung auf den kalten Süden etwas an Fettpölsterchen zugelegt haben und auch von diesen hätten zehren können, trieb uns das frühzeitige Hungergefühl in einen ganztägig geöffneten Italiener, wo wir uns mit einer mittelmässigen Pizza und einem zu stark gebratenen Filet abspeisen liessen… Chasch halt nid immer nur gwünne…

Zurück im Hotel wurde der TripAdvisor nach den guten Speiselokalen ausgefragt und der Concierge des Hotels mit Reservations-Aufträgen für die nächsten Abende beauftragt…

Wer so tief im Süden und nicht sehr weit weg von der Antarktis ist, muss sicher die Pinguine gesehen haben. Dies haben auch wir uns auf den Hut geschrieben und buchten eine entsprechende Tour gleich für den nächsten Tag.

Eine landschaftlich sehr schöne Fahrt auf der „Isla Grande de Tierra del Fuego“ brachte uns in rund 1 ½ Stunden zur „Estancia Harberton“. Unzählige Male hätten wir gerne angehalten und die schöne Gegend bestaunt und auch fotografiert – jedoch ging es bei dieser Tour um die Pinguine und der Bus wollte und konnte nicht alle paar hundert Meter für uns anhalten…

Mit einem bedachten Zodiac-Boot übersetzten wir von der Estancia zur Isla Martillo, wo sich alle Jahre rund 12‘000 Pinguine für einige Monate niederlassen und auch ihren Nachwuchs zur Welt bringen. Wieso nur auf dieser Insel die Pinguine sind, konnte uns niemand sagen.

Das Boot fuhr ganz langsam an die Insel heran und als die Tür zum Aussteigen geöffnet wurde, trauten wir unseren Augen fast nicht. Tausende Pinguine waren am Strand und liessen sich von den fremden Ankömmlingen kaum stören – wir mussten wirklich sehr achtsam aussteigen, um nicht noch auf einen Pinguin zu treten – so nahe waren sie.

Normalerweise sind zwei verschiedene Rassen auf der Insel die Magellan- und die Papua Pinguine – wir hatten das ausserordentliche Glück, dass sich noch drei Königspinguine auf die Insel „verirrt“ hatten.

Ja – wer liebt sie nicht… diese putzigen Tiere mit ihrem süssen Wackelgang.

Eine gute Stunde durften wir uns (ca. 20 Personen) mit einem Guide auf der Pinguin-Insel bewegen und diese Tiere ganz nahe erleben – auch kleinste Pingus, die sich mit ihrem grauem Flumi-Fell ganz fest an die Mutter drückten, gabs zu sehen… soooo herzig.

Zum Schutze der Pinguine wird zum Glück die Anzahl Touristen, die auf die Insel gelassen wird, stark kontingentiert – es gibt nur einen Anbieter, der diese Tour verkaufen und durchführen darf – entsprechend sind auch die Preise… Wir waren jedoch der Meinung, dass sich jeder argentinische Peso dafür gelohnt hat.

Am zweiten Tag war unser Motto: die Landschaft auf Feuerland rund um Ushuaia zu sehen und kennen zu lernen.

Mit einem 4×4 und dem kaum mundtot zu kriegenden Guide „Walter“ ging es ins Umland.

Mit uns stieg auch noch eine Chinesen-Familie, bestehend aus drei Generationen, in denselben Jeep ein – wir bekennen uns als nicht die ultimativen Chinesen-Freunde und dachten, wenn das nur gut kommt.

Aber wie sich im Verlauf des Tages glücklicherweise heraus stellte, waren sie freundlich, höflich und hatten richtig gute Manieren, sogar beim Essen – also zusammengefasst eigentlich gar keine richtigen Chinesen. Logisch – denn sie lebten ja auch bereits einige Jahre in Argentinien…

Die Tour mit Walter war lustig – es machte ihm – und auch den meisten von uns – so richtig Spass, seinen Jeep durch die schlammigen, unebenen Waldstrassen zu steuern. Wenn es allzu heftig wurde, klammerte sich unsere Chinesen-Oma mit harten Griffen an allem, was sie kriegen konnte, fest (auch Claudias Arme wurden von ihr zeitweise wie von einen Amboss umklammert).

Mit dem Jeep und unserem „Walter-Dirty-Road-Driver“ kamen wir zu einigen schönen Orten, wo uns tolle Einblicke in den südlichsten Süden von Südamerika präsentiert wurden. Einzig das gute Fleisch am Mittag hatte Walter (obwohl er dies offenbar seit 10 Jahren fast täglich macht) für unseren Geschmack einen Tick zu lange auf dem Grill.

