Kanada Teil 2 – 19.7.-4.8.14

Nach 22 Tagen fuhren wir nach der Grenze wieder die gleiche Strecke im Yukon über den Kluane Lake via Haines Junction nach Whitehorse.
Auch wenn wir auf derselben Strasse vor gut drei Wochen bereits einmal durchgerollt sind, fragten wir uns trotzdem ein paarmal: sind wir hier tatsächlich schon durchgefahren?
Ja klar – wir sind auch nicht mehr die Jüngsten und in drei Wochen kann man einiges vergessen, vor allem wenn man in der Zwischenzeit dem Kleinhirn für viele neue Eindrücke Platz machen musste.
Die Gegend präsentierte sich uns auf alle Fälle fast wie in einem neuen Kleid – die Berge hatten definitiv weniger Schnee auf den Gipfeln, es blühten andere Blumen am Strassenrand und die Bären waren auch nicht mehr am selben Ort…
So genossen wir die Strecke nochmals, als wären wir das erste Mal hier.

Wir kamen sehr gut voran und fuhren bereits nach 1 ½ Tagen wieder in der Zivilisation bzw. in Whitehorse ein, wo es darum ging, einigen Kleidungsstücken und der Bettwäsche besseren Duft zu verschaffen sowie unser Abwasser zu leeren und Frischwasser zu füllen.
Im Weiteren hat ein Lastwagen noch mit einem Stein auf uns geschossen und ein schönes kleines Spinnennetz an unserer Frontscheibe verursacht.
Nach Rückfrage bei unserem Vermieter „Cruise America“, dem komplizierten „Getue“ der Agentin, die noch von einen Selbstbehalt-Betrag sprach, der nicht unseren Informationen entspricht und zum Schluss meinte, wir sollen einfach weiterfahren, haben wir es selber in die Hand genommen.
Aus einem früheren Steinschlag in Neuseeland wussten wir, dass ein solcher Glasschaden schnellstmöglich repariert werden sollte, ansonsten durch Spannungen, die bei normalem Fahren oder sogar auch nur durch das Türe schliessen entstehen, die Scheibe zerbersten kann.
Mister Google gab uns Auskunft, wo wir in Whitehorse einen solchen Spezialisten finden, 10 Minuten später standen wir bei dem auf der Matte und nochmals 15 Minuten später war der Schaden repariert und kostete gerade mal 45.- CA$ (ca. 36.- CHF).

So und nun waren wir wieder bereit und aufgerüstet, um in die Wildnis des Yukon’s Richtung Süden zu steuern.

Wir schlugen einen kleinen Hacken, verliessen die Hwy 1 und machten einen Umweg zum hübschen Dorf „Carcross“, welches an einem See in einer herrlichen Berglandschaft eingebettet ist.
Nebst dem glasklaren, grün schimmernden Emerald-Lake, lohnt es sich durchaus auch für die Carcross Desert (die kleinste Wüste der Welt) den Fotoapparat aus dem Rucksack zu nehmen.

Vor 25 Jahren lebten dort Ed und Dorothy, welche Claudia und Tom jeweils auf dem Weg nach und von Alaska besuchten.
Als wir aus Neugier mit dem Camper um das Grundstück beim Flugplatz fuhren, kam ein Mann mit grauen Haaren herbei und meinte freundlich, dass sich der Campground auf der anderen Seite des Flugplatzes befinde.
Er erkannte Claudia nicht, dafür sie ihn und es handelte sich tatsächlich um das ältere Modell von Ed.
Claudia wollte noch sein altes Flugzeug – eine Stinson 185 – im Hangar sehen, aus der sie damals gesprungen sind. Ed besitzt sie immer noch, fliegt sie aber zurzeit nicht mehr.
Es war irgendwie eine komische Begegnung – wir waren uns beide nicht sicher, ob Ed Claudia überhaupt je richtig erkannt hatte, aber was solls …
Nach einigen Minuten Small-Talk ging unsere Fahrt durch eine malerische Landschaft weiter und wir fanden in der Nähe von Jake’s Corner einen schönen abgelegenen Wild-Camping-Platz.

