Oregon, Washington – 27.5.-9.6.14

…Fortsetzung USA Teil 2 – Oregon & Washington

Wir verliessen Kalifornien auf der Highway 97, überfuhren die Staatsgrenze und gelangten nach Oregon – mit Beinamen „Beaver Staat“ genannt – mal schauen, wie viele Biber wir antreffen
werden…

Unser erstes Ziel in Oregon war der Crater Lake National Park. Uns begleitete eitler Sonnenschein, bis wir am Fusse des Nationalparks ankamen. Da die Berge im Park wolkenverhangen und es
auch schon Mitte Nachmittag war, entschlossen wir uns, etwas früher „Feierabend“ zu machen und erst am nächsten Tag in den Park zu fahren.

Es war kein Campground, der uns gefiel, in der Nähe und wir wollten auch nicht mehr zurück fahren. Auf einem grossen Areal in einer Waldlichtung, welches im Winter als Snowpark genutzt wird,
wurden wir fündig – ein idealer Platz, wo wir dann auch unser Nachtlager aufschlugen (der erste Wild-Camping-Spot). Ausser viel Wald und einer sehr wenig befahrenen Strasse war weit und
breit nichts und wir hatten definitiv unsere Ruhe…

Am späteren Nachmittag gingen wir noch auf eine kleinen Waldspaziergang. Claudia meinte nach einigen hundert Metern: irgendwie sieht das hier so richtig nach Bären-Jagd-Gebiet aus. Sie hielt
auch schon zwei Steine in der Hand, welche sie rhythmisch und heftig aufeinander schlug, um die herzigen „Bärli“ fern zu halten… Sie verfehlte offenbar die Wirkung damit nicht, denn wir haben
(leider) keine angetroffen. Beim Nachtessen konnten wir dafür mehrere Rehe beobachten, welche in die Lichtung zum „dinieren“ kamen.

Wir befanden uns zwar nur auf etwa 1‘000müM – aber die „Glanz-Nacht“ wurde so richtig knackig frisch – ehrlich gesagt war es sogar Aaaa-kalt!!! Am frühen Morgen mussten wir als erstes den
Generator anwerfen, um die sich um den Gefrierpunkt befindlichen Temperaturen wieder auf einen wohnlichen Bereich zu bringen.
Nach heissem Kaffee und feinem Frühstück fuhren wir dann bei wolkenlosem Himmel auf rund 2‘200müM zum ersten Aussichtspunkt. Uns offenbarte sich ein atemberaubender Blick in ein
gigantisches, fast kreisrundes Loch mit tiefblauem Wasser. Dieser Kratersee wird von einer rund 43km langen Uferlinie umgeben, welche mit Schnee „bezuckert“ war. Aus dem See ragt zu guter
Letzt noch ein Vulkankegel namens Wizard-Island und verleiht dem Landschafts-Spektakel noch das „Tüpfchen auf dem „i“.
Wir standen an verschiedensten Aussichtspunkten am Kraterrand und konnten einfach nur staunen – es war absolut atemberaubend!!
Zum Wandern lag noch zuviel Schnee (bis zu 2.5m liegt normalerweise noch im Mai) – so fuhren wir gemütlich durch den reizvollen Park nach Union Creek, wo wir auf einem schönen
Campground am Rogue River übernachteten.

In der Region von Prospekt wanderten wir noch zu zwei hübschen Wasserfällen, bevor wir uns auf den Weg zu Carol machten.
Claudia verbrachte vor ein paar „wenigen“ Jahren mit 20ig bei Carol Smith 9 Monate als Au-pair in Monte Sereno CA.
Den Kontakt konnten die beiden bis heute aufrecht erhalten und es war für uns klar, dass wenn wir schon in der Nähe sein würden, Carol besuchen möchten.

Carol ist heute 77ig – eine Farmers- bzw. immer noch eine Power-Frau.
Sie bewirtschaftet ALLEINE eine Farm von 78 acres = ca. 316‘000m2 mit 97 Tieren (42 Lamas & Alpacas, 1 Pferd, 1 Minipferd, 1 Esel, 1 Maulesel, 4 Ziegen, 3 Schafe, 4 Gänse, 2 Enten, 1 Pfau, 26
Hühner, 10 Katzen, 1 Hund). Viele dieser Tiere hat sie vor dem Tod gerettet – sie kann einfach fast nicht „nein“ sagen, wenn es darum geht, einem (verstossenen oder verlassenen) Tier ein neues
Heim zu geben.
Zusätzlich oder eher nebenbei erledigt sie noch die Verwaltungsarbeiten für unzählige Liegenschaften…
Die Wiedersehensfreude nach gut 20 Jahren (letzter Besuch von uns bei ihr) war gegenseitig riesengross!
Wir verbrachten zwei tolle Tage auf der Farm von Carol und ihrem hauseigenen „Zoo“. Wir genossen gute Gespräche und viele lustige Stunden – der Humor von Carol ist noch wie früher und das
Witze erzählen hat sie auch noch nicht verlehrt.
Reto erweiterte in den zwei Tagen seinen Kreis von Freundinnen – „Deanie“ eine langbeinige, schwarzhaarige Lama-Dame schenkte Reto jedesmal ihre volle Aufmerksamkeit, wenn er das Gehege
betrat. Sie streckte ihren hübschen Kopf auf Kussdistanz an Retos Gesicht und genoss das „Gekraule“ auf ihrem Rücken in vollen Zügen.
Die schwarz-weisse Katze (Name leider vergessen) verfolgte Reto während den zwei Tagen in fast jede Ecke. Auch wenn Reto im Schatten unter den Bäumen sass, sein Notebook auf den Beinen
hatte und damit arbeitete, fand sie, dass dies eigentlich eher ihr Platz sei und setzte sich einfach darauf…

