Alaska 27.6.-19.7.14

Die letzten paar Yukon-Kilometer auf dem Alaska Highway vor der Grenze verlangten von unserem 5,4to schweren Wohnmobil auf der löcherdurchsiebten Schotterpiste nochmals einiges ab.
Positiv erschrocken sind wir, als unser Camper auf der amerikanischen Seite in Alaska eine breite „pickfein“ asphaltierte Strasse unter die Räder bekam und sich das ohrenbetäubende „Geschäpper“ im Camper wieder auf ein Minimum reduzierte.

Nur ein paar wenige Kilometer nach der Grenze fanden wir einen wunderschönen Campground an einem kleinen hübschen See im „Teflin National Wildlife Refuge“ namens „Deadmen“. Da Claudia nicht alleine weiterreisen wollte, weigerte sie sich anfänglich, an diesem Ort zu übernachten… es gab keinen toten Mann und alles war bestens.
Nebst dem, dass dieser sehr gepflegte Campground sogar gratis war, erhielten wir am Abend von einer Rangerin noch einen interessanten Vortrag über die in dieser Gegend lebenden Tiere – im speziellen Rotfüchse.
Wir stellten an diesem Abend auch fest, dass die Schweiz eigentlich gar nicht so klein sein kann… Von den fünf Päärchen an diesem Vortrag waren zwei aus den USA und die anderen drei aus der Schweiz… Invasion der Eidgenossen!!

In der Ortschaft Tok mussten wir uns entscheiden, ob wir zuerst Richtung Norden nach Fairbanks oder eher in den Süden nach Anchorage weiterziehen.
Obwohl sich Claudia bereits über die Region Fairbanks etwas eingelesen hatte und wir ursprünglich diese Route zuerst einschlagen wollten, sagten uns die Wettervorhersagen für den Süden trockeneres und wärmeres Wetter voraus.
Da kam der Vorteil vom „freien“ Reisen mit einem Camper wieder voll zum Tragen und wir steuerten kurzum unser Gefährt in den Süden.

Wir fuhren nur gerade 10 Meilen auf der Highway 1, als wir für unseren Richtungswechsel bereits das erste Mal belohnt wurden. Claudias „Adler-Augen“ erfassten auf der überaus schönen Strecke eine bis zum Bauch in einem Teich stehende Moose-Dame.
Wir traten voll auf die „Klötze“ (zum Glück war niemand hinter uns), montierten in leichter Hektik das Teleobjektiv auf die Kamera, schlichen aus dem Fahrzeug, um vom Strassenrand das hoffentlich noch nicht geflohene Moose zu beobachten. Offensichtlich gehörte dieses ausgewachsene Moose-Weibchen nicht zur scheuen Sorte, sie liess sich durch uns zum Glück nicht vertreiben, tauchte mit dem Kopf immer wieder ins Wasser und frass das zarte Seegras gemütlich weiter.
Wir hatten uns kaum von dieser schönen Tier-Beobachtung erholt, stellte sich ein paar Fahrminuten später bereits ein weiteres Moose in Pose.
Ab sofort waren wir auch der Meinung, dass die unzähligen Moose-Warntafeln am Strassenrand nicht nur dekorative Zwecke erfüllen, sondern tatsächlich eine gewisse Berechtigung haben.

Nebst den tollen Begegnungen mit den ansonsten eher scheuen Moose war auch die Fahrt durch die Berge der Alaska Range sowie entlang des Wrangell – St. Elias Nationalparks mit Blick auf die schneebedeckten 4- und 5-Tausender mit Wolkenhäubchen eine Wucht.

In „Dry Creek“ schlugen wir dann auf einem grosszügig angelegten State-Campground unser Nachtquartier auf – jedoch so trocken wie der Name sagt, kann es dort gar nicht sein, denn die Moskitos begrüssten uns zu tausenden – sodass wir es vorzogen, trotz schönem warmen Wetter unser Nachtessen im Innern des Campers einzunehmen.
Mücken hat es im Westen Kanadas sowie in Alaska nicht wenige – das ist nichts Neues. Darum wird das Moskito hier auch als Alaskas State-Bird bezeichnet. Zum einen, weil sie so gross sind und zum andern, weil es so viele hat. Am besten zählt man diese Insekten zu seinen Freunden und akzeptiert auch den einen oder anderen Stich – hier gibt es ja keine Malaria- oder Denguekrankheiten. Falls man aber die Moskitos zu seinen Feinden erklärt, dann wird man mit viel Ärger den Kampf bestimmt verlieren – sie sind immer massiv in der Überzahl…

Die Weiterfahrt Richtung Anchorage durch die Berge des Matanuska & Susitna Gebiets war von traumhafter landschaftlicher Schönheit, halt so wie man Alaska aus den Hochglanzprospekten kennt.