In Alaska wollten sich die Bären nicht wirklich blicken lassen. Kaum waren wir in Kanada, ging es wieder bärenstark los. Claudia erspähte wieder einmal einen Schwarzbären im Gras am Strassenrand. Er liess sich von uns überhaupt nicht stören und watschelte unbeirrt weiter – da wurden einige Beeren gepflückt, weiter vorne drehte er Hölzer um und scharrte darunter nach etwas Essbaren, zwischendurch stemmte er sich stehend gegen einen Baum, um sich den Rücken zu massieren… wir konnten neben dem süssen Boy rund 15 Minuten herfahren und ihm bei seinem verspielten Essverhalten und seiner selbstdarstellerischen Aufführung (wahrscheinlich extra für Touristen zusammengestellt) beobachten – es war einfach herrlich…

Nur gerade eine halbe Stunde später startete das „Bärendrama auf der Highway 1“. Aufmerksam gemacht durch am Strassenrand stehende Fahrzeuge, wo Fotokameras und Feldstecher aus den Fenster ragten, hielten auch wir an und schauten in die Richtung, wo die Kameras hinzeigten.
Irritierend war, dass die einen rechts guckten und die anderen links – also was ist denn hier los?… Eine gutgebaute Schwarzbären-Dame war auf der einen Seite am Verzehren von saftigem Gras und auf der anderen Seite der Strasse hüpften drei kleine schwarze Fellbündel umher, wo zwischendurch nur die Köpfchen und Ohren durch die Gräser sichtbar waren.
Plötzlich streckten sich drei knuddelsüsse Bärenbabys am Strassenrand in die Höhe, um den Versuch einer Strassenüberquerung zu starten. Der waghalsigste stand bereits auf der Strasse als ein Truck mit ohrenbetäubendem Horn vorbei fuhr und ihn wieder in die Büsche jagte. Der Bärenmama war es offensichtlich egal, wie ihre drei Jungen über die Strasse kommen – aber Claudia ganz und gar nicht und sie verzweifelte fast über diese missliche Situation der Bärenbabys. Nur ein paar Minuten später standen sie für den zweiten Versuch bereit… und wieder rollten 3 grosse Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit heran. Reto gelang es nur knapp, Claudia davon abzuhalten, auf die Strasse zu springen, um den Verkehr aufzuhalten. Dafür gab Claudia an Reto lautstarke Befehle, mit der Hupe unseres Fahrzeuges die kleinen Bären wieder zurück zu treiben, so dass sie nicht auf die Strasse laufen… was für eine Aufregung…!
Als die drei Fahrzeuge vorbei gerauscht waren, gab es dann mal kurz eine verkehrsfreie Zeit. Die drei Fellbündel nutzten diese und hopsten – mit lautstarken Anfeuerungsrufen von Claudia (die jedoch bei geschlossen Autotüren nur Reto’s Gehör belasteten) über die Strasse zu ihrer Mama.
Nachdem Claudia’s Pulsfrequenz auch wieder auf der Stufe „normal“ arbeitete, durften wir die vier noch für einige Minuten beim spielen und fressen beobachten. Super süss…!

Ziemlich zügig ging es diesmal über die weniger frequentierte Cassiar Highway weiter Richtung Süden mit dem Ziel Stewart bzw. Hyder.

Es gibt nicht viel Leben auf dieser Strecke. Die Ortschaften, wenn man diese als solche überhaupt wahrnehmen kann, liegen manchmal mehrere 100km auseinander. Dafür gibt es sehr viel Natur zu sehen. Ein kleiner Wermutstropfen ist der Bau einer Hochspannungsleitung durch diese wunderschöne Gegend. Eine riesige Schneise wurde in den Regenwald gehauen und sieht nicht wirklich toll aus – schade…

