China 22.9.-16.10.13 (Teil 2)

Fortsetzung Teil 2 – upload vom 08.10.2013

Der letzte Tag in Beijing war angebrochen – es stand noch die Besichtigung des Sommerpalastes vom Kaiser auf dem Programm und anschliessend wurden wir direkt zum Flughafen gebracht.

Der Blick am Morgen früh aus dem Fenster zeigte uns die richtige Stimmung in Peking bei eitlem Sonnenschein….? Eigentlich war schönstes und wolkenloses Wetter angesagt – und dies war es auch – man konnte sogar die Sonne erkennen – nur lag da eine dicke, bräunliche und dreckige Luftschicht dazwischen – der SMOG. Wir haben im Vorfeld gehört, dass unter Umständen die Luftverhältnisse in Peking so schlecht sein können, dass man auch bei schönsten Wetter nur ein paar wenige hundert Meter weit sehen kann und die Sonne nur noch als  brauner, leicht leuchtender Ball zu erkennen ist – wenn überhaupt. Nachdem wir Peking zum Glück am Anfang bei strahlend blauen Himmel erlebt haben, war es zwar interessant, diesen extremen Smog einmal wirklich zu sehen und gleichzeitig ist es tragisch, wenn man bedenkt, dass viele Millionen Menschen diesen Dreck fast täglich ertragen müssen.

So waren wir auch nicht wirklich unglücklich, dass wir zur nächsten Destination nach Xi’an weiterreisen konnten.

Beim Frühstück stellten wir wieder einmal fest, wie klein die Welt doch ist. Am Tisch hinter uns sass ein Mann, von dem Claudia sagte, er sehe aus wie die ältere Ausführung eines ehemaligen CS-Mitarbeiters, mit welchem sie vor ca. 15 Jahren an einem CS-Fest „Mambo No. 5“ tanzte. Er verliess den Raum, sah Claudia kurz an und kehrte nach 5 Minuten wieder zurück. Siehe da, es war tatsächlich Guido!

Gepackt, ausgecheckt und gefrühstückt standen wir pünktlich mit Sack und Pack um 08.30 beim Hotelempfang bereit. Kein Chauffeur, kein Guide – irgendetwas stimmte da nicht – bis anhin waren alle immer sehr pünktlich. Am Vorabend wurde in unserem Zimmer eine Nachricht hinterlassen, dass wir unseren Guide zurückrufen sollen.  Nach unserer Rückkehr um Mitternacht (nach dem Abend mit Martin) wollten wir diesen jedoch nicht mehr stören – am Morgen war sein Telefon ausgeschaltet. Wir versuchten es dann über die Zentrale des Reisebüros, wo wir dann erfahren haben, dass unser früherer Flug gestrichen wurde und wir erst abends um 21.00h fliegen können. Mit wenig Enthusiasmus haben uns die Receptionsdrachen äh –damen doch nochmal aufs Zimmer gelassen, um die 3 1/2 Stunden Wartezeit überbrücken zu können. Strom und den Wifi-Anschluss gaben sie uns aber nicht mehr – wir hatten ja bereits ausgecheckt! Um die Toilette im Hotelzimmer zu benützen, mussten wir die Stirnlampe montieren…

Um 12.00h holte uns dann der super tolle Guide mit dem Chauffeur ab. Wir haben ihm nach der letzten Tour gesagt, dass er sein Geld nicht wert sei und wir uns für die nächste und letzte Tour jemand anderen wünschen würden. Dies bestätigte er uns auch bzw. er nickte zumindest mit dem Kopf. Wie wir es vermuteten, hat oder wollte er uns aber offenbar nicht verstehen.

Nun gut, der Tag hätte besser starten können. Nicht aufregen, das Beste daraus machen „es isch wies isch“.

