USA – Kalifornien – 13.5.-27.5.14

Der Flug von Rangiroa nach Papeete dauerte nur gerade eine Stunde – dann mussten wir rund fünf Stunden auf dem Flughafen absitzen, bis die Reise nach Los Angeles weiterging. Nach nochmals 8h Flug betraten wir den Boden der Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Ankunft in der USA war fast wie ein „Heimkommen“ – alles war uns recht vertraut – die Leute sprechen eine Sprache, die man versteht und selber auch spricht (Claudia gut – Reto immer besser).

Wir freuten uns sehr, nach den vielen „exotischen“ Ländern, welche für uns beide „Neuland“ waren (ausser Neuseeland), eine längere Zeit in einer für uns sogenannten „Wohlfühl-Region“ wie USA und Kanada verbringen zu können.

Nun sind wir im Land der unbegrenzten Möglichkeiten angekommen!

Da wir schon „Horror-Stories“ gehört haben, dass sogar Schweizer mit einem gültigen USA-Visum nicht ins Land gelassen wurden und die Amis diesbezüglich vielfach ein „Theater“ veranstalten, hatten wir etwas Respekt vor der Einreise – trotz dem in der CH gelösten Visum.

Das angekündigte (möglicherweise bis zu einer halben Stunde dauernde) Interview mit einem Immigrations-Officer beschränkte sich jedoch nur gerade auf die zwei Fragen: Wie lange wir bleiben wollen? Und wer die von uns angegebene Kontaktperson (Martin Güttinger) in der USA ist?

Vielleicht ging es bei uns so schnell und problemlos, weil die Zollbeamten gerade mit einem grösseren Flugzeug von „chaotischen“ Chinesen „überschwemmt“ wurden.

Wir waren durch… und auf dem nicht gerade kleinen Flughafen von LA war alles top organisiert – schliesslich sind wir auch in einem hochentwickelten Land… – glaubten wir!

Bis zu diesem Zeitpunkt sind wir auf unserer Reise bereits 46 mal geflogen und alle Flüge verliefen mehrheitlich problemlos. Wir staunten dann nicht schlecht, als wir gerade in Amerika auf dem Abflug-Bildschirm hinter unserem Anschlussflug nach San Jose das rote Wort „CANCELLED“ lesen mussten.

Nach gut 22 Stunden „auf den Beinen“ hätten wir auf diese unerwartete Flugannullierung gut verzichten können. Aber auch das kann mal passieren und gehört halt auch zum Reisen – es gibt definitiv Schlimmeres.

Nach langer Wartezeit am American Airlines Trouble-Shooter-Schalter wurden wir auf einen Delta Flug umgebucht, der uns glücklicherweise noch am selben Tag nach San Jose brachte.

Martin holte uns am Flughafen in San Jose ab (die Wiedersehens-Freude war gross) und nach einem Willkommens-Apéro, legte er die besten Beef-Filets in US-Grösse auf seinen Grill. Von Eveline und Peter war bei Martin noch ein Päckchen für uns eingetroffen, mit u.a. mehreren leckeren Bernaise-Saucen. Eine davon landete am selben Abend in der Pfanne und bei Reto, dem „Saucen-Tiger“, glänzten die Augen.

Nach dem gemütlichen Grillabend freuten wir uns, nach rund 32 Stunden wieder einmal eine horizontale Position (im Bett) einnehmen zu können.

Am anderen Tag öffneten wir beide unsere Mäuler für Zahnkontrolle und Zahnreinigung – Martin organisierte diesen Termin vorgängig bei seinem Zahnarzt. Wir wollten unsere „Töggel“ nach gut ¾ Jahren wieder mal einem Profi zeigen. Dieser meinte, wir seien noch sehr weit von dritten Zähnen entfernt.

Martin nahm sich an diesem Tag frei und zeigte uns die Umgebung von San Jose.

Wir freuten uns nach der Südsee auf die trockenere Luft und dem Frühling entsprechend kühlere Temperaturen…

Die Freude diesbezüglich war jedoch von kurzer Dauer – nicht einmal das Dach von Martins BMW-Cabriolet wollten wir herunterlassen – die Temperaturen lagen bei erstaunlich heissen 35°C und dies bereits im Mai…!