Einen Superplatz zum Übernachten fanden wir am wunderschönen Mehan Lake. Eine schmale und steile Kiesstrasse führte zu einem kleinen Platz am See – da fahren wahrscheinlich nur Fischer mit ihren 4×4 Pickup herunter – kommt doch niemanden in den Sinn, einen Camper dort hinstellen zu wollen…Nein? – Doch! Reto wollte dort hin und lenkte den 5.4to schweren Camper mehr rutschend als fahrend den Weg hinunter. Hier sind wir und hier bleiben wir (wohl länger?) … – kommen wir auch wieder hoch??
Claudia hatte berechtigte Bedenken (Reto eigentlich auch – er gab es nur nicht zu…)
Ein Testversuch, mit gutem Wille, etwas Anlauf und erfolgreichem Scharren im Kies gab uns die beruhigende Gewissheit, dass die Fahrt am nächsten Morgen wohl weiter gehen kann.
Dieser Ort direkt am See mit dem Blick in die schneebedeckten Berge bei einem fast wolkenlosen Himmel war die Aufregung wert…

Stewart aber vor allem Hyder sind bekannt für „Bear-Viewing“. In den Prospekten und Reiseführern wird damit geworben, dass dort ab ca. Mitte Juli und August viele lachsfischende Bären beobachtet werden können.
Es ist der 24. Juli – das sollte von der Zeit her passen und da wir diese Felltiere sowieso ins Herz geschlossen haben, nahmen wir diesen kleinen Umweg von 66km (pro Weg) gerne in Kauf.

Alleine die Fahrt durch dieses beeindruckende Tal mit mehreren hängenden Gletschern links und rechts war es wert, den Umweg unter die Räder zu nehmen. Als uns kurz vor Stewart ein grösserer Schwarzbär auf der Strasse fast über die Motorhaube lief, wussten wir zumindest, dass Bären in der Gegend sind.

Nach einem kurzen Kaffee-Stop in Stewart, fuhren wir zwei Kilometer weiter zum nächsten Dorf „Hyder“. Hyder liegt nicht mehr in Kanada, sondern gehört zur USA bzw. Alaska und nennt sich auch die „freundlichste kleine Geisterstadt“ von Alaska.
Auch wenn im Juli und August wohl am meisten Touristen in dieses Gebiet pilgern, war wenig Leben zu sehen und mit den vielen verlassenen und eingefallenen Häusern, welche im Wald stehen, bekommt dieses Dörfchen einen speziellen Charme und hat es durchaus verdient „freundliche kleine Geisterstadt“ genannt zu werden.

Beim offiziellen Bear-Viewing-Point gab es dann etwas mehr Leben und es waren einige Touristen auszumachen. Bewaffnet mit Kamera, 300er-Zoom-Linse, Stativ etc. schritten wir voller Erwartung zum Eingang des „Parks“. Von einem Ranger wurden wir in Kenntnis gesetzt, dass eigentlich jetzt die richtige Zeit sei… ABER durch einen grösseren Gletscherabbruch vor ein paar Tagen die Wassertemperaturen im Fluss zu niedrig seien und deshalb die grossen Lachsschwärme noch aus blieben und dadurch Aktivitäten von Bären halt sehr gering seien.
Tja das war‘s wohl mit dem tollen Bild eines Bärs im Wasser mit einem Lachs im Maul oder so… aber das ist halt Natur und diese hält sich an keine Zeitvorgaben…
In der Hoffnung, dass vielleicht trotzdem mal ein schöner Grizzly schauen kommt, ob die Lachs-Party bald losgehen kann, lösten wir einen zwei Tages-Pass.

