Kanada Teil 1 – 9.6.-27.6.14

Nachdem wir die Grenze passierten, hielten wir Kurs Richtung Vancouver, wo wir um ca. 17.00h von Greg & Sharon erwartet wurden.

Wir waren etwas zu früh dran und wie es sich gut schweizerisch gehört, kommt man nicht zu früh oder zu spät, sondern pünktlich;-)).
So nutzten wir die Zeit für einen feinen Kaffee inkl. free WiFi und Emails checken. Zusätzlich konnte Reto während dieser Zeit drei paar Hosen, die langsam in die Tage kamen und deren Nähte sich zum Teil im Auflöseprozess befanden, zum Flicken geben.

Pünktlich auf 17.00h navigierte uns das GPS zum Beach View Drive, wo Sharon & Greg zu Hause sind.
Die beiden lernten wir in Nepal kennen. Obwohl wir eigentlich nur einen Abend und ein Frühstück lang zusammen hatten, entstand eine grosse Sympathie zwischen uns. Sie offerierten uns, dass wenn wir in Vancouver sind, bei ihnen gerne Gast sein dürfen. Wir haben einige Leute während unserer Reise kennen gelernt, welche auch ihre Gastfreundschaft anboten – es machte nicht bei allen „Kurz-Bekanntschaften“ klick, aber Sharon & Greg wollten wir wiedersehen.

Da waren wir nun – und als wir bei dieser Residenz mit unserem Camper vorfuhren, schlugen unsere Unterkiefer buchstäblich am Boden auf.
Wir wurden in einer Villa der Superlative an schönster Lage in North Vancouver begrüsst. Alleine Küche, Ess- & Wohnzimmer haben schätzungsweise ca. 300m2 und es gibt riesige Glasfronten, aus denen man direkt auf die Bucht und in die Berge sieht.
Greg führte uns durch das Haus mit Wellnessbereich, Fitness-, Billiardraum, 7 Badezimmern und vielen anderen Räumen. Das braucht man schon, wenn man zu zweit in diesem Haus wohnt (nachdem die beiden Söhne ausgezogen sind) ;-)).
Reto hat schon viele stilvolle Villen gesehen und auch gebaut, aber bei dieser Residenz ist auch uns nicht entgangen, dass bis ins letzte Detail studiert wurde und in Sachen Auswahl der Materialen viel Geschmack an den Tag gelegt wurde – es ist wirklich ein Bijou der Sonderklasse!!

Kaum hatten wir unsere Gäste-Suite bezogen, gab es Apéro auf dem Wasser. Es war ein wunderschöner wolkenloser Abend und wir fuhren mit ihrem Boot durch die Meeresärme vor Vancouver und genossen ein paar gemütliche Stunden. Auch die hübsche, rothaarige Dame „Raine“ begleitete uns und liebte es, ins Wasser zu springen und uns ihre Schwimmkünste zu demonstrieren. Die Golden-Retriever-Dame beherrschte das Apportieren in Perfektion.
Anschliessend wurden wir von Sharon und Greg bekocht und führten bis in die späten Abendstunden spannende Diskussionen über das Reisen und viele andere interessante Themen.

Am nächsten Morgen und nach einem 5*-würdigen Frühstück, gingen Sharon und Raine mit uns auf eine kurze schöne Wanderung in der Nähe bei „Deep Cove“.

Danach hatten wir noch ein paar spezielle Dinge zu besorgen, für die uns Greg alle nötigen Adressen heraussuchte und wir Sharons Audi für unsere Shoppingtour nutzen durften.