Als wir Carol fragten, ob sie uns mal ihr ganzes Grundstück zeigen könnte, sagt sie, dass wir besser bequeme Schuhe anziehen sollten…
Ausgerüstet mit unseren Trekking-Schuhen, Rucksack und Wasserflaschen standen wir bereit. Carol hatte zwar keinen Rucksack – sie schwang sich dafür einen dicken Gürtel um die Hüften und
war mit einem Revolver bewaffnet – auch wenn ihr Hund auf den Namen „Rambo“ hört – und meinte dazu: falls uns ein Puma oder Bär begegnen sollte. Wir waren gut eine Stunde unterwegs und
das alles auf ihrem Grundstück und hatten immer noch nicht alles gesehen…

Am dritten Tag verabschiedeten wir uns von Carol und den Tieren. Wir danken dir liebe Carol für deine tolle Gastfreundschaft und hoffen, dass du noch ganz lange so vital bleibst und dich um
deine tierischen Freunde sorgen kannst!

Unsere Reise führte uns nach dem kurzen Farmerleben an die Westküste Oregons. Gemäss dem Reiseführer herrschen dort in der Regel ziemlich raue Wetterbedingungen mit Nebel, vielen
Wolken, Regen und so…
Die erste Ortschaft, welche wir an der Pazifik-Küste ansteuerten, hiess Bandon. Als wir über diesen Ort gelesen haben, dass es sich um das „Storm Watching Capitol of the world“ handelt, waren
wir zuerst nicht sicher, ob wir dort hin wollten und waren dann aber natürlich hoch erfreut, diese Gegend bei strahlendem Sonnenschein sehen zu dürfen. Es ging jedoch ein frische Meeresbrise
und aus den „Hosen kurz“ wurden „Hosen lang“ und es war Daunenjacken-, Socken- und für gewisse Reisende sogar Stirnbandwetter angesagt.

Während vier Tagen durften wir bei herrlichsten Bedingungen die spannende Westküste Oregons von Süd nach Nord geniessen. Wir kamen nicht wirklich schnell voran – bei diesen traumhaften
Küstenabschnitten mussten wir uns schon genügend Zeit geben, um zwischendurch auch mit den Wanderschuhen die Gegend zu erkunden – sei es durch die bekannten Oregons Dunes oder im
Siuslaw National Forest – es war einfach „awsome“ (Modeausdruck im Nordwesten der USA und heisst so viel wie: „wahnsinnig, grossartig, toll etc.)
Uns faszinierte die ganze Küste und wir hatten einmal mehr Petrus auf unserer Seite – lokale Leute sagten uns mehrmals: normalerweise regnet es sehr oft und wir können glücklich sein, solches
Wetter zu haben. Einmal bedankte sich auch ein Campground-Manager bei uns, dass wir die Sonne mitgebracht haben.
Welches Wetter auch immer – Oregons Küste mit den feinsandigen Stränden, den schroffen Felslandschaften, den sich über weite Strecken ziehenden Sanddünen, dem rauhen Pazifik und der
ganzen Tierwelt ist eine Wucht und können wir wärmstens weiterempfehlen.

Da wir am Ende unserer Nordamerika / Kanada Reise noch Zeit im Staat Washington, Seattle und Umgebung haben werden, beschlossen wir, etwas zügiger Richtung Norden zu fahren.