Vor Anchorage wurde die zunehmende Zivilisation langsam spürbar, der Verkehr wurde immer dichter und nach rund 6‘500km mit unserem Camper standen wir das erste Mal in einem richtig ausgewachsenem Verkehrs-Stau (Sonntags-Rückreise-Verkehr mit Baustelle).
Nach 1 ½ Stunden hatten wir die Schnauze voll, zwängten uns bei der nächstbesten Ausfahrt von der Highway und versuchten im schön klingenden Gebiet „Arctic Valley“ ein Plätzchen für unseren Camper zu finden.
Nach einiger Zeit stellten wir fest, dass wir uns auf militärischem Sperrgebiet und Übungsgelände befinden. Wir wollten uns bestimmt nicht mit der US-Army anlegen und mitten in der Nacht unsanft aus dem Bett geholt werden – so fuhren wir weiter und wurden etwas ausserhalb der Stadt auf einem nicht einmal so üblen City-Campground fündig.

Bevor unsere Fahrt auf den Spuren von Claudias Vergangenheit Richtung Girdwood weitergehen konnte, machten wir noch einen kurzen Stop in Anchorage.
Wir schlenderten durch die hübsche Innenstadt, wollten uns im Visitor-Center mit einigen spezifischen Informationen berieseln lassen, was jedoch zu unserem Erstaunen den eher inkompetenten Damen nicht wirklich gut gelang.
Beim nahe gelegenen Lake Hood sahen wir noch den weltweit grössten Flughafen für Wasserflugzeuge. Bis zu 800 Starts und Landungen werden auf diesem See täglich gemacht und so viele Kleinflugzeuge auf einem „Haufen“ haben wir tatsächlich noch nie gesehen und wir waren doch schon auf einigen Flugplätzen dieser Welt…

Nach einer Nacht in Bird Creek war es dann soweit – der Besuch von Girdwood – Claudias Heimat vor 25 Jahren für 3 Jahre – stand bevor!
Ausser den standhaften und schönen Bergen in diesem Tal hat sich so ziemlich alles verändert in den letzten 25 Jahren.
Erfreulicherweise durfte Claudia feststellen, dass sich das „Dörfchen“ von früher zu einem schmucken Ort entwickelt hat. Wir fuhren etwas durch die Strassen, welche mittlerweile auch nicht mehr nur aus Kies bestehen und an der einen oder anderen Stelle kamen Claudia’s Erinnerungen wieder hoch.
In der Wäscherei – die übrigens zum „No. 1 Laundromat der USA“ gewählt wurde – durften unsere dreckigen Kleider, Bettwäsche etc. eine Runde in der Trommel drehen.
Den von Claudia damals heiss geliebten „Bake Shop“ gab es immer noch. Ob die legendär feinen Suppen immer noch so toll schmecken, mussten wir natürlich anhand eines „Pflichtbesuchs“ testen… und tatsächlich – obwohl alles in neuen Räumlichkeiten etwas grösser war, büsste die Qualität keineswegs ein und unsere Suppen waren hervorragend!

Wir fuhren dann zum ehemaligen Arbeitsplatz von Claudia – dem Flugplatz von Girdwood. 1986 bestand der Flugplatz mehr oder weniger aus einer Kiespiste, einem Windsack und einer grossen Wiese, wo sich Claudia und Tom mit ihren Fallschirmspringern und Schülern breit machten.
Auch hier sah es rund 25 Jahre später ganz anders aus. Einige Gebäude, Hangars und viel mehr Flugzeuge haben sich installiert. Eine Fallschirmschule gibt es keine mehr und die grosse Landezone ist mit vielen Büschen und Bäumen überwachsen.
Reto war fasziniert, in welch traumhaft schönem Tal, umgeben von Bergen und Gletschern, Claudia früher ihre Fallschirmschule betrieben hat.