Wir kamen zügig voran bei den Einkäufen – bis es darum ging, unser bereits in der USA neu erworbenes Telefon für Kanada umzurüsten.
Wir dachten immer Swisscom sei ein „ober-komplizierter“ Laden – nun mussten wir feststellen, dass es auch in hoch technologisierten Ländern wie der USA und Kanada in Bezug auf länderübergreifende Telefonie nicht ganz so einfach ist. Nachdem wir von Laden zu Laden geschickt wurden und uns eigentlich niemand eine gute Lösung mit dem „neuen“ US-Telefon in Kanada anbieten konnte/wollte, wurde uns dieser ganze „Telefonitis-Blödsinn“ zu anstrengend und wir kauften halt wieder ein NEUES Telefon mit entsprechendem Vertrag für Kanada. Inkl. unseren zwei iPhone’s sind wir inzwischen stolze Besitzer von vier Telefonen – für jede Hand eines…

Zum Nachtessen gingen wir auswärts. Greg reservierte im Restaurant des North Vancouver Golf Club’s, welches eine vorzügliche Küche haben soll.
Mit seinem Porsche Cayenne Turbo 4S führte er uns zu dem Edel-Restaurant auf einem Hügel über Vancouver. Nicht schlecht staunten wir, als er sein Fahrzeug auf einem Parkplatz dieses vornehmen Golf-Club abstellte, welches mit dem Schild „only for the President“ versehen war…
Wir hatten vorzüglich gegessen und wollten Greg und Sharon wenigstens zum Nachtessen einladen. Diese Aktion ist leider fehlgeschlagen, denn Greg hat uns unmissverständlich mitgeteilt, dass uns dies nicht gelingen werde, denn auf diesem Platz sei er der Präsident…

Zurück in der Villa liessen wir uns unter einem schönen Sternenhimmel, mit einem feinem Glas Rotwein, bis fast um Mitternacht im Whirlpool aufweichen und hatten es einfach total gemütlich.

Es gab nochmals ein superfeines Frühstück mit allem Drum und Dran, bevor wir uns von den zwei lieben Personen, die uns in den zwei Tagen ganz unkompliziert, aber nach Strich und Faden verwöhnten, verabschiedeten.
Sie haben uns noch auf ihre etwas nördlicher gelegene Sommerferien-Residenz eingeladen, wo sie sein werden, wenn wir uns auf dem Rückweg von Alaska in den Süden befinden. Mal schauen, ob es mit unserer noch unbestimmten Reiseplanung aufgeht…

Mit vielen Tipps von Greg und Sharon begaben wir uns auf die Weiterreise durch Kanada. Das nächste Ziel war Whistler – ein grosser Skiort, der vor allem durch die Olympischen Spiele Vancouver 2010 einen höheren Bekanntheitsgrad erlangte.
Unterwegs dorthin gab es allerdings noch einiges zu sehen (halt eben die Tipps) – eindrückliche Wasserfälle – oder mit dem Sea to Sky Gondola auf einen Hügel mit fantastischer Sicht – etc. etc.

In Whistler angekommen, was auf den ersten Blick gar nicht mal so klein, aber total gemütlich wirkte, benötigten wir vom Visitor Center zuerst einige Information.
Wir wurden hoch professionell und überaus freundlich beraten, was es in der Region zu sehen und zu machen gibt – worauf wir beschlossen, mindestens zwei Nächte hier zu bleiben. Aber auch weit über ihren Aktionsradius hinaus haben uns die netten Damen für unsere Weiterreise mit Unterlagen versorgt und informiert.

Am nächsten Morgen wurden wir von der Sonne aus den Federn gelockt und wir schnallten uns die Trekkingschuhe an, mit dem Ziel „Lost Lake“.
Es gab unzählige Möglichkeiten über verschiedenste Wanderwege und Routen zu diesem Lost Lake (was so viel heisst wie verloren gegangener See) zu gelangen. Unser Kartenmaterial war sehr bescheiden. Wir machten aber dem Namen des Sees alle Ehre und haben es tatsächlich fertig gebracht, uns in diesem Wege-Labyrinth so zu verlaufen, dass wir bei einheimischen Bikern nachfragen mussten, wo es zu dem „verlorenen“ See gehe.
Nach einer etwas längeren Wanderzeit als prognostiziert, durften wir dann doch noch einen Blick auf den schönen Bergsee werfen.
Danach wanderten wir weiter nach Whistler, wo wir durch das touristische, aber dennoch attraktive Dorf schlenderten und uns noch ein feines (verspätetes) Mittagessen und guten starken Kaffee gönnten.

