Südindien 21.11.-05.12.13

Wir haben bereits im Vorfeld gehört und auch gelesen, dass der Süden Indiens ganz anders als der Norden sei. Das ist ja eigentlich auch zu erwarten, da Indien nach China das zweitgrösste Land Asiens ist und mit einer Nord-/Südausdehnung von rund 3‘200km verschiedenste Klimazonen beinhaltet.

Bereits beim Anflug ist uns aufgefallen, dass alles extrem grün aussieht und entsprechend tropische Verhältnisse herrschen müssen.

Als wir in Cochin aus dem klimatisierten Flugzeug gestiegen sind, schlug uns wieder einmal eine feucht-heisse Wand entgegen. Temperaturen um die 32°C und eine Luftfeuchtigkeit von ca. 80% erinnerte uns etwas an die Malediven – welche ja auch nicht unweit von der Südwestküste Indiens entfernt sind.

Auf der rund 1 ½-stündigen Fahrt erhielten wir die ersten südindischen Impressionen und konnten auch bereits einige Unterschiede zum Norden feststellen. Es sieht einmal alles viel sauberer und aufgeräumter aus – die Verkaufsläden und Shops in der Stadt sind grosszügiger und viel moderner – es hat viel mehr Gehsteige und diese sind nicht mit hunderten von Mopeds oder „Fress-ständen“ versperrt – mehrere christliche Kirchen und nicht nur Tempel haben wir entdeckt – auch treibt sich viel weniger Getier (Kühe, Hunde, Ochsen, Esel, Kamele etc.) auf den Strassen herum – viele Männer tragen keine Hosen, sondern einen sogenannten Lungi (sieht von vorne aus wie ein pampers-artiger, kurzer Rock). Speziell daran ist, dass wenn Männer Respekt gegenüber einer Frau zollen möchten, diesen innert Sekunden in einen langen Rock verwandeln können.

Freude hatten wir auch an dem kleinen, aber sehr hübschen Boutique Heritage Hotel „Malabar House“ in Cochin – die Küche wurde mehrmals preisgekrönt, was wir natürlich dann auch getestet haben. Wir würden den Koch tatsächlich auch nicht entlassen. Da im Süden Indiens die Kuh nicht mehr als so heilig vergöttert wird wie im Norden, hat Reto die Gelegenheit gepackt und nach mehreren Wochen wieder einmal ein Rindsfilet genossen – sehr lecker.

In der Nacht haben wir ein Geräusch gehört, welches wir fast nicht mehr erkannten. Wir trauten unseren Ohren nicht – tatsächlich es war Regen, den wir seit rund 3 Monaten nicht mehr hatten. Wir wissen aber, dass im Süden Indiens subtropisches Wetter herrscht und es immer wieder und auch überraschend mal schütten kann. Am Morgen begrüsste uns bereits wieder die Sonne.

Mit Madhu, unserem persönlichen Guide, waren wir noch für ein paar Stunden in Cochin auf einer Stadtrundfahrt. Die Einflüsse der westlichen Seefahrernationen, wie Portugal mit „Vasco da Gama“, England oder Holland ist immer noch an vielen Ecken zu sehen. Unter anderem besuchten wir die St. Francis Church, die älteste von Europäern erbaute Kirche Indiens – wo auch „Vaso da Gama“ im Jahre 1524 begraben wurde. An der Nordspitze der Halbinsel Fort Cochin sahen wir die berühmten Chinesischen Fischernetze. Sie sollen schon im 13. Jahrhundert durch chinesische Kaufleute eingeführt worden sein. Mit diesen schweren Holzkonstruktionen, an denen die Netze hängen, werden immer noch täglich Fische aus dem Meer gezogen. Für die Handhabung werden jedoch mindestens vier Männer benötigt. Der Spaziergang durch den angrenzenden Fischmarkt war zwar nichts für die Nase, aber spannend, weil die frisch gefangenen Fische zum Teil sofort an Zwischenhändler in grösseren Mengen versteigert wurden.