Auf dem eigens dafür gebauten Holzsteg mit Plattformen, wo man gut auf den Fluss sehen kann, haben wir uns installiert und kamen während des Warten’s mit den einen oder anderen ins Gespräch.
Nach drei ereignislosen Stunden schwand um ca. 17.00h unsere Hoffnung auf ein pelziges Rendezvous. Schon fast dabei unsere Sachen zu packen, entstand Hektik auf dem Holzsteg und wie aus dem Nichts tauchte eine grosse, etwas magere Grizzly-Dame auf und watete gemütlich dem Flussufer entlang, um festzustellen, ob es nun endlich Lachs zum Nachtessen gibt. Eine halbe Stunde später kam sie auf dem Landweg zurück und stapfte auf der anderen Seite des Steges teilweise nur ein paar Meter entfernt an uns vorbei. Wow – so nahe bei einem Grizzly in der freien Natur, das war schon beeindruckend. Es verging nicht sehr viel Zeit und wir konnten einen weiteren Grizzly (wahrscheinlich derselbe wie vorhin) aus etwas grösserer Entfernung beobachten, wie er durch das Wasser wahrscheinlich einem (kälte-unempfindlichen) Fisch nachjagte.

Auf der Suche taleinwärts nach einem Nachtplatz begegneten wir noch einem Schwarzbär, der uns eindrucksvoll seine Kletterkünste demonstrierte. Er stieg einige Meter über eine fast senkrechte Felswand hoch, bevor er im Wald verschwand. Diese Kraft und Eleganz hat uns recht imponiert.

Am anderen Tag waren die Lachse zwar auch noch nicht eingetroffen, trotzdem gesellten wir uns für ein paar Stunden zu den anderen „Gaffern“ auf dem Steg. Wie bereits gestern, waren wir nach längerer ruhiger Zeit in Aufbruch-Stimmung, als ein langbeiniger, aber auch etwas magerer Schwarzbär auftauchte und den Fluss nach Lachsen absuchte.
Wir verliessen dann diese Gegend und hofften für Bären, Adler, Wölfe und Kompanie, dass die Lachse bald schwimmen und der Fest-Schmaus beginnen kann…

Wir tuckerten wieder zurück auf die Cassiar Highway und hielten weiter Kurs Richtung Süden.
Die Fahrt aus diesem wundschönen Tal mit den Eindrücken der zwei Tage, begleitet von einem Lied von „Il Divo“ (den vier Mega-Tenören) gab bei uns wässrige Augen und Hühnerhaut!!!

In der Region Hazelton sahen wir verschiedenste „Totem-Pfähle“ von Indianer-Stämmen. Es leben immer noch einige Indianer in diesem Gebiet und halten diese kulturelle Tradition aufrecht.

In Smithers, einem hübschen kleinen Ski-Ort, kam bei uns fast etwas Heimweh-Stimmung auf, als wir eine Alphornbläser-Statue mitten auf der Mainstreet sahen und ein paar Meter weiter hinten sogar noch eine Schweizerfahne im Wind wedelte.
Wir besänftigten unseren Anflug von Heimweh, indem wir uns in einem Spezialtäten-Geschäft mit Landjägerwürsten und Gruyerekäse eindeckten.

Von Smithers bis Prince George gab es viel Farmland zu sehen und die Fahrt war mässig interessant. Umso mehr erfreute uns die Strecke auf der Hwy 97 von Prince George über Quesnel, Williams Lake bis zum Green Lake.
Eigentlich waren wir die Strecke in umgekehrter Richtung 6 Wochen zuvor bereits einmal gefahren – nur diesmal strahlte die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel und die unterschiedlichen Gräser und Schilfe leuchteten in den verschiedensten Grüntönen, sodass sich die Gegend in einem ganz anderen Kleid zeigte. Wir fragten uns trotzdem ein paar Mal, ob vielleicht unsere Festplatte mit zu vielen Eindrücken gefüllt ist, dass wir uns an diese Strecke kaum mehr erinnern konnten. Wie auch immer – wir genossen jeden Meter dieser schönen Route.

Am „Ten Mile Lake“ fanden wir am 28.7. noch einen schönen Platz auf dem grosszügig angelegten Provincial-Park-Campground.
Den zuvor besorgten schönen Wein genossen wir an diesem Abend zu einem feinen Essen.
Schliesslich gab es für uns etwas ganz Spezielles zu feiern – an diesem Tag vor genau einem Jahr – am 28. Juli 2013 – haben wir die Schweiz verlassen und sind in das Abenteuer Weltreise eingetaucht…
Wir diskutierten an diesem Abend über Erlebnisse und Gefühle der letzten 365 Tage. Natürlich war der Abend viel zu kurz – aber wir kamen zum Schluss, dass wir nicht einen Tag davon missen möchten.