Am nächsten Tag hatten wir gemäss Vorhersage mit eher launischem – halt so richtigem Sommer-Berg-Wetter (Sonne/Wolken/Regen) gerechnet.
Und der Tag begann tatsächlich mit ein paar Wolken und verhaltenem Sonnenschein. Was uns jedoch noch nicht in eine Hektik versetzte. Wir wollten noch „kurz“ bei einem Telefonanbieter vorbeischauen, der unser neu erstandenes Canada-Telefon zum Laufen bringen sollte – wir selber brachten es nicht fertig, gemäss der einfachen drei Punkte Anleitung unser Telefon mit Geld zu laden.
Die überaus kompetente Dame brauchte dann auch nochmals über eine Stunde bis das Schei…Telefon benutzbar wurde. Von wegen einfaches Pre-Paid Abo…
Die Mitarbeiterin dort gab uns noch ein paar wertvolle Tipps für die Strecke von Whistler Richtung Norden.

Als wir um die Mittagszeit beim Parkplatz für die Wanderung zu den 3 Joffre Lakes waren, machte sich die Sonne immer breiter.
Da es etwas spät war für die 5h Wanderung, beschlossen wir, nur zu den zwei ersten Seen zu wandern. Die Landschaft, das Wetter und die Luft waren alle so herrlich, dass wir nach dem zweiten See auch noch den dritten sehen wollten, was sich definitiv gelohnt hatte – uns präsentierte sich ein traumhaft schöner Bergsee mit Gletscher im Hintergrund…

Danach fuhren wir noch etwa 150 km durch hügliges und sehr spannendes Gebiet. Wir fanden beim Marble Canyon Park noch einen Platz, wo wir unser „Camperli“ abstellen konnten, den mittlerweile wolkenlosen Himmel noch etwas genossen und uns nach einem Teller Spaghetti hundemüde ins Bett verkrochen.

Auf der Highway 97 rollten wir in den nächsten paar Tagen durch abwechslungsreiche Landschaften via Williams Lake, Prince George nach Dawson Creek. Wir erlangten einen ersten kleinen Eindruck, wie riesig dieses Land ist. Hunderte Kilometer und einiges an Sprit ergaben gerade mal ein paar Zentimeter auf unserer Kanada Karte. Nicht umsonst ist Kanada das flächenmässig drittgrösste Land der Welt!

In der Region von „Quesnel“ erfreuten wir uns über die erste Begegnung mit einem Moose-Weibchen, welches gemütlich in einem Sumpf stand und sich über die saftigen Gräser hermachte.
Auf dem hübschen Campground „Ten Mile Lake“ war es dann soweit – ein grösseres schwarzes, pelziges Wesen tummelte sich im hohen Gras. Es war eine richtig schöne Schwarzbär-Mama, welche sogar noch ihre drei „putze-herzigen“ kleinen Jung-Bärchen dabei hatte.
Wir waren total fasziniert! Bewaffnet mit dem Fotoapparat, wollten wir uns das aus gebührender Sicherheitsdistanz mal ansehen. Etwa aus 15-20m konnten wir dem Spielen der niedlichen Bärchen zuschauen. Als sich dann die kleinen Pelzknäuel immer mehr in unsere Richtung bewegten, war das für die Mama offensichtlich zu nahe. Die Bärenmutter sah in unsere (vor allem Reto’s) Richtung, stellte sich auf die Hinterbeine und gab ein unüberhörbares Knurren von sich.
Bei Reto schoss das Adrenalin bis in den Fingerspitzen und der Puls hatte kurz mal seine Kadenz verdoppelt oder verdreifacht – vor allem als er feststellte, dass die nächste sichere Deckung (WC-Häuschen oder unser Camper) zu weit weg war, um sich bei einem Angriff mit einem kurzen Sprint in Sicherheit zu bringen.
Ihm schien es auch nicht mehr der richtige Moment zu sein, den Fotoapparat hochzuheben, um die stehende Bärin abzulichten (aber wow, die war vielleicht gross…). Mit weichen Knien trat Reto ganz langsam den Rückzug an, worauf sich die Bärenmama wieder beruhigte.
Die weiteren Beobachtungen der Bärenfamilie fanden anschliessend nur noch vom Innern des Campers statt. Wir fanden es unter diesen Umständen auch nicht unbedingt gesundheitsfördernd, das feine Stück Fleisch draussen auf dem Grill zu braten…
Es war in der Tat ein aufregendes und zugleich tolles Erlebnis.