Wir machten noch einen Abstecher ins Jew Town (Judenviertel), dies ist vor allem bekannt für Antiquitäten- und Gewürzläden. Madhu meinte, dass die Judengemeinschaft recht geschrumpft ist – die verbleibenden Juden jedoch nicht wirklich beliebt bei den Einheimischen sind – ist ja wie in der Schweiz ;-)….

Interessant war auch ein kurzer Halt bei einer Wäscherei, wo alles noch von Hand gemacht wird. Diverse Frauen stehen knöcheltief in verschiedenen Seifen-Wasserbecken, schrubben und rubbeln die Tücher und Gewänder darin, um sie anschliessend schwingend auf einen Betonsockel zu schlagen. Eine rund 72-jährige Inderin war dabei, mit einem 8kg schweren, mit Glut betrieben Guss-Bügeleisen die Wäsche zu bügeln. Unser Guide meinte, dass wenn wir unsere Wäsche im Hotel abgegeben hätten, es gut möglich wäre, die Kleidung hier zu entdecken.

Die Stadt Cochin oder zumindest den Teil, den wir davon gesehen haben, ist sehr ruhig und angenehm und kein Vergleich zu den nordindischen lauten „Wespennest-Städten“. Mal schauen, ob dies auch im restlichen Südindien so sein wird.

Nach der Stadtbesichtigung fuhren wir durch eine schöne grüne Landschaft nach Mararikulam. Unterwegs hielten wir noch bei einer Apotheke, um kleinere Medis zu kaufen. Wir kauften unter anderem einen Original „Otrivin-Nasenspray“ der Firma Novartis für unglaubliche 59 Rupees – das sind umgerechnet CHF 0.85 – Irrtum vorbehalten zahlten wir in Schweizer Apotheken jeweils um die CHF 10.-. Also über 10mal mehr für dieses Schweizerprodukt – wie war das mit dem Hochpreisland Schweiz….

In unserem Resort „A Beach Symphony“ an der Mararikulam-Beach angekommen, wurden wir von einem Hotelangestellten herzlich empfangen und durch eine wunderschöne Gartenanlage mit vielen Palmen geführt. Wir standen dann plötzlich vor einem grösseren Bungalow mit schöner Terrasse und wir dachten wie üblich, es sei die Réception zum einchecken. Als er dann sagte, dies sei unser Bungalow für die nächsten paar Tage staunten wir nicht schlecht. Restaurant gibt es keines – das Essen wurde auf unserer Terrasse serviert.

Wow – wirklich ganz toll, diese sehr persönliche, aus nur gerade vier Bungalows bestehende Anlage!

Wir genossen fast drei Tage höchste Entspannung und Privatsphäre in diesem Resort. Ausser einem Werbefahrzeug, das täglich eine lautstarke Runde in der Nähe drehte und einer zwischendurch laut und unschön lachenden Dame einer vierköpfigen deutschen Frauengruppe im Nachbar-Bungalow, war es Ruhe pur.

Mehrmals täglich spazierten wir der endlos langen, feinsandigen Beach entlang – manchmal in Begleitung der streunenden Hunde (zur grossen Freude von Claudia), und gönnten uns zwischendurch eine „Abkühlung“ im ca. 30° warmen Meer.

Die vorzüglichen Nachtessen bei Kerzenlicht wie auch das Frühstücken auf unserer Terrasse mit dem Meerrauschen im Hintergrund und den dazugehörenden Mövenklängen waren so entspannend, dass wir eigentlich gar nicht das Gefühl hatten, in Indien zu sein 🙂 .

Genug geschwitzt – am zweiten Tag hatte Reto seiner Haarpracht den Kampf angesagt. Wir haben uns auf zwei Bikes geschwungen und sind zum nächsten Dorf gefahren. Dort soll es irgendwo in einem Hinterhof einen Coiffeur geben, der nicht so schlecht sei – gemäss Aussage eines Einheimischen.