Wir wollten uns die ganze Umgebung noch etwas genauer von oben ansehen. Da auf dem Flugplatz Scenic-Flights mit Helikoptern angeboten wurden und das Wetter für den Folgetag wie geeignet dafür war, standen wir bei denen am anderen Tag früh auf der Matte und konnten noch einen 1 ½-stündigen Rundflug für uns buchen.
Kaum sind wir mit dem Heli abgehoben und in die Berg- und Gletscherwelt „eingetaucht“ brachten wir unser „Smile“ nicht mehr vom Gesicht.
Wir flogen auf einer sensationell tiefen Flughöhe von 50 bis 100m durch unberührte Täler (haben auch Moose von oben gesehen), über unzählige faszinierende Gletscher, durch Fjorde wo sich Sea-Otter auf Eisschollen tummelten und landeten mitten in einer unbeschreiblich schönen unberührten Berg- und Gletscherlandschaft.
Worte reichen hier nicht mehr aus… es war einfach GENIAL!!!

Auch nach der Übernachtung an einem schönen Fluss bei Portage, hatten wir das „Smile“ vom Heliflug immer noch auf dem Gesicht und es folgte bereits das nächste Highlight: Eine Bootstour in den Prince William Sound, welche unter anderem an 26 verschiedenen Gletschern vorbeiführt.
Von der Ortschaft Whittier aus startete das Katamaran-Motorboot und führte uns in fünf Stunden durch eine atemberaubende Landschaft. Nur wenige Meter standen wir mit dem Schiff vor den Gletschern, die bis zum Meer reichen. Die türkisfarben leuchtenden Eismassen beeindruckten uns ebenso wie die Mächtigkeit dieser Gletscher.
Auf der Fahrt durften wir auch Humpback Whales, Dall’s Porpoise (eine Delfin-Art), Sea Otters, Sea Lions und vieles mehr beobachten.
Hinzu kam auch noch das für diese Gegend untypische Wetter… Der Captain meinte, dass anstelle der Sonne hier mehrheitlich Regen, Nebel und Wolken die Fjorde dominieren.
Wir konnten unser Glück kaum fassen und waren einmal mehr begeistert, einen weiteren tollen Tag erlebt zu haben.

Nach Whittier ging‘s auf der einzigen Strasse, der Highway 1, in den Süden weiter.
Der nördliche Teil der Kenai Halbinsel mit mehr „Bergcharakter“ hat uns landschaftlich sehr gut gefallen.
Wir wählten noch den etwas holprigen und staubigen Umweg zum Skilak Lake, wo wir auf einen Hügel hinauf stöckelten und nach dem schweisstreibenden Aufstieg mit einer wunderbaren Rundumsicht belohnt wurden.

Entlang der Küstenstrasse beeindruckten uns die schneebedeckten Vulkanberge auf der anderen Seite der Cook Inlet, von welchen einige über 4‘000müM sind und wie riesige weisse Kegel da stehen. Ansonsten war die Fahrt im südlicheren Teil der Halbinsel bis Homer ganz nett, aber nichts Spektakuläres.
Es war Freitag, der 4. Juli (US-Nationalfeiertag), schönes Wetter und es war wahrscheinlich alles unterwegs, was Räder hatte. Zu „tausenden“ rollten Wohnmobile mit Schiffsanhänger an diesem verlängerten Wochenende auf der Kenai Halbinsel umher. Hinzu kam noch, dass die Lachs-Fischsaison begonnen hatte.
Nachdem wir für die vorherigen paar Nächte einige schöne „Wild-Campingplätze“ gefunden haben, wo wir meistens alleine waren, schien dies hier unten nicht mehr ganz so einfach zu sein.
In „Ninilchik“ konnten wir auf einem Campground gerade noch den letzten Platz „ergattern“. Blöderweise befand sich dieser bei der Einfahrt, wo alle durch mussten. Die Windverhältnisse standen auch nicht zu unseren Gunsten und jedes Mal, wenn wieder ein überdimensionierter Pick-up Truck mit Schiffsanhänger und papipapo auf der Kiesstrasse an uns vorbei rauschte, wurden wir in eine Staubwolke gelegt. Glücklicherweise schmeckte unser Grillgut auch mit Staubkruste recht akzeptabel…
Um ca. 22.00h herrschte etwas weniger Verkehr auf der Camping „Rally-Strecke“ und wir gönnten uns draussen einen „staubfreien“ Kaffee. Die Sonne stand immer noch am Himmel, als es kurz mal dunkel wurde und wir wuchtige Flügelschläge hörten. Wir konnten unseren Augen kaum trauen – ein richtiges Prachtsexemplar von einem „Baldeagle“ setzte sich auf die Baumkrone direkt neben unserem Tisch!! Wow – so nahe hatten wir diesen edlen Raubvogel nur aus Tiersendungen im Fernseher gesehen. Aber in Natura wirken sie irgendwie unheimlich gross…