Der ehemalige Sommerpalast des Kaisers gehört zum UNESCO Welterbe und liegt etwas nordwestlich vom Stadtzentrum. Der Glanz und die Schönheit der Anlage mit Seen, Flüssen, Brücken, Hügeln und vielen Gebäuden wurde etwas getrübt durch den braunen Dunst oder anders gesagt den Smog. Es war Samstag und für tausende Chinesen war dieses typische Pekinger-Wetter kein Grund, sich nicht auf diesem Areal und dem See zu vergnügen.

Claudia konnte wortwörtlich am eigenen Leib erfahren, dass die meisten Chinesen Sitten und Anstand anders definieren. als wir „Westlichen“. Es ist ja fast normal, dass bei öffentlichen Damentoiletten meist eine lange Schlange ist. Wir haben bei den Chinesen auch schon oft erlebt, dass sie nicht hinten anstehen wollen, hervordrängen und hereindrücken. Eine kleine, alte Chinesin kam mit ihren O-Beinen offenbar zu wenig schnell neben der Kolonne vorbei. Sie brauchte zusätzlichen Körpereinsatz und setzte ihre Ellenbogen ein und verpasste Claudia eine in die Rippen, damit sie sich in die nächste sich öffnende WC-Tür werfen kann!

Wir haben uns zwangsläufig und schweren Herzens angepasst und gelernt, wenn nötig auch chinesisches Verhalten an den Tag zu legen – sonst steht man hier immer hinten und länger an. Zwischendurch kann Reto dann schon mal die Schultern ausfahren, wo sich dann der eine oder andere Chinese mit heraufschauendem Blick überlegt, ob er sich jetzt wirklich noch vordrängen will. Wir sind guter Hoffnung, dass wir die vorübergehend „antrainierten“ Unsitten auch wieder ablegen können.

Wir wurden am späteren Nachmittag am Terminal 3 des Pekinger Flughafens ausgeladen (mit rund 80‘000 Passagieren pro Tag ist er der zweitgrösste der Welt). Unser Guide hat zum Glück darauf bestanden, uns bis zum Check-in Schalter zu begleiten, denn es hat sich herausgestellt, dass unser Guide bzw. Fahrer das falsche Terminal angefahren hatte. Es hiess dann mit Lift und Rolltreppe ein paar Stockwerke tiefer und einige hundert Meter mit Sack und Pack zum Busterminal laufen und nach einer 20-minütigen Busfahrt standen wir dann im richtigen Terminal zum einchecken. Alles andere auf dem Flughafen verlief sehr speditiv und wir waren pünktlich Richtung Xi’an in der Luft.

Von Méi und ihrem Chauffeur wurden wir gegen Mitternacht am Flughafen abgeholt und zu unserm Hotel gefahren.

Trotz später Stunde haben wir uns gefreut, in diesem schönen und gepflegten Hilton Hotel mit sehr grossem Zimmer und vor allem wieder einmal mit einem weicherem „Kuschelbett“ die nächsten zwei Nächte verbringen zu können.

Der nächste Aufsteller war das sehr umfangreiche und feine Frühstücksbuffet. Es ist kaum zu glauben… aber wir hatten hier in China den besten Bread and Butterpudding, den wir je assen!! Zudem schienen uns die Menschen hier um einiges höflicher und freundlicher als in Peking. So war der erste Eindruck von Xi’an (Bedeutung: westlicher Frieden) sehr positiv und wir freuten uns auf das, was wir hier erleben durften.

Unsere Reiseleiterin Méi hatte Germanistik studiert und sprach vorzüglich Deutsch. Bei der Besichtigung der imposanten Stadtmauer erzählte sie uns viel Interessantes über die Stadt, Geschichte, Kultur sowie das Leben in China im Allgemeinen.