Wir fanden tatsächlich einen Laden, der so etwas wie ein Coiffeurstuhl-ähnliches Teil darin stehen hatte und die auf dem Tisch liegenden, z.T. rostigen Scheren sahen auch so aus, als wären damit schon mal Haare geschnitten worden. Claudia wollte schon immer, dass sich Reto mal so richtig authentisch bei einem ganz einfachen Coiffeur die Haare schneiden lässt, aber als sie den Coiffeur und diese Einrichtung sah, war sie von dieser Idee dann doch nicht mehr so überzeugt.

Zuerst war niemand anwesend und als wir in das leere Lokal hineinschauten, stand ein etwa 80-jähriger Inder, der auf einer Bank vor dem Laden gelegen hatte, auf und nahm gleich die Schere in die Hand. Reto versuchte noch anhand eines Fotos zu zeigen, wie die Haare geschnitten werden sollten/könnten oder so und vielleicht noch ausfindig zu machen, was dieser Haarschnitt etwa kosten könnte. Irgendwie hat das den Haarschneider nicht wirklich interessiert und er war schon intensiv mit der Schere daran, Reto‘s Wolle zu kürzen. Im leicht havarierten Spiegel konnte Reto nicht genau erkennen, was mit seiner Haarpracht geschah – es war mehr der Besorgnis erregende Gesichtsausdruck von Claudia, welcher diesen Coiffeurbesuch für Reto sehr amüsant machte (es wächst ja wieder nach). Nach einer Viertelstunde kam dann offenbar der richtige Coiffeur ins Lokal, übernahm das angefangene „Gekaffel“ und vermochte doch noch eine ansehnliche Frisur daraus zu schneiden. Dieser Schnitt, welcher rund 35 Minuten dauerte und zum Schluss noch eine kleine Kopfmassage beinhaltete, kostete 60 Rupees, also rund 85 Rappen. Da können wir beruhigt sagen, dass dies unser Reisebudget nicht zu arg belastet hat…

Nach den drei Relaxing-Tagen an der Beach wurden wir morgens um 09.00h von Mr. Joy abgeholt, welcher uns in den nächsten 5 Tagen mit dem bequemen Van durch die südindische Gegend chauffierte.

Das erste Tagesziel war Munnar – ein auf 1600m gelegenes Dorf in Mitten des grössten Teeanbaugebietes Keralas. Die Fahrt dorthin ging durch mehrere Vegetationszonen. Die Strassen waren recht kurvenreich und Richtung Berge, mit zunehmender Höhe, wurden sie schmaler und die Anzahl an ausgewaschenen Stellen und Schlaglöchern nahm stetig zu. Auch auf diesen Bergstrassen waren überschwere, kaum vorwärtskommende Lastwagen, total menschenüberladene Busse, Tuk-Tuk’s, Hunde, Affen etc. unterwegs. Die von unserem Fahrer gewagten Überhol-Aktionen gaben uns nicht immer das ultimativste Sicherheitsgefühl. Obwohl wir uns durch China und Nepal schon einiges gewohnt sind, war die Fahrt nicht nur entspannend. Hinzu kam noch, dass Mr. Joy ein Deo benutzte – vielleicht auch keines – welches wie kalter Schweiss roch. Claudia wurde es halb elend und wir waren froh, als wir nach fünf Stunden das Bergdorf erreicht hatten. Am Ziel klärte Claudia unseren Fahrer über unsere überaus feinriechenden Nasen auf und dass wir uns wünschten, dass er an seinem Geruch etwas ändern würde.

Im Hotel erhielten wir wieder einmal ein unerwartetes Upgrade für eine schöne Suite mit Blick über das Tal und die Teeplantagen. Leider konnten wir das Zimmer nur kurz geniessen, da wir uns bereits am späteren Nachmittag auf einen geführten „Nature Walk“ durch die unmittelbar neben dem Hotel liegenden schönen Wälder, Kardamom- und Teeplantagen begaben.