Es war kurz nach Mittag, als wir unseren Camper auf einem Parkplatz von kleineren Shopping-Malls abgestellt hatten, um unsere knurrenden Magen zu besänftigen. Das selbst gemachte Sandwich
schmeckte hervorragend und wir wollten gleich wieder weiter fahren. Reto hüpfte kurz nach draussen, um zu schauen, wie er am besten den Camper auf dem schmalen Parkplatz wenden kann –
Claudia war plötzlich auch bei Reto – und nun war es passiert…
Wir standen beide draussen – die Zündschlüssel steckten und alle Türen waren abgeschlossen!
Wir drückten unsere Nasen an den Fensterscheiben platt – es nützte jedoch nichts – denn alles, was wir benötigten wie Schlüssel, Telefone, Geld etc. hatten wir sauber im Camper
eingeschlossen.
Bei einem Tattoo-Studio baten wir um Hilfe bzw. klärten sie über unsere etwas „peinliche“ Situation auf.
Ein Kunde, der gerade in „Bearbeitung“ war bzw. unter den Nadeln lag und seine letzten freien Hautfelder noch einfärben liess, hörte was los war. Er anerbot sich, uns zu helfen – erhob sich vom
„Operations“-Stuhl, sprintete zu seinem Fahrzeug und kam mit einem Etui und ganz speziellen Werkzeugen daher, die wir schon in Filmen gesehen haben, wenn es darum ging, irgendwelche
Schlösser zu „knacken“.
Wir wollten eigentlich gar nicht genauer wissen, was unser Helfer sonst so mit diesen Werkzeugen anstellt – Hauptsache wir bekommen wieder Zutritt zu unserem Camper. Nach einiger Zeit
stellte sich jedoch heraus, dass das „einfache“ Türschloss des Campers doch nicht so schnell zu öffnen ist, wie zuerst angenommen – und unser „Schlossknacker-Helfer“ gab „Forfait“.
Aus dem Tattoo-Studio telefonierten und informierten wir dann unseren Camper-Vermieter, welcher uns hätte zurückrufen sollen. Nachdem wir fast alle Bücher und Fotoalbums von Tattoos
gesichtet hatten, uns aus Langeweile auch beinahe unter die Nadeln gelegt hätten und immer noch kein Rückruf kam, riefen wir nochmals die Hotline an. Offenbar waren sie gerade damit
beschäftigt, einige Unfälle zu bearbeiten und hatten uns deswegen noch keinen offiziellen „Schloss-Knackdienst“ organisiert.
Nach längerem hin und her erhielten wir jedoch die Auskunft, wie man auch ohne Schlüssel in den Camper kommen kann (diese vertrauliche Information können wir aus Sicherheitsgründen an
dieser Stelle nicht veröffentlichen). Auf alle Fälle hatte Claudia nach dieser Einbruch-Aktion in unseren eigenen Camper über mehrere Tage blaue Flecken an ihren Oberschenkeln!!

Kurz nach Seattle und zwei Tagen mehr oder weniger im Fahrzeug sitzend und Kilometer „knüttelnd“, zuckten unsere Beine und es zog uns bereits wieder in den nächsten Nationalpark. Beim
Mount Baker Nationalpark schnallten wir unsere Trekkingschuhe an und machten zwei schöne Wanderungen.
Leider hatte es am Berg noch zu viel Schnee, so dass wir die höheren Panoramawege auslassen mussten. Die Wanderungen durch die wunderschön vermoosten, grünen Wälder und entlang von
Flüssen hatten jedoch auch ihren Reiz.
Der Einstieg für die erste Wanderung begann dann gleich mal mit einer kleinen Mutprobe. Um auf den Weg zu kommen, musste zuerst auf einem liegenden Baumstamm ein etwa 20m breiter
Fluss überquert werden. Über den leicht wippenden und feuchten Baumstamm zu balancieren, unter dem die kalten Wassermassen ziemlich zügig durchflossen, verursachte bei uns beiden ein
wenig weiche Knie…

Wir übernachteten mit unserem Camper „wild“ mitten im Wald und gönnten uns die totale Ruhe. Obwohl überall Bären-Warnschilder mit Verhaltensregeln bei Bärenbegegnungen aufgestellt
waren, hatten wir auch diesmal kein „pelziges“ Rendevous.

Am nächsten Tag begrüsste uns am Morgen, entgegen der Wettervorhersage, die Sonne und wir genossen noch eine weitere Wanderung (Horseshoe Trail) im Mount Baker NP.
Die Reise ging weiter Richtung Norden, wo wir nach relativ kurzer Fahrt an der Grenze zu Kanada standen.
Unser Schluckspecht-Camper hatte schon wieder einen fast leeren Tank. Als wir die vielen Tankstellen auf der amerikanischen Seite sahen und viele Kanadier am Tanken waren, dachten wir noch,
dass wahrscheinlich das Benzin in der USA um ein paar Cents günstiger sein muss. Leider konnten wir in der Warteschlange vor dem Zoll mit unserem Teil nicht mehr ausscheren…

Nach ca. einer halben Stunde Wartezeit kamen auch wir zum Zollschalter. Wir waren fast etwas perplex, als wir mit so „doofen“ Fragen konfrontiert wurden wie: woher kommen Sie? (äähh…USA
– oder ist vor dieser Grenze noch ein anderes Land?) – welche Adresse habt ihr in Kanada? (äähh… keine – es ist wohl kaum zu übersehen, dass wir in einem Wohnmobil reisen) – wo ist ihr zu
Hause? (äähh… – wir glauben das steht in den roten Pässen, die wir ihnen soeben gegeben haben…)
Nach dem „lustigen“ Frage-Antwortspiel mussten wir noch einen Apfel, den wir mitführten, entsorgen.
Kurz nach der Grenze stellten wir fest, dass das Benzin in Kanada tatsächlich rund 20-30% teurer ist… hätten wir wohl unserem Schluckspecht doch besser den 200lt Bauch gefüllt…

Unsere Fahrt ging weiter Richtung Vancouver, wo wir von Sharon und Greg erwartet wurden…

Fortsetzung von Kanada folgt…

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