Wie an so vielen Abenden war es wieder einmal fast Mitternacht, als Claudia zur Bettruhe aufrief – worauf Reto meistens entgegnet: „Ja, aber es isch doch nu hell…“

Auch wenn das hübsche und fotogene Städtchen Homer an diesem verlängerten Wochenende etwas gar gut besucht war, spürten wir den speziellen Charme und fühlten uns sehr wohl. Am Homer Spit, welcher zugleich das äusserste Ende der Halbinsel Kenai ist, gönnten wir uns auf einer Terrasse ein feines Mittagessen und genossen das Panorama auf die Kenai Mountains auf der anderen Seite der Bay. Bei diesem sonnigen und warmen Wetter verbrannte sich Reto ein wenig seinen „Schädelkarton“ – vor allem weil er vor ein paar Tagen seine Haarpracht wieder einmal „gestutzt“ hatte.

Logischerweise waren auch sämtliche Campground‘s total überfüllt und da wir uns nicht in diese wie „Batteriehaltung“ aufgereihten Wohnmobile einfügen wollten, suchten wir nach einem abgelegenen „Spot“.
Auf der Landkarte sahen wir einige Meilen ausserhalb von Homer die „Eveline State Recreation Site“ – nur schon wegen dem Namen mussten wir dorthin. Auf dem Parkplatz, wo verschiedenste Wanderwege wegführen (die wir auch noch nutzten), waren wir mit unserem „Camperli“ alleine und hatten schönste Sicht auf die Bay und Berge mit Gletscher. Also besser geht’s nicht…

Auf der Fahrt wieder Richtung Norden kamen wir am Kenai-River vorbei. Im Bereich der Einmündung des Flusses ins Meer konnten wir ein „geschäftiges“ Getue vieler Menschen feststellen. Selbstverständlich wollten wir wissen, was da ab geht.
Bald stellten wir als „Nichtfischer“ fest, dass dies offenbar einer der besten Plätze zum Lachsfischen ist.
Durch diese Flussmündung schwimmen tausende von Lachsen, um im Kenaifluss aufwärts zu ihren Laichplätzen zu gelangen.
Kein Wunder standen an dessen Mündung Hunderte von Fischern bis zum Bauch im Wasser und konnten mit ihren grossen Netzen – dem sogenannten Dip-Net-Fishing – reihenweise Lachse aus dem Wasser ziehen. Und wir haben immer gedacht, dass das Fischen viel Geduld braucht…
Dass dann zum Teil die Fische lebend aufgeschlitzt und ausgenommen oder im Sand „lebend“ bis zur Weiterverarbeitung einfach liegen gelassen wurden, entsprach nicht unserem Verständnis für tiergerechte Behandlung. Nach so viel Fisch und Blut und dem nicht gerade nach Parfüm riechenden Duft in der Luft, wurde unsere Magengegend langsam nervös und wir entschlossen uns, diesen Fischer-Schauplatz wieder zu verlassen. Es war trotzdem sehr interessant, diese „Massen-Lachs-Fischerei“ mal gesehen zu haben.

Nach einer ruhigen Nacht auf einer kleinen Forststrasse irgendwo in einem Wald in der Nähe von Kenai, füllten wir am Morgen zuerst wieder den Kühlschrank mit neuem „Futter“ und füllten und entleerten alle unsere Tanks, bevor wir unser nächstes Ziel Seward anfuhren.

Mit René & Rosmarie, welche ab Whitehorse eine andere Route wählten als wir, hatten wir per Mail zwischendurch Kontakt. Wir wussten, dass sie langsam auch Richtung Kenai Halbinsel unterwegs sind. So hielten wir die Augen offen für ein Wohnmobil mit ZH-Nummernschild oder einem Schweizerkreuz auf der Seite – ein nicht ganz einfaches Unterfangen, bei all den auf der schmalen Strasse und mit wenigen Ausweichstellen fahrenden Campern.
Auf der Brücke über den Kenaifluss kreuzten wir uns dann aber tatsächlich – welch ein Zufall! Offenbar haben auch sie nach uns Ausschau gehalten, denn nach der Brücke haben wir beide angehalten und umgedreht. Es war schön, die beiden nochmals zu treffen, ein wenig zu plaudern und unsere Alaska-Erfahrungen und Tipps auszutauschen.