In San Jose und dessen Umgebung hatten wir zuerst überhaupt nicht das Gefühl, in Amerika gelandet zu sein. Wir dachten eigentlich, China und Südostasien hinter uns gelassen zu haben, aber wo man hinschaute, sah man nur Asiaten und die Langnasen im Silikon-Valley sind in der absoluten Minderzahl.

Die zwei Tage bei Martin nutzten wir u.a. auch zum shoppen – um einige „abgelatschte“ und durchgewaschene Kleidungsstücke zu ersetzen und Claudia liess noch ihre Haare (bei einer Vietnamesin) stutzen.

Einen tollen Tag verbrachten wir mit einem Ausflug nach Santa Cruz an die Küste, mit lautstarken Seelöwen am Pier und einem Bummel durch die hübsche Innenstadt.

Die Abende bei Martin, seiner chinesischen Frau Julia und ihrem Sohn Daniel waren sehr gemütlich und wir hatten viel zu quatschen und zu lachen.

Am Samstag gingen wir zu dritt fürs Wochenende nach San Francisco – eine Stadt, die wir zwar schon mehrmals gesehen haben, aber immer wieder faszinierend ist. Martin führte uns sozusagen als Tour-Guide und Insider durch die Stadt. Bei einem netten Italiener haben wir uns am Abend kulinarisch verwöhnen lassen.

Am Sonntag stand wieder Sightseeing auf dem Programm. Das Wetter präsentierte sich total untypisch – es hatte für einmal keinen Nebel, die Sonne schien von einem fast wolkenlosen Himmel – was für ein Glück!!

Da steuerten wir doch gleich mal die „Golden Gate Bridge“ an. Ein Bauwerk, das jeden Besucher in seinen Bann zieht.

Wir fuhren über das „Brücklein“ auf die andere Seite zum hübschen Städtchen Sausalito, wo wir nach dem Lunch flanierten und die prunkvollen Boote im Hafen und die Villen am Hang bestaunten.

Mit dem Cabi – für einmal „oben ohne“ – steuerten wir einen Aussichtpunkt an, von wo wir einen wunderschönen Blick über die ganze Bay hatten – Alcatraz, die Skyline von San Francisco und die stolze Golden Gate Bridge. Ein Anblick mit grandioser Weitsicht, der so wohl nur an wenigen Tagen im Jahr möglich ist.

Martin setzte uns mitten in der Stadt ab und verabschiedete sich von uns. Ganz lieben Dank Martin für deine Gastfreundschaft und die schöne Zeit mit dir und deiner Familie! Wir haben es sehr genossen!

Wir schlenderten am späteren Sonntagnachmittag durch eine eher ruhige Innenstadt und als wir die Füsse zu spüren bekamen, sprangen wir auf eine der historischen Cable Cars auf.

Am Ghirardelli Square genossen wir den schönen Sonnenuntergang bei einem guten Glas kalifornischem Weisswein.

Zum Nachtessen waren wir im Rainforest Cafe, wo nebst einer guten Küche der amerikanische „Kitsch“ in Sachen Einrichtung keineswegs zu kurz kam. Zwischen Wasserfällen im Urwald sitzend, „erfreuten“ uns auch immer wieder die ohrenbetäubenden Tiergeräusche. Es war lustig und halt so richtig amerikanisch…

Am nächsten Tag ging es mit der BART (eine Art Metro/Zug) nach Fremont, wo unser Camper auf uns wartete.

Wie erwartet funktionierte die Übernahme des Campers bei dem grössten Vermieter der USA sehr professionell. Nach einem halbstündigen Einführungs-Video, in dem sämtliche Funktionen am und im Wohnmobil erklärt wurden und für Amerika unumgänglich, auch auf alle möglichen Gefahren hingewiesen wurde (z.B. dass man den Hund nicht in der Mikrowelle trocknen soll… und solches Zeugs).

Danach ging‘s zur Übergabe – und da stand es – unser „kleines“ Wohnmobil, welches für die nächsten vier Monate unser fahrbares Zuhause ist!

Klein ist ein wenig untertrieben –mit einer Länge von 7.60m, einer Breite von 3.00m (ohne Spiegel) und einer Höhe von 3.70m kommt das Teil schon recht „bullig“ daher.