Am nächsten Tag ging es den Berg hinunter Richtung Osten. Wir fuhren zuerst eine gute Stunde durch die riesigen und unheimlich schön in Hügel und Täler angebauten Teeplantagen. Dadurch, dass die feinen Naturgerüche nicht von anderen „schweissähnlichen“ Emissionen stark beeinträchtigt wurden, war diese Fahrt sogar ein richtig genüssliches Erlebnis. Die Teeplantagen in dieser Region umfassen eine Fläche von rund 223 km2 und für die Ernte werden ca. 12‘500 Personen benötigt. Die Teepflückerinnen sind mehrheitlich Frauen – sie arbeiten 8 Stunden und 6 Tage die Woche und erhalten KEIN Geld dafür. Sie bekommen dafür gratis Kost und Logis sowie ärztliche Versorgung für die ganze Familie – that‘s it!! Diese Plantagen gehören, wie sehr vieles in Indien, dem Mega-Konzern TATA.

Auf der Weiterfahrt Richtung Madurai in der Region „Tamil Nadu“ sahen wir die unterschiedlichsten Anbaugebiete von Reis, Ananas, Kokosnuss, Zuckerrohr etc. Etwas war jedoch sehr auffallend!! Alle Personen, die meist kopfübergebeugt die Schwerstarbeiten in den Feldern oder Plantagen verrichteten, waren Frauen. Das männliche Geschlecht war bei solchen Arbeiten weit und breit nicht zu sehen. Die Herren sitzen dann schon viel lieber zu jeder Tages- und Nachtzeit in einer Runde vor irgendeinem Lokal, schwatzen, spielen Karten und trinken Tee und Kaffee. Warum auch nicht, wenn ja bereits jemand von der Familie arbeitet…

Auch diese Fahrt dauerte rund 5 ½ Stunden und es war auch unverkennbar, je weiter man von der „Hochglanz-Touristen-Stadt“ Cochin entfernt war, herrschten in Sachen Sauberkeit und Ordnung auch wieder etwas andere Regeln.

In Madurai wurden wir wie meistens durch einen örtlichen Agenten des Reiseveranstalters im Hotel willkommen geheissen. Nach den über 50 verschiedenen Hotels, die wir bis jetzt auf der Reise hatten, war das Eincheck-Prozedere zu einer routinierten Selbstverständlichkeit geworden. Nur dieses Mal war es anders. Ein kurzer Aufschrei von Claudia und zeitgleich ein Schweissausbruch von Reto. Es war tatsächlich passiert – wir haben es fertig gebracht, unsere wichtigsten Dokumente wie Pässe, Vouchers, einige Kreditkarten, diverse Ausweise und einige tausend US Dollar im Zimmertresor des letzten Hotels liegen zu lassen. Ja aber hallo… sind da vielleicht schon ein paar Hirnzellen beim Reisen drauf gegangen?? Nun, eigentlich ist es wirklich sehr schnell passiert bei den z.T. fast täglichen Hotel-Wechseln – hatten wir selbsttröstend eine Ausrede dafür.

Der Vorteil, dass wir im Rahmen einer organisierten Privatreise unterwegs waren, kam nun deutlich zum Tragen. Der Agent nahm Kontakt mit dem Hotel auf und organisierte den Werttransport zu unserem Hotel am folgenden Tag. Etwas später meldete sich noch ein Agent aus Cochin mit der Aufzählung aller im Tresor gefundenen Wertsachen und versicherte uns nochmals, dass alles vollzählig und unversehrt wieder den Weg zu uns finden wird. Uffff… nochmals sehr viel Glück gehabt… wir müssen die Reise noch nicht abbrechen….

Um die kurzfristigen Herz-Rhythmus-Störungen zu beruhigen, verbrachten wir den restlichen Nachmittag an der schönen Poolanlage mit lesen und entspannen.