Nachdem keine Bären mehr in Sichtweite waren, schlichen wir uns aus dem Camper und spazierten um 23.00h (es war immer noch hell) zum See, um die wunderschöne Abendstimmung zu geniessen.

Es war der 15. Juni und wir näherten uns langsam dem längsten Tag. In diesen Breitengraden heisst dies, dass es in dieser Zeit rund etwa 21 Stunden Tageslicht hat und nur gerade für 3 Stunden „dunkel“ wird.
Es ist also kein Problem, um 23.30h draussen bei Tageslicht noch etwas lesen zu können. Ungewohnt und entsprechend spät gehen wir zurzeit auch in die Federn. Etwas gewöhnungsbedürftig ist es jedoch, wenn man bereits um 03.00h die Vögel bei Tagesanbruch wieder zwitschern hört.

Als wir durch das kleine Städtchen „Chetwyn“ fuhren, standen am Strassenrand unzählige Holz-Kunstwerke Spalier.
Dieser Ort ist die Heimat der „chainsaw“-Kunst (Holzbearbeitung mit Kettensägen), wo auch alljährlich die Weltmeisterschaften stattfinden. Wir waren leider gerade einen Tag zu spät, um den Akteuren beim Erstellen zuzusehen.
Dafür sind unzählige Kunstwerke der früheren Wettbewerbe in der Stadt zu bestaunen. Es ist unglaublich, was diese Künstler mit ihrer Kettensäge aus einem grossen Stück Holz „zaubern“.

Wir wollten die legendäre „Alaska- Highway“ beim offiziellen Null-Punkt bzw. „Mile 0“ beginnen und nahmen darum den Umweg über Dawson Creek in Kauf.
Dieser Highway beginnt in Dawson Creek (Canada), endet in Fairbanks (Alaska/USA) und hat eine Länge von 1‘523 Meilen bzw. 2‘451km. Erstaunlich ist, dass diese Strasse im Jahre 1942 während dem Zweiten Weltkrieg unter dem Einsatz von 11‘000 Soldaten und 16‘000 Zivilisten in nur gerade 9 Monaten gebaut wurde!!
Etwas anders wurde uns beim Gedanken, dass auch unser Schluckspecht-Camperli diese hüglige Strecke noch vor sich hat.
Als wir bei der letzten Tankstelle das zu ¾ leere „Bäuchlein“ auffüllten, blätterten wir mal kurz 280$ hin – da kommt wohl noch schön was zusammen…