Seward ist als Ausgangspunkt für tolle Bootsausflüge in die Kenai Fjords mit sehr guten Chancen für „Whale-Watching“ bekannt. Da das Wetter für ein solches Vorhaben am nächsten Tag sehr vielversprechend aussah, reservierten wir uns gleich per Telefon noch zwei von den begehrten Tickets.

Am Vorabend stimmten wir uns während des Nachtessens noch mit einem Lied von Peter Reber „Die sanfte Riise“ ein, in der Hoffnung, am anderen Tag auf Wale zu treffen…

Uns weckte ein strahlender Tag, was auch für diese Region keine Selbstverständlichkeit ist.
Wir hatten mit dem Schiff von Seward kaum abgelegt und Fahrt aufgenommen, verlangsamte unser Captain gleich wieder. Ein Humpback-Wal tummelte sich in der Resurrection Bay und wir konnten ihn aus Distanz beobachten. Nachdem wir einige nestende Common Murres, die niedlichen Puffins und „grunzende“ Sea Lions auf ein paar Felsen sehen durften, fuhren wir auf das offene Meer bzw. den Gulf von Alaska.
Es verstrichen nur wenige Minuten, nachdem wir die Bay verlassen haben und vor unserem Schiff tauchte eine Gruppe von ca. 8-10 Orcas (Killerwale) auf…
Uns blieb fast der Atem weg, so viele Orcas auf einmal zu sehen.
Kaum hatte sich unsere Atemfrequenz einigermassen normalisiert und der heissgelaufene Fotoapparat wieder etwas abgekühlt, tauchten auf der anderen Seite des Bootes eine Gruppe von ca. 6-8 Humpback-Walen auf!!!
Wir wussten in der Tat nicht mehr, wohin wir schauen sollen – auch der Captain war sich nicht mehr sicher, wohin er sein Boot steuern sollte und er selbst ist fast ausgeflippt und hat offenbar auch nach vielen Jahren in diesen Fjords noch nie erlebt, dass Humpback-Wale und Orca’s so nahe beieinander sind.
Dann ging es weiter… die Gruppe der Humpback-Wale jagte mit der sogenannten „Bubble-Net-Fishing“-Technik in der Gemeinschaft. Wir sahen, wie sich Luftblasen an der Meeresoberfläche bildeten und kurz darauf tauchte die ganze Gruppe auf und alle waren am Wasser ausstossen und laut am Atmen. Das sind Naturschauspiele der Sonderklasse – als dann die Wale nicht nur am Atmen waren, sondern auch noch unüberhörbar zu singen bzw. miteinander zu kommunizieren begannen, war es um uns geschehen – das war so ergreifend, dass bei uns und auch anderen Passagieren auf dem Schiff die Augen nicht mehr trocken blieben!
Lange Zeit durften wir diesen wunderschönen Meeressäugern zusehen und zuhören, bis der Captain meinte, dass wir langsam Fahrt aufnehmen sollten, um noch etwas von den Fjords zu sehen. Der Tag war eh schon mehr als erfüllt – die wunderschöne Fjord-Landschaft, der beeindruckende Holgate-Glacier und alles andere, was wir noch sehen durften, war einfach noch ein Tüpfchen mehr auf dem i!!!

Am anderen Tag hingen die Wolken dann einiges tiefer in den Fjords und wir wurden uns bewusst, dass wir wieder einmal ein riesiges Glück mit dem Wetter hatten – DANKE PETRUS!!
Nach diesem Highlight in Seward gondelten wir langsam wieder Richtung Norden. Leider machte sich die Sonne rar und die schöne Landschaft präsentierte sich etwas trüber als wir es uns gewohnt waren. Freude daran hatte wahrscheinlich nur unsere Olympus-Kamera, die durch diesen Umstand nicht so arg arbeiten musste…

Dass wir in Girdwood nochmals einen Stopp einlegten, versteht sich von selbst. Das „Double Musky“ ist ein Restaurant, welches Claudia kannte und bereits vor 25 Jahren eine Top-Adresse war. Wir haben im Führer gelesen, dass Leute von halb Alaska hierher pilgern, um die vorzügliche Küche zu geniessen. Die Öffnungszeiten sind von 17.00h – 22.00h und reservieren kann man nicht.
Unseren 9. Hochzeitstag haben wir auf unserer Reise eigentlich gar nicht gebührend gefeiert und somit haben wir relativ schnell einen Grund gefunden, um uns dort verwöhnen zu lassen…
Damit wir einen schönen Tisch erhielten, sind wir bereits um 16.45h vor dem Restaurant vorgefahren. Wir staunten nicht schlecht, als bereits ca. 20 Personen vor dem Haupteingang Schlange standen. Trotzdem erhielten wir noch einen schönen Zweiertisch am Fenster – eigentlich sah man eh nur in den Wald, wo aber immerhin zwischendurch einmal ein Schwarz-Bär vorbei hüpfte…
Das Essen wie auch der Wein waren ein Gedicht!!! Wir schlemmten so viel und gut, dass man uns fast aus dem Restaurant rollen musste.