Am Nachmittag besuchten wir die weltberühmte „Terrakotta-Armee“ (auch ein UNESCO Weltkulturerbe), welche gemäss Reiseunterlagen zu den Highlights jeder China Reise zählt. Es war wirklich höchst spannend – wenn man bedenkt, dass für die Herstellung dieser Armee aus Ton in diesen Grabanlagen (geschätzte 7000 Soldaten mit echten Waffen ausgerüstet, 32 Pferde & Wagen etc.) gemäss historischen Aufzeichnungen 700‘000 Arbeiter 36 Jahre gebraucht haben. Die in Haupttruppe sowie Vor- und Nachhut gegliederte Formation in den elf Korridoren gibt die Aufstellung der Soldaten nach den damaligen (221-207 v. Chr.) Regeln der Kriegskunst wieder. Die Ausgrabungen der stark beschädigten Truppen sind immer noch in Gange und werden wohl noch einige Jahrzehnte andauern.

Den Abend verbrachten wir in der näheren Umgebung unseres Hotels, auf den Strassen und in den Fussgängerzonen. Es ist manchmal schon sehr speziell zu sehen, was bei Strassenrestaurants an Esswaren aufgestellt wird. Alles wird frisch zubereitet – da sind Boxen voll krabbelnden und lebenden Shrimps, aus anderen Behältern quaken dicke, fette Frösche, Hühnerbeine mit allem Drum und Dran (da können wir auch schon mitreden J ) – aber bei den Käfigen mit kleinen Hunden und Katzen geriet Claudia kurzerhand in grosse Aufregung und wir mussten diese Gegend schlagartig verlassen. Unser Hunger hat sich dann verständlicherweise auch verabschiedet …

Am nächsten Tag besuchten wir noch zwei, drei Sehenswürdigkeiten der Stadt. Xi’an ist mit 7 Mio Einwohner zwar keine Kleinstadt, sie hat aber sehr viel Grün und schöne parkähnliche Anlagen und strahlt einen speziellen Charme aus. Uns hat es hier sehr gut gefallen.

Nach zwei Tagen flogen wir bereits wieder weiter in den südlichsten Teil unserer Chinareise – nach Guilin.

Guilin ist für seine schönen Landschaften bekannt und hat entsprechend viele einheimische und auch ein paar ausländische Touristen. Wir waren für die nächsten Tage etwas besorgt, denn ab dem 1. Oktober, dem Nationalfeiertag, gehen fast alle Chinesen für 7 Tage ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Reisen im eigenen Land, nach. In unserem Reiseführer haben wir sogar gelesen, dass es gar nicht empfehlenswert sei, in dieser Zeit in China unterwegs zu sein bzw. es wenn möglich ganz zu unterlassen.

Nachdem wir einen kleinen Eindruck von chinesischen Menschenmassen in der verbotenen Stadt in Peking noch vor den Feiertagen erhielten, waren wir doch eher skeptisch, ob wir die kommenden sieben Tage gut er- oder vielleicht eher überleben werden.

Der Anfang in Guilin (Bedeutung: duftender Wald) klappte tadellos – Abholung am Flughafen – Privattransfer zum Hotel – schönes Hotel direkt am See und am Rand der Fussgängerzone.

Lou war für die nächsten fünf Tage unser Guide. Er wiederholte sich zwar sehr viel, sprach aber dafür  recht gut deutsch. Er ist seit ca. 20 Jahren als Reiseleiter tätig und kannte die Menschenströme in dieser ersten Oktoberwoche.

Er hatte uns empfohlen, dass wir uns etwas antizyklisch verhalten sollten und später als die grossen Massen zu den bekannten Reisterrassen abfahren sollten. Na klar, der wollte doch nur ausschlafen …

Wie sich herausstellte lag Lou mit seiner Empfehlung goldrichtig!! Viele Touri-Busse waren bereits wieder auf dem Rückweg nach Guilin, als wir am frühen Nachmittag Richtung Longji, der bekannten Reis-Terrassen-Gegend unterwegs waren. Es war auch ein grosser Vorteil, dass wir in diesem Bergdorf bei den Reis-Terrassen übernachten konnten und somit den späteren Nachmittag und Abend sowie den frühen Morgen am Folgetag ohne die grossen Mengen der Tagestouristen geniessen konnten.