Auch wenn wir es gar nicht mehr für möglich gehalten hätten, hat unsere Beziehung durch das intensive Zusammenleben nochmals eine neue wunderschöne Dimension erfahren. Momentan könnte man uns wahrscheinlich kaum zwei Stunden voneinander trennen, ohne dass eines von uns zweien in einen panikartigen Sehnsuchts-Zustand fallen würde.

Der glückliche Umstand, dass wir während der ganzen Reise bis anhin noch nie krank wurden, hat sicher auch zu einem besonderen Wohlsein-Gefühl beigetragen. Zu Hause im normalen Arbeitsalltag war es nicht ungewöhnlich, dass es uns ein bis zweimal im Jahr mit einer Erkältung oder sogar einer Grippe erwischte.
Also unsere Empfehlung an alle Krankheitsanfälligen: macht eine Weltreise – wir können dies wärmstens empfehlen!!!

Nun liegen noch gut 7 Monate vor uns – wir sind immer noch nicht reisemüde und freuen uns auf viele weitere schöne Begegnungen mit Menschen und Tieren sowie Landschaften auf dieser wunderschönen Erde.
Dies kurz zum Thema Einjahres-Jubiläum.

Anfang Juni beim Besuch bei Greg und Sharon in Vancouver, luden sie uns in ihr Sommerhaus am Green Lake ein. Als wir langsam in diese Region rollten, nahmen wir nochmals Kontakt auf. Sie freuten sich auf unseren Besuch – das Wetter stimmte perfekt – wir hatten auch noch zwei, drei Tage Reserve in unserem Zeitplan – und gerne wollten wir die zwei lieben Menschen nochmals wiedersehen.

Die Anfahrt zu ihrem Haus war landschaftlich sehr schön und man hatte zwischendurch von der Strasse einen Blick auf die Häuser oder eher Villen, die entlang dem Green Lake standen. Es sah für uns so aus, als wäre das der ultimative Ort, wo einige privilegierte Kanadier ihr Ferienhaus haben.
Gespannt fuhren wir am späteren Nachmittag Richtung Greg‘s und Sharon‘s Ferienhaus. Eine kurze steile Kiesstrasse führte uns auf eine Anhöhe, wo ein wunderschönes Blockhaus auf einer kleinen Halbinsel über dem grünschimmernden glasklaren See thronte – eine absolute Traumlage!!

Von Sharon und Raine (ihrem Golden Retriever) wurden wir herzlich und mit feuchten Hunde-Küssen in Empfang genommen, erhielten eine kurze Führung durch das Haus und nur wenig später kam uns Greg mit seinem Boot abholen.
Mit Gregs zwei Brüdern Jay und Rod, die auch ein Ferienhaus gleich zwei Parzellen nebenan besitzen, sowie Sharon’s Bruder Kevin und ihrer Mutter Joyce, die ebenfalls zu Besuch waren, ging es auf den See und wir genossen das fantastische Sommerwetter und die Abkühlung im immerhin 25°C warmen Green Lake bei einem Schwumm.
Anschliessend gab es Happy Hour, Nachtessen sowie Gesellschaftsspiele in dieser grossen illusteren Runde. Auch wenn Reto’s Englisch von Tag zu Tag besser wird, war er froh, für dieses knifflige Fragespiel mit Claudia in einem Team gewesen zu sein… die Schweizerfraktion hat nicht verloren und lag am Schluss im guten Mittelfeld…

Der zweite Tag startete mit einem Sharon’s Breakfast special – Blueberry Pancakes, frische Früchte, Speck und Eierspeisen, Toast, Muesli etc. – lecker, lecker…