Der Innenbereich ist dafür schön grosszügig gestaltet und wir fühlten uns in den ersten paar Minuten bereits sehr wohl im Camper.

Freude kam (vor allem bei Reto) auch auf, als wir das Fahrzeug starteten und der Ford „E350 Super Duty“ V8-5.4lt Motor mit seinen gut 240PS ein richtig schönes Brummen – fast wie ein Truck – von sich gab. Es ist unüberhörbar, dass das Benzin im Eilzugstempo durch den Motor fliesst und wir möchten den Verbrach lieber nicht wissen – aber Hauptsache schöner Ton…

Zum Glück sind die Strassen in der USA in der Regel recht grosszügig gebaut. Trotzdem sind die Abmessungen unseres „Camperlis“ nicht unwesentlich und wir benötigten (in der Anfangsphase und auch darüber hinaus) einiges an Konzentration, diesen „Traktor“ so zu lenken, ohne gleich alles links und rechts entlang der Strassen und auf den Parkplätzen abzuräumen. Hinzu kam noch, dass wir uns wieder auf den Rechtsverkehr einschiessen mussten.

Erst gegen Abend verliessen wir Fremont und fuhren den ersten Campground an, welcher schön in einem Wald beim Lake Chabot lag. Die Zufahrt über die enge und kurvige Waldstrasse stellte gleichmal Reto‘s Fahrkönnen auf Probe.

Die erste Nacht war eigentlich ganz gemütlich. Da kein Platz mit Stromanschluss mehr frei war und der Gebrauch des Generators (benzinbetriebene im Camper eingebaute Strommaschine) auf diesem Campingplatz verboten war, wurde der Morgen mit den relativ dünnen Decken doch sehr frisch. Kuscheln war angesagt und nach dem Aufstehen benötigten wir nach langer Zeit wieder einmal Socken und lange Hosen.

Wir stellten auch fest, dass der Camper mit Einrichtungsgegenständen nicht sehr umfangreich bestückt war und da mussten wir mit z.B. Toaster, Grill, Zusatzdecke, Tischtuch, Weingläser etc.) noch etwas nachrüsten… schliesslich leben wir für 4 Monate in und mit diesem Teil.

So war ein Grosseinkauf angesagt. Nach 2 ½ Stunden hatten wir es geschafft, einen Einkaufswagen (American size) mit Lebensmitteln proppenvoll zu (über-) laden. Und nach weiteren 1 ½ Stunden hatten wir zumindest einen Teil des dringendsten Zusatzinventars gefunden.

Den Camper vollgeladen und um einige hundert Dollar erleichtert, ging es dann am Nachmittag endlich los Richtung Norden.

In Lodi schlugen wir unser zweites Nachtquartier auf, wo wir mit einem schönen Glas Weisswein auf unser bevorstehendes 4-monatiges Camperleben anstiessen.

Die Nacht war wesentlich wärmer und wir genossen sogar am nächsten Morgen das Frühstück draussen bei Sonnenschein und warmen Temperaturen.

Die Fahrt ging weiter auf einer schönen Strecke Richtung Lake Tahoe. Auf dem Scenic Drive durch den „Eldorado-National-Forest“ und nur ein paar wenige Stunden, nachdem wir im T-Shirt frühstückten, zogen wir die Daunenjacke hervor und konnten auf 2‘600 müM im Schnee stehen.

Für Schweizer ist dies eigentlich keine Besonderheit. Da wir aber seit unzähligen Monaten keinen Schnee mehr gesehen hatten (ausser in Nepal – aber nur aus der Ferne) – freuten wir uns darüber fast wie kleine Kinder…

In Lake Tahoe verbrachten wir zwei (kalte) Nächte und genossen eine traumhafte Wanderung in der „Desolation Wilderness“.

Eigentlich wollten wir nur eine Angewöhnungs-Wanderung von 2-3 Stunden zu den „Upper-Glen-Waterfalls“ unternehmen.