Das Bergdorf kann nur mit einem halbstündigen Aufstieg ab dem Parkplatz zu Fuss erreicht werden. Den grösseren Teil unseres Gepäckes konnten wir in Guilin zurückgelassen und wir waren nur mit je einem Rucksack und einer kleinen Reisetasche für die nächsten zwei Tage unterwegs.

Der Aufstieg war zwar nicht sehr lang aber doch relativ steil (logisch sonst wären hier auch keine Terrassen). Obwohl wir uns schon einige Meter über dem Meeresspiegel befanden, herrschte noch eine drückende, feuchte Hitze. Beim Parkplatz boten viele Bauersleute ihre Tragdienste an. Wir waren sehr froh, dass wir unsere zwei Reisetaschen für den Aufstieg zum Dorf einer kleinen, drahtigen Bauersfrau abgeben durften, welche sie uns für umgerechnet CHF 4.50 ins Hotel hochtrug. Wir selber kamen bachnass mit unserem Rucksack im Hotel an.

Nach einer kühlen Dusche und kurzem Ausruhen, waren wir gespannt auf die erste Besichtigung der bekannten Reisterrassen, welche wir bis anhin nur auf Postkarten und im Reiseführer gesehen haben. Lou sagte uns, dass wir grosses Glück haben, denn es ist genau jetzt die schönste Zeit, um die Reisterrassen in ihrem gelben, d.h. reifen Kleid zu sehen. Nach diesen Feiertagen wird dann auch gleich mit der Ernte begonnen und das schöne Gelb wird zu braun.

Wir stiegen dann vom Dorf auf einem schmalen Weg, welcher am Wegrand mit vielen Verkaufsständen von Einheimischen gesäumt war, auf ein Aussichtsplateau über den Reis-Terrassen. Uns blieb nicht nur wegen dem Aufstieg die Luft weg – was für ein fantastischer Anblick! Unbeschreiblich schön, wie elegant sich diese Reis-Terrassen durch dieses hüglige Gelände schlängeln und so richtig goldig gelb leuchten.

Einmal mehr auf dieser Reise stieg eine gewaltige Freude in uns auf – so etwas Schönes mit eigenen Augen sehen und erleben zu dürfen!

 

Obwohl hier in diesem Bergdorf wahrscheinlich im Gegensatz zu anderen Dörfer viel Tourismus herrscht, erhält man trotzdem einen Einblick in das einfache und harte Leben von Reisbauern in den Bergen. Es war für uns auf jeden Fall eine spezielle Erfahrung, durch die Gassen dieses Bergbauerndorfs zu flanieren. Das Abendessen mit zum Teil einheimischen Spezialtäten wie Bambusreis etc. war vorzüglich – damit keine getrockneten Bambus-Ratten (auch eine Spezialität) auf unseren Tellern landete, war unser Guide bei der Essensbestellung behilflich.

Es war reizvoll, den Tagesanbruch in diesem Bergdorf mitzuerleben – für einmal brachte uns nicht der lauter werdende Strassenlärm zum Erwachen – nein, die unzähligen Hühner und Gockel gaben in den frühen Morgenstunden lautstark allen noch schlafenden Touristen zu verstehen, dass es nun Zeit zum Aufstehen ist.  Irgendein Gockel hatte zwar senile Bettflucht – dieser begann bereits morgens um 2.00h mit seinen Weckrufen…

Es war ein Riesengenuss, rund zwei Stunden bei strahlend schönem Wetter über und durch die Reisterrassen zu laufen!

Die Weiterfahrt nach Sanjiang führte uns durch viel bewaldetes Gebiet und entlang von Flüssen an vielen kleinen Dörfern vorbei.