Wir hatten das Frühstück kaum verdaut und ein paar Chillout-Minunten an der Sonne auf der Veranda verbracht, forderte uns Greg zum Surfen mit seinem Boot auf dem See auf. Was, surfen mit dem Boot??? Zum Surfen braucht man doch zumindest ein Segel oder Kite mit etwas Wind oder ansonsten eine grosse Welle.
Greg hat unsere Fragezeichen im Gesicht gesehen und meinte mit einem leichten Grinsen, dass er es uns gerne demonstriere, bevor wir ins „kalte“ Wasser geworfen werden…
Und tatsächlich, die Bretter auf dem Boot hatten keine Schlaufen oder Bindungen wie bei einem Wakeboard oder Wasserski, sondern sahen aus wie etwas kleinere Wellenreit-Bretter.
Gregs High-Tech-Boot hat mehrere Kammern im Rumpf und Heck, die individuell mit Wasser gefüllt werden können, um das Boot in eine entsprechende Lage zu bringen, wodurch dann bei der Fahrt grössere oder weniger grosse Wellen am Heck entstehen.

Nachdem Greg das Boot mit den Wasserkammern in der richtigen Lage hatte, übernahm Sharon das Steuer und er hüpfte mit einem Surfbrett und einem kurzen Seil ins Wasser.
Er lag auf dem Rücken, das Surfbrett vor sich, wo er seine Füsse locker drauflegte und das Verbindungsseil zum Boot in der Hand. Wir waren wirklich gespannt, wie er nun auf dieses Brett zu stehen kommen soll.
Nach dem OK gab Sharon etwas Power, Greg drückte das Brett mit den Fersen ins Wasser, brachte es zum Gleiten und spickte fast wie ein Korkzapfen aus dem Wasser, wo er danach ganz locker auf dem Brett stand. Er liess sich nur wenige Sekunden mit dem Seil vom Boot ziehen, bis er an der richtigen Stelle hinter dem Boot war. Er warf das Seil zurück aufs Boot und surfte auf dieser rund ein Meter hohen Heckwelle wie ein Wellenreiter rauf und runter – wow das haben wir wirklich noch nie gesehen und sieht echt ganz toll aus…

Nach einigen Minuten rief er mit einem breiten Lächeln – Reto it’s your turn…
Tja da muss man wohl durch… noch nie gesehen – noch nie gemacht… aber probieren geht über studieren…
Der schwierigste Teil an der ganzen Geschichte ist, dass man erstmal mit diesem Brett aus dem Wasser kommt – meinte er…
Er gab genaue Instruktionen – wie sich positionieren (vor dem Start), wo und wie mit den Fersen auf das Brett gedrückt werden sollte (während des Startes), wie man sich bewegen sollte um die Chance einigermassen hochzuhalten, nicht nur unter dem Wasser hinter dem Boot hergezogen zu werden.

Reto positionierte sich im Wasser und konnte sich immer noch nicht vorstellen, wie er auf dieses Brett kommen soll. Der Bootsmotor heulte auf, der Zug auf das Seil kam und offenbar mit der richtig gewählten Reihenfolge der Bewegungsabläufe stand Reto bereits beim ersten Anlauf auf dem Brett und strahlte über alle „vier Backen“.
Das Gefühl wie ein Wellenreiter auf dem Brett zu stehen war sensationell – bis zum „seillosen“ Surfen auf der Welle hinter dem Boot reichte es nach diesen paar Minuten jedoch nicht ganz.
Greg meinte, dass er während den letzten vier Jahren vielen Personen das Surfen gezeigt hatte – jedoch noch niemand es so schnell und locker „gerafft“ hatte. Diese Aussage erfüllte Reto mit einem richtig guten Gefühl und auch etwas Stolz…

Nun war Kevin (Sharon’s Bruder) an der Reihe. Er machte es auch zum ersten Mal und war das leibhaftige Beispiel dafür, dass es wirklich nicht ganz so einfach ist. Er brach nach ein paar missglückten Start-Versuchen diese Surf-Übung entkräftet ab.