Wir wussten, dass noch einige schöne Nationalparks auf dieser Strecke bis zur Grenze zum Yukon vor uns liegen, wo wir gerne etwas Zeit mit ein paar Wanderungen verbringen möchten. In „Fort John“ holten wir uns beim Visitor Center noch einige Informationen für diese Route auf der Alaska Highway Richtung Norden.
Als sie uns für die kommenden Tage sehr schlechtes Wetter mit Regen für diese Region prognostizierten, fiel bei uns – als wetterverwöhnte „Reise-Junkies“ – der Motivations-Barometer kurz in den Keller.
Uns ist bewusst, dass wir auf unserer Reise bis jetzt etwas gar verwöhnt wurden und ein absolut sensationelles Glück hatten. Nun sind wir definitiv in einer Region, die für wechselhaftes Wetter bekannt ist – halt so richtig schweizer-ähnliches unstabiles Wetter; aber darum ist es hier auch so schön grün…
Auf alle Fälle kam es trotzdem anders als befürchtet. Die vorausgesagten Regengüsse für die nächsten Tage blieben aus und die Sonne strahlte mit ein paar Wolken um die Wette.
Wir genossen die Fahrten durch diese zwei wunderschönen Nationalparks und machten noch verschiedenste Wanderungen.
Besonders erwähnenswert ist die Wanderung beim Summit Lake im „Northern Rocky Mountains Park“ zum „Flowers Spring Lake“. Eine ganz spezielle Flora gedeiht in dieser „Tundra“ – während nur ca. 3 Monaten herrscht dort so eine Art Sommer, wobei etwa 50cm des Bodens auftaut. Ansonsten ist dort (obwohl nur auf 1‘600müM) Dauerfrost angesagt. Der Aufstieg zu diesem Bergsee mit wunderschöner Aussicht hat sich mehr als gelohnt. Einige Stellen des Wanderweges waren etwas feucht und schlammig und man konnte Wanderschuhabdrücke, aber auch Bärentatzen erkennen. Etwas komisch wurde das Gefühl, als wir plötzlich keine Schuh-, sondern nur noch Bärenabdrücke feststellten. Aber als wir keine menschlichen Überreste am Wegrand fanden, beschlossen wir trotzdem, weiter zu gehen.

Apropos Bären – auf der Fahrt nach „Tetsa“ kurz vor dem „Northern Rocky Mountain NP“ begegneten wir innerhalb von ca. 2 Stunden insgesamt 12 verschiedenen Schwarzbären, wovon fünf kleine Fellbündel dabei waren, die man am liebsten geknuddelt hätte.
Die bereits erlangte Erfahrung mit Bärenmamas hielt uns jedoch von dem Vorhaben ab…

Auch der bekannte „Muncho Lake“ im gleichnamigen Nationalpark mit seinem klaren und jadegrünen Wasser zeigte sich uns von der besten Seite.
Wir konnten uns noch einen Campground-Platz am See sichern und den Abend bei fast wolkenlosem Himmel geniessen.
Den Sonnenuntergang über dem See haben wir um 23.30h liegend und ganz gemütlich aus dem Schlafzimmerfenster unseres Campers mitverfolgt.

In diesen Tagen erreichte uns noch die Nachricht, dass Lisbeth (Claudia‘s „Stiefmutter“) nach langen Jahren im Pflegheim endlich für immer einschlafen durfte – wir sind betroffen, aber auch dankbar, dass sie erlöst wurde.

Nach zwei weiteren Wanderungen in diesem Park und immer noch schönem Wetter, rollten wir über Berg und Tal nach Liard River.
Unterwegs sahen wir nochmals einen Schwarzbär und machten noch diverse Bekanntschaften mit Stone-Sheeps (Stein-Schafen), welche bei den mineralhaltigen Felsformation entlang des Highways Salze, Sulfate und anderes am Lecken waren. Kurz vor Liard River begegnete uns noch eine freilaufende Herde Bisons (inkl. Jungtieren), die sich während ihrem Fressgelage im saftigen Gras überhaupt nicht stören liessen.
Zu guter Letzt haben wir am Abend/Nacht um 23.00h, als wir nach dem Baden in den natürlichen Hotsprings zu unserem Camper zurückliefen noch zwei Moose angetroffen.
Das war ja ein Safari-Wilderness Tag der Superlative…!