Wir stellten bei unserer Reise auch noch fest, dass bei längeren Fahrten (ab 1h) alle unsere chinesischen Reiseleiter dem Schlaf zum Opfer fielen. Bei kürzeren Strecken stand meistens das Smartphone (SMS oder zum Spielen) im Mittelpunkt. Sicher möchten wir auch nicht ständig und immer mit Informationen vollgedröhnt werden – aber gleich wegzutauchen ist ja auch nicht unbedingt die feine Art des „Reiseleiters“. Auch hier andere Länder, andere Sitten….

Zum Mittagessen wollte uns der Guide mit einer Lokalen Spezialität überraschen – ein in undefinierbarer scharfen Sauce eingelegter Sau-Magen stand da plötzlich auf dem Tisch. Reto nahm allen Mut zusammen und kostete mal davon. Nach einem kurzen Hustenanfall und etlichen Tee-Nachspülungen hat er Claudia davon abgeraten, sich den Geschmack zu verderben. Der Guide bemerkte, dass ihm die „Überraschung“ gelungen war bzw. wir dies überhaupt nicht essen konnten. Er meinte dann nur noch, dass der Fahrer (der nur chinesisch spricht) dieses Essen so gerne hätte.

Beim Abendessen stand dann nebst einigen leckeren Sachen auch wieder so eine komische Schüssel mit einem ganzen Frosch auf dem Tisch. Es war auch wieder der Fahrer, der offenbar diese Speise so liebte. Wir haben aber schon bemerkt, dass unser Guide eher diese für uns speziellen Sachen liebte. Es ist aber wirklich so – die Chinesen essen ALLES was vier Beine hat, ausser es ist ein Stuhl oder ein Tisch.

Am Nachmittag besuchten wir die imposante Wind- und Regenbrücke in Chengiang. Diese vor rund 100 Jahren erbaute, 78m lange und aus fünf mit Korridoren verbunden Pavillons bestehende Brücke, steht als perfektes Beispiel für grossartige Handwerkskunst.

Nebst wir zwei „Ausserirdischen“ aus dem Westen waren auch viele einheimische Touristen anzutreffen. Wir haben von Lou erfahren, dass die westlichen Touristen als „Langnasen“ betitelt werden. Eigentlich gar kein schlechter Übernahme. Es ist auch offensichtlich, dass unsere Nasen grösser, schöner und länger aussehen als die flachgedrückten Chinesen-Nasen. Ansonsten würden ja nicht so viele Asiaten Nasenverlängerungs-Operationen vornehmen.

Apropos Langnasen, Ausländer, Ausserirdisch oder was auch immer. Für einige Chinesen müssen wir so exotisch oder vielleicht auch so schön aussehen, dass viele uns heimlich, zum Teil aber eher auffällig als unauffällig filmen und fotografieren. Vielfach werden wir aber auch offiziell gefragt, ob sie ein Foto von oder mit uns machen dürfen. Nun wissen wir endlich auch wie sich z.B. Brad Pitt und Angelina Jolie fühlen müssen, von Paparazzis heimlich aufgenommen zu werden oder ständig für Fotoaufnahmen mit irgendwelchen Leuten hin stehen zu müssen…

Nach dieser Brücke konnten wir gleich in der Nähe zu Fuss ein authentisches Dorf des sogenannten Dong-Volkes besichtigen. Es war deutlich zu erkennen, dass der Tourismus auch hier langsam seine negativen Spuren hinterlässt und neben den alten im „Dong-Stil“ gebauten Holzhäusern immer mehr neuartige Häuser entstehen und den ursprünglichen Charakter des Dorfes langsam verändern. Mitten im Dorf z.B. ragt ein kürzlich erbautes, sehr hässliches, mehrstöckiges Betongebäude über die Dächer der schönen alten Holzhäuser. Als wir den Guide fragten, was dies für ein Gebäude sei, sagte er, es sei ein Hotel und wurde vom Bürgermeister gebaut!?!

Nach dem Nachtessen in Sanjiang liessen wir uns noch in der feiernden Menschenmenge in den Strassen etwas treiben – überall gab es Livemusik und auf den grossen Plätzen wurde getanzt und gesungen. Dies war wieder der schönere Teil dieser Feiertage.