Nach Kevin war Claudia’s Einstand in diese neue Disziplin, um einiges erfolgsversprechender. Sie hatte zwar gehörig Respekt – Reto ist ja bei vielem ein Naturtalent und Kevin hat bewiesen, wie schwierig es sein kann. Sie schoss jedoch auch bereits beim ersten Mal aus dem Wasser, stand auf dem Brett und erfreute sich lautstark über diesen Erfolg (wahrscheinlich hörten sämtliche Anwohner des 20km langen Green Lake’s die Freudenschreie). Auch die weiteren Start-Versuche waren erfolgreich. Für das Wellenreiten ohne Seil braucht es wohl, wie auch bei Reto, noch einige Stunden mehr auf dem Wasser – es war trotzdem ein echt tolles Erlebnis.

Die Hoffnung, uns nach diesem Wasser-Abenteuer etwas zu entspannen und auf die faule Haut zu legen, zerstreute Greg schnell, indem er zwei Quad-Bikes aus der Garage rollte.

Er meinte, dass auch das Inland seine Reize hat und wir doch diese gemeinsam auf kleinen Pfaden mit dem Quad-Bike erkunden könnten.
Er brauchte nicht zweimal zu fragen, Retos Augen glänzten bereits, als er diese motorisierten Teile sah…
Greg hatte nicht übertrieben. Wir durchstreiften herrliche Wälder, fuhren an wunderschönen Teichen und Bächlein vorbei, wo man nur zu Fuss oder mit diesen ATV‘s (All-Terrain-Vehicle) hinkommt. Zwischendurch gab es auch ein paar tiefere Schlammlöcher, wo wir mit viel Freude, hochgeklappten Beinen und geschlossen Augen durch den „Dreck“ moorten.
Auch diese rund 2-stündige Ausfahrt ins Back-Land vom Green-Lake war ein Highlight für uns.
Nach dem Abklopfen vom Staub und einem „Smokie-Lunch“ (eine Art Wrap mit kanadischen Würsten) am späteren Nachmittag, war immer noch nichts mit ausruhen und sich in die Sonne legen.
Eine zweite Runde Surfen war angesagt – mit Gregs Brüdern, einer mit Bier und Gin & Tonic gefüllten Kühlbox gingen wir aufs Boot und drehten noch ein paar Runden mit dem Brett – die Canadier etwas professioneller als die Schweizer aber wir hatten alle riesigen Spass.

Nach dem superfeinen Nachtessen wurden wir noch ans Lagerfeuer in die Nachbarschaft entführt.
Da wir ziemlich geschafft waren von diesem aktiven Tag – hofften alle etwas früher als am Tag zuvor unter die Bettdecke kriechen zu können.
Aber eben – wir hofften nur…
Ein grosses Feuer am Green Lake unter einem gigantischen Sternenhimmel, wo man zusammen sitzen konnte, ein, zwei oder vielleicht drei „Gläserl“ Wein trank und über Gott und die Welt philosophierte – ach war das schön und die Zeit verging so schnell, dass erst nach Mitternacht Aufbruch-Stimmung herrschte.

Einen ausgewachsenen Muskelkater im Nacken, Rücken, in den Armen und Beinen „erfreute“ uns beide am nächsten Morgen.
Entsprechend „ferngesteuert“ waren unsere Bewegungen an diesem Tag. Sharon verwöhnte uns nochmals mit einem delikaten Frühstück, wir genossen noch ein paar Stunden bei ihnen und dem wunderschönen Ort, bevor wir uns wieder aufmachten, um weiter in den Süden zu fahren.

Die Fahrt dem Thompson- und Fraser-Fluss entlang durch die eindrücklichen Täler war eine Augenweide. Die Landschaft wechselte relativ schnell vom grünen Farmland zu trockenem, steppenartigem Wüstengebiet mit farbigen Felsformationen.
Das Wetter war seit einigen Tagen strahlend schön. Was uns jedoch etwas mehr Sorgen bereitete, waren die Temperaturen, welche am Tag bis auf 37°C kletterten.
Da wir bis vor einigen Tagen in Alaska aber auch im Nordwesten von Kanada noch mit langen Bekleidungen und auch Socken unterwegs waren, gab es für uns einen kleinen Temperaturschock.