Den nächsten Tag haben wir uns dann endlich mal frei genommen! Das Fahrzeug stehen gelassen, ausschlafen, ausgiebig z‘mörgele, lesen, Mails beantworten und natürlich an unserer Homepage arbeiten. Es hat an diesem Tag bis kurz nach dem Mittag geregnet, was uns für einmal überhaupt nicht störte, denn wir richteten es uns ganz gemütlich im Camper ein.
Am Abend kam die Sonne wieder und lockte uns nach einem feinen Znacht (Brathärdöpfel mit Zwiebele, Späck und Chäs) aus unser lauschigen Stube an die frische Luft auf Moose-Suche… diesmal war aber leider nix.

Nach Liard River ging es auf dem Alaska Highway bis nach Watson Lake, wo wir die Provinz(Staats)-grenze zum Yukon überschritten. Auf dieser Strecke kam es uns fast vor, als seien wir auf einer Safari – mit weiteren 9 Schwarzbären und 9 Bisons hatten wir einen genialen „Game Drive“.

Auf einem schönen Campground schlugen wir unser Nachtlager neben René und Rosmarie auf, welche wir in Liard River kennen gelernt haben. René und Rosmarie sind ein sympathisches Frührentner-Pärchen aus der Schweiz, welches seit diesem April mit ihrem eigenen Camper für ein Jahr in den USA und Kanada unterwegs sein werden.
Entsprechend hatten wir viele gemeinsame Themen und der gemütliche Abend dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Es war der 21.6. und somit der längste Tag – was in diesen Breitengraden heisst, dass es kaum dunkel wird. So sassen wir um Mitternacht immer noch bei heiterem Tageslicht am Feuer und es gab auch keine äusseren Anzeichen, dass es Zeit wäre, ins Bett zu gehen.
Als es um 01.30h immer noch nicht richtig dunkel war, wir aber mit Erstaunen zur Kenntnis genommen haben, wie viele leere Weinflaschen herumstanden und mutmasslich auch alle von uns getrunken wurden, haben wir uns doch noch entschieden, den Rest des „Morgens“ im Bett zu verbringen.

Der längste Tag war sozusagen auch schuld, dass wir am (späteren) Vormittag mit einem Brummschädel aufgewacht sind.
Nach einem gemeinsamen Frühstück und einem Spaziergang zu viert um den Wye Lake, kamen wir wieder ganz langsam in die Gänge…

Aus den oben erwähnten Gründen wollten wir an diesem Tag nicht mehr so weit fahren wie René und Rosmarie – somit trennten sich unsere Wege.

Wir sind nun im Yukon! Der Yukon ist über 10x grösser als die Schweiz und hat nur gerade 37‘000 Einwohner (wovon 27‘000 in der Hauptstadt Whitehorse wohnen). Wir mussten davon ausgehen, dass somit die Dichte an Dörfern und Campgrounds auch entlang der Alaska Highway nicht üppig sein wird.
Trotzdem wurden wir fündig und nur etwa 120km nach „Watson Lake“ in „Rancheria“ soll es Hotel, Motel, Tankstelle und einen Campground mit allem Drum und Dran geben.
Als wir dort ankamen, waren wir uns jedoch nicht sicher, ob es sich hier eher um einen Autoschrottplatz oder evtl. gar um eine Mülldeponie handelt. Überall lagen verrostete Autos, Trucks und Geräte herum – wirklich nicht sehr einladend…
Wir wollten jedoch nicht mehr weiter fahren und stellten halt unser Camperli in der Nähe von durchgerosteten Kollegen ab.
Dafür konnten wir die Gelegenheit wahrnehmen und in der Hotel-Wäscherei (wenn man diese Grümpel-Abstellkammer überhaupt so nennen darf) unsere Klamotten, Bettwäsche etc. waschen und trocknen.

Die Weiterfahrt nach Whitehorse gab „tiermässig“ nicht mehr ganz so viel her wie die Tage zuvor (wir wurden ja auch ziemlich verwöhnt), dafür erstaunten uns einmal mehr die riesigen Weiten von unberührter und schöner Natur.