Zurück in Guilin und wieder im Hotel „Waterfall“ neu eingecheckt, genossen wir die Ruhe und den Abstand zu den Menschenmassen in unserem schönen grossen Zimmer. Am späteren Nachmittag verweilten wir noch etwas in der Fussgängerzone, welche gleich um die Ecke unseres Hotels lag. Es war wieder einmal Zeit für einen feinen Kaffee in einem Strassenkaffee und „Chinese-watching“.

Da wir in letzter Zeit doch viel auf den Beinen waren, haben es sich unsere Füsse verdient, etwas verwöhnt zu werden. Kissing Fish Spa hiess das Zauberwort – es ist ein Aquariumbecken von ca. 50x50cm mit rund 100 ganz kleinen hungrigen Fischen. Man bade die Füsse in diesem Wasser und die Füsse werden sofort attackiert bzw. massiert und gesäubert. Claudia brauchte doch ein paar Minuten, bis sie vor lauter Lachen beide Füsse im Wasser hatte. Es ist aber kein Witz – die Füsse sind anschliessend so fein wie ein „Baby-Fudi“.

Eine weitere Attraktion, die es in Guilin zu sehen gibt, ist der grösste künstliche Wasserfall in China. Dieses Wasser fällt einmal täglich um 20.30h vom Dach unseres Hotels mit Musik und Lichtspielen über die Glasfassade auf einer Breite von ca. 50m rund 40m in die Tiefe. So schlossen wir das Fenster unseres Zimmers und wollten diesem Schauspiel auch beiwohnen. Es war ganz nett, aber nicht wirklich berauschend.

Am kommenden Tag stand uns die eigentliche Attraktion dieses Gebietes bevor. Die Bootsfahrt auf dem Li River soll gemäss diversen Reisedokumentationen zu den schönsten der Welt zählen. Da sind wir aber mal echt gespannt.

Den Fotoapparat im Anschlag, geladen mit einem 16GB Chip für 4‘500 Fotos und der Ersatzbatterie im Hosensack, standen wir gespannt von Beginn weg auf dem Sonnendeck. Auch das Wetter präsentierte sich einmal mehr von der besten Seite. Es hatte zwar noch etwas Dunst in der Luft, unser Guide meinte jedoch, dass dies normal sei und wir Glück haben, solches Wetter zu sehen (es regnet sehr oft in dieser Gegend).

Wir waren bereit für die Flussfahrt und erwartungsgemäss auch nicht ganz die Einzigen. An diesem Tag wurden bestimmt alle schwimmbaren Gefährte mobilisiert und ins Wasser gebracht. Nebst den grossen Booten, waren auch unzählige sogenannte Bambusflosse unterwegs. Diese heissen zwar nur noch so und bestehen mittlerweilen mehr aus Plastik, als aus echten Bambusrohren. Bestückt mit einem besseren Rasenmähermotor ratterten sie zu hunderten Flussauf- und abwärts.

Die rund vier stündige Flussfahrt von Guilin bis Yangshou führte uns vorbei an den bekannten bizarren Karstbergen und einer traumhaften, ständig wechselnder Landschaft. Am Flussufer zu Füssen der Berge konnten wir auch noch sehen wie sich der chinesische Alltag abspielte.

Es war wirklich ein grossartiges Erlebnis.

Während der Fahrt erklärte unser Guide einige Name der Felsformationen. Er wiederholte auch mehrmals, dass es an unserm Zielort Yangshuo viele Leute gibt… Viele Leute dort viele… viele Leute…

Da er die Angewohnheit hatte, seine Sätze mehrmals zu wiederholten, massen wir dieser Aussage keine besondere Bedeutung zu. In Yangshuo angekommen, sahen wir bereits vom Fluss aus, dass die mehrmaligen Wiederholungen unseres Guides durchaus ihre Berechtigung hatten. Wir würden sogar sagen, nicht nur viele Leute dort…. sondern SEHR VIELE LEUTE dort und überall wo das Auge nur hinreicht.