Was soll man denn in diesem Tal bei dieser Hitze unternehmen? Obwohl es ein paar schöne Wanderwege gäbe, fanden wir dies keine gute Idee… viel zu heiss.

Riverrafting ist bei diesen Temperaturen sicher ein ideales Programm. Gesagt, getan und wir buchten telefonisch für den Folgetag in Lytton einen Rafting-Trip. Da bei uns noch unzählige Muskelpartien mit einem Kater belegt waren, entschieden wir uns für ein Raften ohne paddeln, sondern für ein motorisiertes Boot, dem sogenannten Power-Rafting.
Zirka drei Stunden dauerte das kühle, nasse Vergnügen auf dem teilweise recht wilden Thompson-Fluss. Unser Bootsführer „Braden“ steuerte das Boot gekonnt auf die grössten Stromschnellen zu und hatte wohl keine ausgelassen, denn wir wurden alle „pudelnass“…
Zwischen den Stromschnellen gab es auch mal ruhigere Phasen, wo es sehr lohnenswert war, die einzigartige Schlucht vom Fluss aus zu betrachten – es ist wirklich eine ganz schöne Gegend und der Stromschnellen-Ritt war echt eine lustige Abwechslung.
Obwohl wir bei diesem Power-Rafting nicht wirklich körperlich gefordert wurden, waren wir am Abend „hundemüde“, sodass wir nach dem Nachtessen ohne grosse Umwege die „Horizontale“ aufsuchten.
Die Nacht war zwar sternenklar, jedoch wollte die Hitze der kühleren Luft keinen Platz machen und mit so richtig erholsamen Schlafen wurde nicht viel.

Weiter ging es Richtung Süden auf der Highway 1 bei hochsommerlichen Temperaturen. In „Hells Gate“ brachte uns eine „Habegger“ Luftseilbahn – made in Switzerland – in die tiefe Schlucht des Fraser-Rivers, wo wir auf einer Hängebrücke das tosende Wasser in dieser Enge beobachten konnten und natürlich auch die etwas kühlere Luft genossen.
Nach einem Lunch-Stop in Hope besuchten wir noch die Bridal Vail Falls in der Nähe von Chilliwack. Und tatsächlich – das Wasser fiel wie ein weisser Brautschleier über die schöne Felsformation.
In Abbotsford suchten wir die im Führer mehrmals erwähnte „Historic Old Town“. Tja – zwei Häuserreihen einer Strasse waren mit etwas „älteren“ Häuser aus Backsteinen gebaut und die Strassenlampen waren mit schönen Hanging-Basket-Blumen versehen. Der „historische“ Eintaucher in Abbotsford war entsprechend relativ kurz und da die Sonne doch schon recht tief stand, suchten wir einen Platz zum Schlafen.

Ab diesem Wochenende hatten die Schulferien begonnen und in Kanada war für gut zwei Wochen alles unterwegs, was irgendwelche Räder hat. Hinzu kam, dass viele Europäer auch in den ersten zwei Augustwochen nach Kanada pilgerten.
So waren wir nicht wirklich erstaunt, als die von uns favorisierten Campgrounds an Seen etc. bereits voll waren.
Auf einem nicht sehr reizvollen RV-Park fanden wir jedoch noch ein schattiges Plätzchen in einer Ecke.

Wir freuten uns riesig darauf, dass wir in gut zwei Tagen unsere Freunde Bea und Schmassi am Flughafen abholen durften, welche uns dann für zwei Wochen in Kanada begleiten werden.
Bis dahin gab es für uns noch einiges an Aufräum- und Haushaltarbeiten.
So war das Motto bis zur ihrer Ankunft: Aufräumen, Grosseinkauf, Kleidern/Bettwäsche wieder frischen Duft geben und unser „Camperli“ umorganisieren, auf Hochglanz bringen und einer Innen- und Aussenreinigung zu unterziehen.

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