Im Visitorcenter in Whitehorse holten wir uns einige nützliche Informationen und fuhren anschliessend für ein paar kleine „Besorgungen“ ins Städtchen – ja und wer läuft uns denn da wieder über den Weg?
René und Rosmarie, von welchen wir uns bereits herzlich verabschiedet hatten, liefen per Zufall in der grössten Metropole vom Yukon über dieselbe Kreuzung.
Wir „nisteten“ uns dann auch im selben Campground gleich vis-à-vis von ihnen ein und hatten so nicht weit zu einem gemütlichen Schwatz bei Kaffee oder Apéro.
Am folgenden Tag trat für einmal tatsächlich das prognostizierte Wetter auch ein und es war für uns der erste Tag seit Beginn unserer Reise (nach ca. 330 Tagen), wo es mehr oder weniger den ganzen Tag geregnet hatte.

Eigentlich kam uns das feuchte Wetter gar nicht ungelegen, da wir sowieso wieder mal unsere Lebensmittelvorräte „aufmunitionieren“, das leere Bäuchlein unseres Schluckspechtes mit Benzin füllen, sowie den Propan-Tank aufladen mussten. Es sollte alles etwas speditiv ablaufen, denn bereits um 16.00h waren wir bei unseren „Schweizerfreunden“ zum Apéro mit Rosmaries feinen Lachsbrötchen eingeladen, bevor wir uns zu viert zum besten „Pizzaiolo“ der Stadt aufmachten.
Die Pizza wie auch der Wein schmeckten hervorragend. Was jedoch auf der Pizzakarte nicht deklariert wurde, war der Knoblauch, welchen der Pizzaiolo in rauen Mengen auf die Pizza „schmiss“.
Die „geschmacksvolle“ Nacht wurde für uns ziemlich aufstossend und unruhig. Der einzige Vorteil war, dass sämtliche Moskitos einen riesen Umweg um unser Knobli-Wohnmobil flogen und wir zumindest in dieser Beziehung keine unangenehmen Flugobjekte im Schlafzimmer hatten.

Am nächsten Morgen begrüsste uns die Sonne wieder und trotz einem saumässig scheusslichen Geruch in der Mundgegend, liessen wir uns nicht davon abhalten, die Reise Richtung Alaska fortzusetzen.
Leider gaben sich die mit Schnee bezuckerten Bergketten in der Gegend von „Haines Junction“ etwas bedeckt mit Wolken. So fuhren wir bis zum „Kluane“ Lake (der grösste See des Yukons) weiter, wo wir uns im gleichnamigen Nationalpark auf einem wunderschönen Campground am See installierten.
Mit grossen Warnschildern wurde davon abgeraten, zurzeit infolge erhöhtem „Grizzlybär-Aufkommen“ mit Zelten auf diesem Campground zu übernachten (gut, dass wir unser Camperli haben).
Es gab trotzdem zwei „Lebensmüde“, die entweder kein Englisch lesen konnten oder es speziell abenteuerlich fanden, diese Empfehlung zu missachten und darum ihre Zelte aufstellten.
Da am nächsten Morgen die Zelte nicht mehr an ihrem Platz standen, mussten wir davon ausgehen, dass sie entweder die Nacht überstanden haben und bereits abgereist sind oder die Outdoor-Freaks samt ihrem Zelt von den Grizzlys aufgefressen wurden. Wir hofften auf ersteres…