Madurai ist ja bekannt für den herrlichen „Tirumalai Nayak“ Palast sowie den berühmten „Minakshi“ Tempel. Wir waren uns nicht sicher, ob sich diese lange Fahrt fast an die Ostküste nach Madurai für „nur“ einen speziellen Tempel bzw. Palast wirklich lohnt. Unsere Euphorie hielt sich in Grenzen als wir mit dem lokalen Guide und Mr. Joy zu den Sehenswürdigkeiten unterwegs waren. Wir baten den Guide, uns nicht mit allen Jahreszahlen und zu vielen Details über diese Gebäude „vollzulabern“ – wir haben schon sooo viel gehört und können ja eh nicht alles behalten – auch wenn wir momentan das Gefühl haben, die Geschichte Indiens in mehrteiligen Büchern niederschreiben zu können.

Als wir beim ersten Halt durch den Eingang ins Innere des Palastes kamen, wurden wir bereits wieder in den Bann gezogen, ein weiteres schönes Gebäude mit viel architektonischer Kunst sehen zu können.

Beim bekannten „Minakshi-Tempel“ staunten wir nicht schlecht. Das alles sieht ja noch viel imposanter aus als im Reiseführer. Vier gewaltige Eingangstürme sowie 8 weitere Innentürme mit über 3 Mio farbigen mythologischen Figuren präsentierten sich uns. Wir hatten auch das grosse Glück, dass erst vor wenigen Jahren sämtliche Figuren neu bemalt und restauriert wurden.

Unser Guide machte auch einen tollen Job – mit einem nahezu perfekten Englisch gab er uns genau die Informationen, welche wir wissen wollten und nicht mehr.

Wir waren uns anschliessend einig, dass sich der Weg nach Madurai wirklich gelohnt hat. Nach der Besichtigung fuhren wir wieder Richtung Westen, einen ähnlichen Weg zurück. Die Frauen krampften immer noch auf den Feldern und die Herren gesellten sich auch noch in ihrer Runde…

Am späteren Nachmittag kamen wir im schönen Hotel Spice Village in Periyar an. Auch ein Hotel, wo wir wahrscheinlich gerne mehr als nur eine Nacht geblieben wären. Unser kleines Begrüssungsgeschenk machte uns natürlich sehr viel Freude – zweimal verpackt und am Schluss noch mit einem Kissenüberzug zugenäht wurde uns ein Bündel überreicht. Das komische Gefühl, ohne Pass etc. unterwegs zu sein, war dann auch gleich verflogen.

Ein kurzer Spaziergang durch die grosszügige Hotelanlage und durch das Dörfchen Periyar rundete einen weiteren schönen und ereignisreichen Tag in Südindien ab.

Um 06.45h holte uns Joy am nächsten Morgen ab und brachte uns in den Nationalpark zum Lake Periyar. Die Bootstour auf diesem See ist sehr bekannt und auch beliebt. Wir waren mit fast nur Indern auf dem randvoll gefüllten Boot. Die Stühle waren relativ eng, aufstehen durfte man während der Fahrt nicht und die mit Sagexblöcken ausgefüllten Steinzeit-Schwimmwesten schränkten auch noch die letzte Bewegungsfreiheit ein.

Trotzdem war die Bootsfahrt ein schönes Erlebnis. Der leichte Dunst und die Nebelschwaden, wo zeitweise die Sonne hindurch schien, gaben der Kulisse mit den aus dem Wasser ragenden, abgestorbenen Bäumen eine sehr mystische und schöne Stimmung. Wir sahen zudem auch noch einige Tiere – Elefanten, Bisons, Wildschweine, Kingfisher, Kormorane etc… Ein Guide auf dem Boot meinte, dass wir einen ganz tollen Morgen mit sehr vielen Tieren erwischt haben. Leider konnte das Boot nicht sehr nahe ans Ufer und entsprechend waren die Tiere teilweise relativ weit entfernt. Aber alles in allem eine gelungene Bootsfahrt.