Am dritten Tag in Ushuaia nahmen wir uns frei… Wir konzentrierten uns darauf, dem Körper wieder mal etwas Gutes zu tun – ausschlafen – Fitness Center und im heissen Outdoor-Pool mit Blick auf den Beagle-Kanal, Ushuaia und die umliegenden schneebedeckten Berge entspannen und sich aufweichen zu lassen…

Apropos dem Körper Gutes tun… Kulinarisch fühlten wir uns – nebst dem „Aussetzer“ am ersten Abend – überhaupt nicht wie am Ende der Welt. Wir durften uns in einigen Lokalen auf hohem Niveau verwöhnen lassen…

Auch wenn Ushuaia um einiges touristischer geworden ist und bei uns das erhoffte Gefühl, so richtig am Ende der Welt zu sein, nicht wirklich aufkommen konnte, waren die vier Tage in Ushuaia auf Feuerland absolut lohnenswert. Kommt hinzu, dass wir einmal mehr ganz unerwartet trockenes Wetter mit viel Sonnenschein geniessen durften – was für diese Region eher selten ist.

Unsere Reise durch Patagonien führte uns dann auf dem Luftweg rund 2‘500km nördlicher – in die Seen Region von San Carlos de Bariloche, welche auch argentinische Schweiz genannt wird und das grösste Skigebiet von ganz Südamerika hat.

In den Nationalparks Nahuei Huapi und Lanin verstecken sich über 50 Seen und Lagunen, die durch Wasserläufe von mehreren tausend Kilometern miteinander verbunden sind. Damit wir diese reizvolle Gegend erkunden und auch bewandern konnten, mieteten wir ein Fahrzeug für die 11 Tage in diesem Gebiet.

Im Lirolay Suites Hotel– ein aus Naturstein und Holz erbautes Schlösschen direkt am Wasser, hatten wir unsere grosszügige Suite mit Jacuzzi im Zimmer und einem herrlichem Blick auf den Nahuei Huapi See. Ein wirklich romantischer Ort, der auch viele Honey-Mooner anlockte… Ist ja für uns als „frisch“ bzw. „immer noch“ Verliebte demzufolge genau der richtige Platz!

Zum Skifahren waren wir leider rund 1 ½ Monate zu spät dran. Reto hätte es schon noch gereizt, über ein paar argentinische Pisten zu flitzen…

So packten wir halt unsere Wanderstöcke aus und gingen zu Fuss in die Berge, schliesslich wird diese Region auch als Wanderparadies angepriesen.

Wir machten ein paar Wanderungen in die Höhe und genossen die landschaftlich absolut spektakuläre Seenregion, die seinesgleichen auf der Erde in dieser Art sucht.

Aber bezüglich „Wanderparadies“ wurden unsere Erwartungen nicht ganz erfüllt. Es gab nicht sehr viele offizielle, gut markierte Wanderwege und meistens waren es Wege zu einer Hütte oder einem Aussichtspunkt und dann dieselben wieder zurück.

Da spielen wir in der Schweiz oder in Österreich mit den vernetzten Wanderwegen, -gebieten und der dazugehörenden Infrastruktur (Bahnen, Restaurants, Hütten etc.) diesbezüglich definitiv in einer höheren Liga.

Apropos Wanderwege – auch wenn es Argentinische Schweiz heisst – Wanderwege richtig ins Gelände legen können die Argentinier überhaupt nicht und das haben sie bestimmt auch nicht von den Schweizern gelernt. Vielfach ist die Wegführung einfach in die Falllinie gelegt, egal wie steil der Berg ist. Aufgrund der Bodenbeschaffenheit, welche meistens aus Sand oder Kies besteht, werden viele Abschnitte sehr mühsam und z.T. auch fast gefährlich zum Begehen. Wir waren glücklich, unsere Wanderstöcke dabei zu haben…

Es war für uns eine „Ehrensache“, der Colonia Suiza – etwas ausserhalb von Bariloche – einen Besuch abzustatten. An dem Tag als wir jedoch in dieses 600 Seelen-Dorf kamen, war es ziemlich ruhig – die meisten Restaurants und Verkaufsstände waren geschlossen.

Überall waren aber Schweizerfahnen zu sehen, was natürlich unsere Herzen erwärmte. An einer Ecke war ein Marktstand, dekoriert mit vielen Schweizerkreuzen, offen. Der ältere Herr in roter Schürze und Weihnachtsmann-Kappe wollte uns „Schweizer“-Schokolade in schöner rot-weiss Verpackung verkaufen.