Wir flüchteten dann im Schlepptau von unserem Reiseführer durch die Menschenmengen zu unserem Hotel. Das angeblich malerische Städtchen wollten wir bei dieser Überschwemmung von Chinesen nicht mehr näher erkunden. Wir kämpften uns für das Nachtessen regelrecht durch das Menschenchaos zu einem italienischen Restaurant. Dort assen wir eine feine Pizza und tranken einen feinen Espresso. Ziemlich „subito“ zogen wir uns dann wieder in unser ruhiges, grosses Hotelzimmer zurück.

Wieder einmal ausschlafen und gemütlich frühstücken. Das mit dem gemütlichen Frühstücken war eher ein Wunschdenken. Das Chaos war eigentlich vorprogrammiert bei einem mit Chinesen randvoll gefüllten Hotel.

Um 12.00h Uhr hiess es die Hosen hochkrempeln und auf zu einer Velotour. Lou führte uns zu einem nahegelegenen Fahrradverleih. Wir haben im Vorfeld noch gewitzelt und tatsächlich erhielten wir einen originalgetreuen Chinesen-Drahtesel, wie man ihn zu tausenden auf der Strasse sieht. Ein leicht rostangesetzes Damenfahrrad mit tiefem Sattel, quietschenden Bremsen, schwach gepumpten Reifen und nur einem Gang.

Die Fahrt durch Reisfelder, an Flüssen entlang und vor allem in Mitten der reizvollen Karstberge-Landschaft war ein weiteres wunderschönes Erlebnis.

Nach einem frühen Nachtessen 16.30h ging es dann wieder für den Weiterflug nach Chonqing mit dem Privatwagen zum Flughafen. Wir haben erst an diesem Mittag von Lou erfahren, dass unser Flug nach seinem Programm mit einer anderen Fluggesellschaft und eine Stunde später, nämlich erst um 21.00h gehen wird. Als wir nach dem Einchecken auf unser Ticket schauten, staunten wir nicht schlecht, als wir sahen, dass der Abflug nochmals nach hinten auf 22.20h verschoben wurde. Tja – da können wir leider auch nichts mehr ändern und verkrochen uns bei einem Kaffee in eine Ecke zum mehrstündigen Lesen. Es war sowieso volles Chaos auf Flughafen, denn die Feiertage sind bald zu Ende und viele Chinesen fliegen wieder nach Hause.

Als wir dann kurz vor der Boardingzeit sicherheitshalber mal auf den Bildschirm mit allen Abflügen schauten und unseren Flug mit der Destination Chongqing nicht aufgeführt war, wurde die Puls- und Atemfrequenz doch etwas schneller. Ein Informationsschalter war in der ganzen Abflughalle nicht auszumachen. Als wir dann einige Flughafenangestellte um Auskunft bitten wollten und keine von denen Englisch sprechen konnte, kam zum erhöhten Puls auch noch etwas schwitzen dazu. Wir konnten in einer Business-Lounge zum Glück eine Dame ausmachen, welche ein paar Brocken Englisch konnte und uns mitteilte – dass dieser Flug via Chongqing nach Xi’an weiterfliegt und darum nur die End-Destination auf dem Bildschirm aufgeführt ist. Wir wussten, dass wir wahrscheinlich doch noch irgendwann in der Nacht auf morgen in Chongqing eintreffen werden. Mit einer noch zusätzlichen Verspätung von einer ½ Stunde hoben wir letztendlich um ca. 22.45h ab.

Die mitternächtliche Abholung und der Transfer mit Privatwagen zum Hotel klappte in Chongqing (Bedeutung: doppeltes Glück oder auch Nebelstadt) dann wieder tadellos.


Fortsetzung siehe: 02c China 22.09-16.10.13 (Teil 3)

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