Das Wetter war mässig gut und wir beschlossen wieder einmal einen freien Tag einzuziehen. Wir zogen uns zurück und am Ende eines Tales von Girdwood stellten wir unseren Camper auf einen gar nicht unattraktiven Parkplatz beim Crow Creek Fluss und Trail sowie mit Blick in die (verhangenen) Berge, wo wir zwei Nächte verbrachten. Endlich hatten wir einmal Zeit, uns den Unmengen Alaska Fotos zu widmen, ein paar Worte für den Reisebericht zu schreiben, Mails zu beantworten, für eine kurze Wanderung sowie auch für uns…

Für Claudia war diese Zeit in und um Girdwood zum Teil recht emotional und mehr als einmal kullerten ein paar Tränen die Wangen hinab. Sie war sich lange Zeit nicht sicher, ob sie überhaupt nochmals Alaska bereisen oder einfach die schönen Erinnerungen von damals im Herzen behalten möchte. Der lange Weg in den Norden hat sich trotz den vorgängigen Bedenken definitiv gelohnt und sie hat es genossen, Reto einen Teil ihrer Vergangenheit zu zeigen.

In Anchorage fuhren wir nach dem Aufstocken der Frischwaren in den Kincaid-Park, um uns etwas Bewegung zu verschaffen und wo zudem die Möglichkeit bestehen soll, auf den unzähligen Wanderwegen auch mal ein Moose anzutreffen. Bewaffnet mit Feldstecher, Fotoapparat und grossem Zoomobjektiv machten wir uns auf den Weg. Nach einer Stunde erfolgloser „Suche“ hinter jedem Busch und an jedem Teich machten wir uns auf den Rückweg.
Plötzlich sahen wir eine paar Leute mit hochgehaltenen Kameras und Feldstecher.
Tatsächlich – ein Prachtsexemplar von einem Moose-Männchen war ca. 15m vom Fussweg entfernt unbeirrt am Fressen. Riesig erschien uns dieses wunderschöne Huftier mit dem grossen behaarten Geweih.
Wir haben gelesen, dass in Alaska mehr Menschen durch Moose ums Leben kommen als durch Bären (mehrheitlich jedoch im Strassenverkehr) – entsprechend wollten wir einen gebührenden Abstand halten. Jedoch war die Fressrichtung dieses Moose genau zu uns und wir kletterten bereits halb auf einen Baum. Am Schluss stand es fast 4-5m neben uns und wir brauchten kein Zoomobjektiv mehr zum Fotografieren.
Einige Meter weiter lag noch ein zweites Moose-Männchen in der Wiese, wobei jedoch nur der Kopf und das grosse schöne Geweih zu sehen war.
Der Ausflug in den Park hat sich definitiv gelohnt!!!

Nach einer eher lauten Nacht auf dem städtischen und engen Ship Creek Campground in Anchorage zogen wir weiter Richtung Norden mit dem Ziel „Denali Nationalpark“.

Offenbar ist der „Denali Nationalpark“ ein Muss für jeden Alaska-Besucher. Der absolute Höhepunkt wäre noch, wenn man den höchsten Berg der USA, den Mt. McKinley sehen könnte. Leider bleibt das rund 70% der Besucher verwehrt, da dieser Berg-Riese ein Meister des Versteckens in den Wolken ist.

Auch als wir Richtung Norden fuhren, waren die Wettervorhersagen für diese Gegend eher schlecht prognostiziert. Unsere Hoffnung, den Berg der Berge der USA zu sehen, um welchen ein Riesen „Trarie-Trara“ gemacht wird, sank auf ein Minimum.

Auf der Fahrt nach Talkeetna begleitete uns nebst einigen Wolken trotzdem die Sonne wacker. Wir kamen auf einen Viewpoint auf einer Anhöhe ein paar Meilen vor Talkeetna, als wir es kaum fassen konnten: zwischen Wolken hindurch sahen wir die schneebedeckte Spitze des Mt. McKinley.