Wir waren jedoch so begeistert von der Landschaft und der Szenerie mit den schneebedeckten Bergen, dass wir an unserem Ziel glatt vorbei gelaufen sind und schlussendlich gut 6 Stunden unterwegs waren. Die Luft war von so vielen wunderbaren und frischen Gerüchen durchsetzt, dass wir mehrmals stehen blieben, um einfach tief einzuatmen… Sicher benötigten unsere Lungen auch etwas mehr Pausen als gewohnt, denn schliesslich hielten wir uns seit vielen Monaten fast nur noch auf Meereshöhe auf und plötzlich lief die Musik auf 2‘600müM – da chunsch halt scho chli z’schnuufe – gäll…

Am Abend, als wir aus Temperaturgründen im Camper drinnen „dinierten“, glaubten wir aus dem Fenster einen Wolf zu sehen, welcher an unserem Camper vorbei schlich. Nach der Rückfrage bei Mister Google, fanden wir jedoch heraus, dass es sich eher um einen ausgewachsenen Schakal handelte… aber immerhin :-))

Bevor wir unser nächstes Ziel ansteuerten, brauchte unser durstiges Camperli noch etwas Benzin. In Kalifornien muss an den Tankstellen meistens zuerst im Shop drinnen bezahlt werden, erst dann gibt’s Flüssiges.

Wir benötigten eine ¾ Tankfüllung und Claudia bestellte Benzin für 150 $ bzw. ca. 150lt – die Kassiererin bestätigt ohne aufzuschauen OK 50$ – Claudia korrigierte „NO – 150$“ – die Kassiererin wagte dann einen Blick aus dem Fenster und als sie unser Camper-Monster sah, nickte sie mit grossen Augen und meinte nur noch leise „OK 150$“.

Auch wenn unser Ford Camper ein ziemlicher Schluck-Specht ist, steht uns zumindest mit einem Tankinhalt von rund 210lt eine angenehme Reichweite zur Verfügung.

Unser nächstes Ziel war der Lassen Volcanic Nationalpark, wo wir in zwei Tagen wiederum verschiedene Wanderungen (Mill Creek Falls, Echo Lake, Manzanita Lake, Reflection Lake) in atemberaubender Umgebung bei schönstem Wetter geniessen durften. Alleine die Fahrt durch diesen Park – wobei sich unser Camper bis auf 2‘600 müM „kämpfen“ musste – mit vielen wechselnden Landschaftsbildern, einer gewaltigen Fernsicht und den schneebedeckten Bergen war ein Erlebnis für sich!

Nach dem Lassen Nationalpark steuerten wir unser „Camperli“ weiter Richtung Norden. Dann tauchte sie plötzlich auf, die mit ewigem Schnee und Eis belegte Spitze des Mount Shasta auf 4‘317müM glitzerte in der kalifornischen Sonne. Ein herrlicher Anblick…!

Wir verbrachten drei Tage in dieser eindrucksvollen Landschaft und waren auch hier auf verschiedensten Wanderwegen unterwegs (Mount Shasta, Castle Lake, Heart Lake).

In relativ kurzer Zeit unternahmen wir 8 Wanderungen in verschiedensten und traumhaften Landschaften. Es war wieder einmal ein „freier“ Tag angesagt – um einerseits unsere (noch) etwas untrainierten Beine zu entspannen, aber vor allem auch, um die in geballter Ladung erhalten Erlebnisse verarbeiten zu können.

Am letzten Abend in Mount Shasta war ein Camper-Gourmet-Dinner angesagt. Wir legten ein schönes Angus-Beef-Filet auf den neu erworbenen Gasgrill – das war aber lecker. Wir erhielten an diesem Abend noch von einer fünfköpfigen Rehfamilie unerwarteten Besuch. Sie liefen so nahe an uns vorbei, dass wir zuerst dachten, sie wollen sich zu uns an den Tisch setzen – das ist Natur pur…

Nach 14 wunderschönen Tagen überfuhren wir die Staatsgrenze. Eigentlich dachten wir, schneller in Oregon zu sein. Aber es ist kein Wunder, kommt man nicht wirklich vorwärts, wenn man dauernd so tolle Nationalparks und Landschaften durchquert und diese noch bei schönstem Wetter erkunden „muss“. Zudem ist es Realität, dass in der USA halt alles etwas grösser ist und die Distanzen andere Massstäbe setzen – alleine in den Bundesstaat Kalifornien könnte man die Schweiz rund 10mal hineinstellen!!!

Nun freuen wir uns auf die nördlicheren Bundesstaaten der USA wie Oregon und Washington bevor es Richtung Kanada und Alaska weiter geht…

Fortsetzung folgt…

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