Zu erwarten, dass dieser Mann Schwiizerdütsch spreche, war wohl zu vermessen – so wollten wir mit unseren wenigen Spanisch-Brocken in Erfahrung bringen, ob dies überhaupt echte Schweizer-Schokolade sei. Fast etwas beschämt schaute er auf seine Schokoladen-Auswahl und meinte kopfschüttelnd auf Spanisch, dass es leider argentinische Schokolade ist. Wie so vieles, lässt es sich einfach besser mit einem Schweizer-Label verkaufen… Nichts desto trotz haben wir ihm etwas von dem süssen Zeug abgekauft und es schmeckte nicht einmal so schlecht…

Rund um unser Hotel lagen glücklicherweise in Gehdistanz einige der besten Restaurants der Region. Wir brauchten also definitiv nicht zu verhungern – die Chance, ein paar Tage auf Schmalkost zu fahren, war jedoch auch dahin geschmolzen…

Selbstverständlich kam im „Land des Fleisches“ vielfach ein „Lomo“ (argentinisches Filet) auf den Teller und einmal sogar ein Wagyu-Beef (argentinisches Kobe-Beef).

Sie haben hier in Argentinien wirklich gutes bis sehr gutes Fleisch – aber zu unserem Erstaunen haben wir nach 3 Wochen Fleischkonsum festgestellt, dass die argentinischen Köche die zarten Fleischstücke vielfach zu lange braten. Ein „medium (auf Spanisch a-punto) bestelltes Fleisch wird meistens durchgebraten (so gesehen fast ein kulinarische Verbrechen…) oder ein „medium-rare“ (auf Spanisch a-punto meno) Garstufe, bringen sie gerade so knapp mit leichter rosa Farbe in der Mitte hin. Nun mittlerweilen haben wir es draussen, wie man das Fleisch bestellen muss, damit es für unseren Geschmack richtig auf den Teller kommt…

Auch in Bariloche verflog die Zeit wie im „Nu“ und am 7. Tag fuhren wir bereits wieder weiter, durch eine fantastisch schöne Landschaft, vorbei an sieben Seen, rund 200km nördlicher nach San Martin de los Andes (was für ein schöner Ortsname…)

Unser GPS meinte, dass wir in rund 3 ½ Stunden das Ziel erreichen sollten – es wusste jedoch nicht, wie schön die Gegend und das Wetter ist und wie viele Fotostopps wir einlegen würden – darum brauchten wir schlussendlich über sieben Stunden, bis wir das Ortsschild von San Martin de los Andes passierten.

Neuer Ort heisst auch wieder neu orientieren was, wie, wo und überhaupt… Das kennen wir zur „Genüge“ und merken allmählich auch, dass uns die Wechsel in neue Umgebungen (Länder, Orte, Hotels etc.) nicht mehr ganz so einfach fallen wie noch zu Beginn der Reise. Auch wenn wir die ganze „Reiserei“ immer noch sehr geniessen können, macht sich zwischendurch eine gewisse „Reisemüdigkeit“ bemerkbar. Das ist auch der Grund, dass wir unsere Aufenthaltstage an einem Ort etwas ausgedehnt haben, um den Takt ein wenig zu verlangsamen.

Apropos Reisemüdigkeit – spannend sind momentan unsere Gefühlsschwankungen. Je länger unsere Reise ging und wir von zu Hause weg waren, desto mehr stieg auch die Freude, bald wieder in die vertraute Heimat zurück zu kehren und unsere Familien und Freunde zu sehen. Als wir nun vor kurzer Zeit unseren Rückflug gebucht und unserer Reise ein Enddatum gegeben haben, kam plötzlich ein weiteres Gefühl bei uns auf. Und zwar die Traurigkeit, dass „die Reise unseres Lebens“ tatsächlich langsam zu Ende geht und wir bald nicht mehr so unbeschwert und in schöner Zweisamkeit durch die Welt gondeln werden. So schlagen nun zwei Herzen in uns – ein Freudiges und ein Trauriges.

Zurück zu San Marin de los Andes – nachdem wir uns mit Informationen im Tourist Office eingedeckt hatten, schlenderten wir noch durch ein paar Strassen im ruhigen Städtchen. San Martin de los Andes liegt wunderschön zwischen den Bergen am Lago Lacàr. Die Ortschaft ist um einiges kleiner und übersichtlicher als Bariloche. Mit den breiten Alleen, von Birken und Rosen gesäumten Bürgersteigen und einem reichen Ensemble chaletartiger Häuser versprüht S.M. de los Andes einen speziellen Charme und wird in einigen Reiseführern sogar als schönster Gebirgsort Südargentiniens beschrieben.

Für die 5 Tage haben wir uns am Rande des Städtchens ein schönes und grosses Appartment über zwei Geschosse zu einem sehr fairen Preis gemietet.