Die Wolken brachen immer mehr auf und die Sonne machte sich breiter. Wir informierten uns bei einem der vielen Scenic-Flights Anbieter über die Bedingungen für einen Flug. Wie überall konnten und wollten sie uns nichts garantieren. Das Wetter wechselt so schnell und es kann sein, dass wir den Mt. McKinley sehen, aber es kann genauso gut sein, dass es verhangen ist.
Nach dem Motto: wer nichts wagt, gewinnt nichts – langten wir nochmals in den Geldbeutel und buchten einen stündigen Rundflug in und über den Denali Nationalpark und natürlich zum Mt. McKinley.
Als wir nach rund einer Stunde Wartezeit noch gratis einen Upgrade für den 1 ½ stündigen Rundflug plus Gletscherlandung erhielten, konnte ja gar nichts mehr schief gehen.
Chris, unser Pilot kletterte Meter um Meter in die Höhe, kurvte um ein paar Wolkentürmchen und wir tauchten einige Minuten nach dem Start in eine Berg- und Gletscherwelt ein, die uns nicht nur wegen der dünneren Luft den Atem kurz hielt.
Einfach einzigartig diese Gegend!!!
Uuuuund… der 6‘194m hohe Mount McKinley mit dem ewigen Schnee und Eis präsentierte sich uns mit einem zierlichen Wolkenhütchen im tiefblauen Himmel. Absolut GENIAL… Jetzt können wir das ganze Trara um diesen Berg auch verstehen!
Die Gletscherlandung machte Chris ironischerweise in einem atemberaubenden Gebiet, das sich „little Switzerland“ nennt.
Der ganze Flug war ein riesiges Erlebnis… und wir konnten uns vor Freude kaum erholen. Wie liebe Freundinnen von uns in solchen Situationen sagen: „ihr händs verdient“ (Karin B.) oder:„ihr sind eifach „lucky mushrooms““ (Karin R.)!! Und so fühlten wir uns noch über einige Stunden…!

Bei den xyz-Seen fanden wir einen einsamen schönen Platz zum Übernachteten, wo wir auch den ereignisreichen Tag wunderschön abschliessen konnten.
Am anderen Tag machten wir trotz Warnschildern „Danger – Bears on Trail“ eine rund 2-stündige Wanderung um die Seen. Kein Bär weit und breit… (naja, dafür haben wir auch mit entsprechendem Lärm gesorgt…)

Ein kurzer Abstecher ins recht touristische, aber trotzdem hübsche Dörfchen Talkeetna durfte nicht fehlen, bevor wir weiter zum Denali Park fuhren.

Am Denali Viewpoint North stellten wir unseren Camper für das Nachtlager genau so hin, dass wir immer Sicht auf den Mount McKinley „hätten“. Bis fast um Mitternacht blickten wir in seine Richtung. Aber eben… er versteckte sich zu gut hinter Wolken, dass uns an diesem Abend sowie auch am folgenden Morgen sein Anblick verwehrt blieb.
Wir trugen es mit Fassung… da wir immer noch unter leichter Hypnose vom Vortag standen.

Der Denali Nationalpark mit seinem prominenten Berg hat eine grosse Anziehungskraft auf Touristen – über 400‘000 Leute besuchen den Park jährlich.
Dies kamen auch wir schnell zu spüren, denn die Campgrounds im Park selber waren seit längerem für Wochen ausgebucht.
Das Visitorcenter beim Parkeingang ist neu und gross. Sie sind für eine grosse Anzahl von Touristen gewappnet – und diese hat es auch.

Mit dem eigenen Fahrzeug kann man nur die ersten knapp 15 Meilen in den Park fahren. Um tiefer in den Park zu gelangen, kann man je nach Bedürfnis eine der verschiedenen Bustouren buchen, welche bis zu 12 Stunden dauern können und bis fast 100 Meilen in den Park führen.

Um etwas Denali-Park-Luft zu schnuppern, fuhren wir soweit wir durften in den Park hinein und unternahmen eine kleine Wanderung dem schönen Savage-River entlang.
Die Sonne verdrückte sich leider langsam und der Zeitpunkt kam, dass wir endlich – seit Beginn unserer Reise – einmal die Qualität der nicht ganz günstigen, atmungsaktiven „Marmot“ Regenjacken testen konnten. Fazit – bei dem gut 2-stündigen Einsatz haben die Jacken ihre erste Probe bestanden…
Auch wenn durch den bedeckten Himmel das schöne Tal nicht mehr so gut ausgeleuchtet war und die intensiven Grünfarben etwas dezenter schienen, konnte man sehr gut sehen, wie schön die Gegend in diesem Park ist.
So haben wir – trotz den schlechten Wettervorhersagen – eine 6h-Bustour für den kommenden Tag gebucht.
Platz für unser Camperli fanden wir noch auf einem eher engen RV-Park in der Nähe des Parkeinganges.