Dieser Tag startete mit einem tiefblauen und wolkenlosen Himmel. Wir fuhren gleich zum nahe gelegenen Visitorcenter und erkundigten uns über mögliche Rundflüge über das grösste Eisfeld der Welt.
Ab 14.00h wären die ersten Plätze für einen Flug frei und bis dahin, meinte die Visitor-Dame, könnten wir noch eine kurze ca. 3 stündige Wanderung zum Sheep Mountain unternehmen, was wir auch taten.
Sie hat uns auch empfohlen, während dem Wandern einiges an Lärm zu veranstalten, da es zurzeit tatsächlich einige Bären in der Gegend hat.
Wir sind ja nicht wirklich bärenscheu, aber zu Beginn des Weges war die Gegend dicht bewachsen und unübersichtlich – aber als wir noch zu einer Gedenk-Tafel am Wegrand kamen, wo offensichtlich vor ein paar Jahren an dieser Stelle eine junge Dame von einem Grizzly-Männchen „zerlegt“ wurde, war auch bei uns der Bären-Aufmerksamkeits-Barometer auf Höchststufe eingestellt.
Einige hundert Meter nach dieser Tafel trafen wir auf eine Gruppe Wanderer, welche uns fragte, ob sie uns folgen dürfen und wir voraus gehen würden…
Da wir bis dahin eh noch keinen Grizzlybär gesehen haben, konnten wir diese Aufforderung kaum abschlagen…
Wir hatten eine sehr schöne Wanderung – jedoch (glücklicherweise) ohne Bärenaufkommen…
Aber… als wir dann mit unserem Camper auf die andere Seite des See‘s zum Flugplatz fuhren – was tollte da am Strassenrand?

Ein hübscher „Grizzly“ konnte sich kaum satt essen an den schönen gelben Blumen und kam uns teilweise bis 5m nahe. Wir sassen zum Glück im Auto und konnten so aus sicherem „Gehege“ dem faszinierenden Tier zuschauen.

Tom war unser Pilot, ein „Helio Courier“ unser Flugzeug und nur ein paar Minuten nach unserer Ankunft am Flugplatz hoben wir ab zur Gletscherwelt des Kulane Nationalparks.
Als gebürtige Schweizer durften wir beide in unserem Heimatland schon einiges an schönen Bergen und Gletschern sehen…
Aber was sich uns hier präsentierte, war der absolute Hit – mehrere Riesengletscher, die hier aufeinandertreffen (z.B. Hubbart 112km lang und bis zu 1km dick) – das grösste ausserhalb der Polarregion liegende Eisfeld der Welt – der Mount Logan mit 5‘959müM der höchst Berg von Kanada und in der Masse der grösste Eisberg der Welt – wir machten auch eine Gletscherlandung und genossen die unglaubliche Eis- und Gletscherwelt – es war eine Szenerie, die mit Worten kaum beschrieben werden kann – einfach genial!!!

Eine junge Französin, welche als „Volontärin“ an diesem Flugplatz arbeitete, war auch mit uns auf diesem Scenic-Flug. Als wir nach gut 1½ Stunden wieder zurück waren, brach sie in emotionale Freudentränen aus und meinte, dass dies wohl ihr schönster Tag in ihrem Leben war!!!

Um die vielen tollen Eindrücke dieses ereignisvollen Tages einigermassen sortieren zu können, entschlossen wir uns, gleich um die Ecke wieder auf demselben schönen Campground wie am Vorabend zu übernachten.

Nur noch 250 km trennten uns von der Grenze zu Alaska. Die drei auf der Karte eingezeichneten Ortschaften, waren als solche kaum wahrzunehmen. Wenn es hoch kam, war eine Tankstelle und im besten Falle noch ein kleines Restaurant auszumachen. Ansonsten war an Zivilisation nichts auf der weiten Strecke festzustellen. Glücklicherweise hat uns ein Canadier geraten, unsere Vorräte in Whitehorse zu vervollständigen!

Um 15.00h Uhr passierten wir die Zeitzone, stellten unsere Uhren um eine Stunde zurück und „überschritten“ die Grenze zum nördlichsten Staat der USA.
Wir freuen uns auf eine spannende Zeit in Alaska und gehen unter anderem auch auf die Spuren von Claudias Vergangenheit…

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