Mit Marcia und Hector, dem Besitzer-Päärchen dieser neuen Anlage, durften wir erneut ganz liebevolle und herzliche Argentinier kennen lernen. Auch wenn es mit unseren Spanisch- und ihren Englisch-Kenntnissen nicht zum Besten stand, hatten wir immer lustige Konversationen.

Es gab auch hier nicht die ultimative Auswahl an Wanderwegen – nichts desto trotz packten wir unsere Wanderstöcke und Trekkingschuhe aus und gingen in die Berge. Die erste Wanderung zu den „Lagunas Las Corinas“ war dann eher ein „bush-walk“. Der Weg war teilweise so stark zugewachsen, dass wir unsere Stöcke zweckentfremden mussten und uns so zu sagen mit einer unscharfen Machete den Weg frei „kämpften“.

Zu guter Letzt endete der Wanderweg irgendwo mitten im Wald und nicht bei den Lagunen. Einen Blick auf die Lagunen konnte man nur von weiten durch die Bäume und viel Grün spärlich erhaschen. Das war etwas enttäuschend oder anders gesagt – viel Schweiss und kein Preis…

Dafür war die Wanderung auf den Cerro Colorado um einiges schöner. Mal abgesehen vom unmöglich steilen und rutschigen Wanderweg (wir wissen nun zumindest, dass das Wort „unwegsam“ den Ursprung in Argentinien gefunden haben muss), wurden wir nach einem schweisstreibenden Aufstieg (700 Höhenmeter) mit einer fantastischen Rundumsicht auf Seen und die schneebedeckten Anden belohnt. Das Wetter und die Sicht waren so gut, dass wir bis nach Chile sehen konnten.

Der Tagesausflug mit unserem Auto zum Fuss des Vulkanberges Lanin sowie die Fahrt durch den gleichnamigen Nationalpark machten uns grosse Freude.

Der erste Blick über den glasklaren Lago Epulafquen zum 3‘747m hohen Lanin, der ganz majestätisch mit seiner ewigen Eiskappe im tiefblauen Himmel erstrahlte, verschlug uns fast die Sprache.

Am See entlang, vorbei an verwunschenen Buchten und durch wunderschöne Wälder fuhren wir immer näher zu ihm heran, bis dieser Kegelberg in fast voller Grösse vor uns stand und uns beeindruckte.

Am westlichen Ende des Sees und fast an der chilenischen Grenze unternahmen wir noch eine lohnenswerte kleine Wanderung zu einem schönen Wasserfall (was uns Marcia und Hector empfohlen haben).

Reto hatte offenbar für diesen steinigen und wurzligen Weg nicht das ideale Schuhwerk an, die dünnen Merell-Turnschuhe vormochten das ungeschickte Anstossen mit dem linken Fuss an einem so fies mitten im Weg hervorstehenden Wurzelstück nicht abzudämpfen. Ein Zeh schmerzte nicht nur unheimlich. sondern verfärbte sich auch ziemlich schnell blau… Dies startete Claudia’s Vorfreude auf die Galapagos-Inseln noch viel früher als erwartet, denn sie konnte bereits jetzt schon ein verwandtes Exemplar der dort anzutreffenden Blaufuss-Tölpel sehen…

Grosse Weihnachts-Stimmung kam bei uns nicht auf, darum verbrachten wir den Heiligen Abend ganz gemütlich zu zweit in unserem grossen Appartement, kochten etwas Kleines und gönnten uns einen feinen Tropfen „Malbec“.

Nach gut 5 Tagen hiess es bereits wieder umkehren und zurück nach Bariloche, von wo wir weiter nach Buenos Aires flogen.

Diesmal fuhren wir nicht die Seen-Route, sondern wählten die Ruta 49, die durch die Berge führte.

Wir haben gelesen, dass es eine schöne Strecke sein soll. Aaaber… wir waren nicht darauf vorbereitet eine solch spektakuläre Landschaft anzutreffen.

Bizarre Lava-Gesteinsformationen, wunderschöne Flüsse und Bäche mit kristallklarem Wasser, saftig grüne Wiesen etc. liessen die Fahrt zu einem tollen Erlebnis werden. Die Fotokamera lief heiss und Reto rief alle paar Meter wieder „stop“ und hüpfte aus dem Auto, um eine Landschaftsszene fotografisch einzufangen.

Tja – diese Fahrt machte es uns definitiv nicht einfacher, nach gut 3 ½ Wochen Patagonien verlassen zu müssen…

Patagonien ist ein wunderschöner Flecken auf dieser Erde und wir sind uns sicher, dass wir nicht das letzte Mal dort waren.

Nun geht es weiter in die 13Mio Metropole von Buenos Aires – wenn das mal nur keinen Schock verursacht.

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