Der Wecker holte uns am nächsten Tag zu einer ungewohnt frühen Zeit aus unseren Träumen. Der Regen sorgte für ziemlich lautes Trommeln auf unserem Dach und nach einem Blick aus dem Fenster zu den wolkenverhangen Bergen waren wir uns beide sehr schnell einig, die Busfahrt im wahrsten Sinne des Wortes „ins Wasser fallen zu lassen“ und uns wieder den Träumen zu widmen. Dieser Entscheid war, wie sich später herausstellte, richtig – es blieb den ganzen Tag trüb und regnerisch!
Die Sommerzeit im Denali Nationalpark ist halt leider oft von Regen geprägt – dies bekamen wir dann auch während 1 ½ Tagen klimagetreu vermittelt.

Trotzdem verliessen wir den Denali Park mit sehr schönen Erinnerungen und fuhren Richtung Nordosten nach Fairbanks weiter.

Die zweitgrösste Stadt Alaskas hat nur ca. 50‘000 Einwohner und ist für amerikanische Verhältnisse auch eher ein Städtchen…

Nach dem obligaten Besuch im (neu gebauten) Visitor Center führte uns ein schöner Weg am Fluss entlang in das Stadtzentrum, wo wir etwas vergeblich die gemütlichen Shopping- und Restaurantmeilen suchten. So war die Zentrumszone in einer guten halben Stunde gesichtet…

In Fairbanks werden alljährlich die Weltmeisterschaften der Eis-skulpturen durchgeführt. Somit war ein Besuch des Eis-Museums fast ein MUSS. Es war OK, aber haute uns nicht aus den Socken… dafür bekam Reto in seinen Sommerkleidern im minusgradigen Ausstellungsraum definitiv keinen Fussschweiss…

Per Zufall fanden auch genau in dieser Zeit die WEIO – World Eskimo-Indian Olympics in Fairbanks statt.
Dies sollte man nicht verpassen, zumal Claudia es bereits vor 25 Jahren amüsant fand. Es werden sehr spezielle Disziplinen wie Alaskan High Kick, Blanket Toss, Indian Stick Pull etc. gezeigt.
Wir gingen auf die Abendvorstellung und hatten einige unterhaltsame Stunden bei diesen Olympischen Spielen nach „Eskimoart“ – die Disziplinen zu erklären würde jedoch an dieser Stelle zu weit führen…

Einen Abstecher zu den Alaska Pipelines, welche mit einer Länge von über 1‘200km schon fast ein Wahrzeichen Alaskas sind, durfte natürlich auch nicht fehlen.

Nach zwei Tagen in Fairbanks ging es in grossen Meilenschritten über Delta Junction – wo das offizielle Ende der Alaska Highway ist – südöstlich wieder Richtung Grenze nach Kanada.
Wenn sich jeweils während der Fahrt Claudia plötzlich streckte und ihr Hals immer länger wurde, war meistens ein Moose in der Nähe. Tatsächlich entdeckte sie einige und auf der Strecke zwischen Fairbanks und der Grenze zu Kanada hatten wir ein paar ganz tolle Begegnungen mit Moose-Weibchen und einmal hüpften sogar noch drei Kleintiere der Mama hinterher.

Ansonsten staunten wir einmal mehr über die unendlichen Weiten von Alaska.
Kein Wunder – dieser Staat ist rund 40mal grösser als die Schweiz, hat aber über 10mal weniger Einwohner (730‘000). Mit rund 3 Millionen Seen, über 3‘000 Flüssen und einer Küstenlänge von 57‘720km sprechen Zahlen eine eigene Dimension…

Kurz vor der Grenze machten wir noch eine schöne Wanderung zum Hidden-Lake (versteckter See), den wir tatsächlich auch gefunden haben und auf dem wir noch kurz mit einem Ruderboot etwas herumpaddelten und auf (erfolglose) Bibersuche gingen.

Wieso wir an dem wenig frequentierten Grenzübergang in den Yukon über eine Stunde warten durften, blieb uns ein Rätsel…

Nach 22 Tagen verliessen wir das wunderschöne Alaska wieder – uns hat es sensationell gut gefallen und wir sind uns beide einig, dass wir nicht das letzte Mal hier waren…!!!

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