Die Fahrt von rund 4 Stunden mit unserem Auto nach Kumarakom war dann eher weniger gelungen. Wir wissen nicht, ob unser Fahrer noch ein Date am Abend hatte – er war jedoch mit seinem Fahrstil an diesem Tag eher auf der aggressiven Seite. Claudia musste sich bei seinen unübersichtlichen Überholaktionen ein paarmal etwas verkrampft an der Tür oder an Reto’s Bein festhalten.

In Kumarakom wartete ein kleines Boot auf uns, welches uns zum wunderschönen Coconut Lagoon Hotel brachte, wo wir überaus freundlich empfangen wurden. Auch hier fühlten wir uns von Beginn weg rundum wohl und hätten wahrscheinlich auch noch ein paar Nächte angehängt.

Ein gemütlicher Apéro, etwas entspannen am Pool, ein feines indisches Nachtessen, weiter wird nicht erzählt….- ach das Leben ist schon etwas Schönes J

Am nächsten Tag waren wir gespannt, was uns bei der Hausboot-Tour auf den Backwaters erwarten würde. Wir wussten nicht, mit wie vielen anderen Personen wir das Hausboot zu teilen haben. Zumindest stand in unserem Reiseprogramm bei der Hausboot-Kategorie „Gold“. Somit durften wir darauf hoffen, nicht unbedingt die kleinste und direkt neben dem Schiffsmotor oder der Küche liegende Koje zu erhalten.

Um 12.00h wurden wir zur Anlegestelle geführt und dort wartete bereits ein schmuckes Hausboot, auch so eines mit einem schönen, runden, rattangedeckten Dach, wie man es aus dem Prospekt kennt. Als wir die zwei einzigen bei diesem Boot waren und uns die drei köpfige Crew vorgestellt wurde – spätestens dann wussten wir, dass wir das ganze Hausboot für uns alleine geniessen können.

Es gab einen Begrüssungstrunk, eine kurze Führung durchs Schiff und bereits wurden die Motoren angeworfen und wir legten ab.

Überraschend gross für ein Hausboot war das Schlafzimmer mit Dusche und WC. Besonders hübsch waren der Essbereich mit dem runden und weiss gedeckten Tisch und die Liegefläche vorne auf dem Bug, welche zum Relaxen so richtig einladend war.

Kaum auf dem Wasser, stand schon ein reichhaltiges Mittagessen auf dem Tisch. Auch diesen Schiffskoch sollte man unter keinen Umständen über Bord werfen. Es war mega lecker – nur schade, dass wir im Resort das feine und reichhaltige Frühstücksbuffet auch sehr genossen haben.

Mit einem gut gefüllten Bauch machten wir es uns auf dem Bug in den weichen Kissen bequem und genossen die Fahrt auf den Backwaters.

Zu Beginn querten wir den grossen Verbanand-See, bevor wir in das Kanalsystem der Backwaters einbogen. Man sollte es zwar nicht – aber manchmal hat man trotzdem irgendwelche Vorstellungen und Erwartungen. Als wir relativ lange auf den breiten Kanälen mit riesigen Reisfeldplantagen dahinter und wenig Leben am Ufer dahin„gondelten“, waren wir fast ein wenig enttäuscht.

Ab Mitte Nachmittag wurden die Kanäle enger und an den Ufern begann es zu leben. Ab diesem Zeitpunkt war die Fahrt sehr spannend, grossartig und entsprach den Bildern, die wir im Kopf hatten. Die Landschaft ist einzigartig schön; sie wird durchzogen von glitzernden, palmengesäumten Wasserstrassen, in denen dicht nebeneinander Lotosblumen und Lilien wachsen und Wasservögel die Sümpfe durchwaten. Wir hatten auch einen tollen Einblick in das Leben der Leute hier in den Backwaters. Ihre Häuser stehen häufig auf einem winzigen, dammähnlichen Stück Land. Die meisten Bewohner leben hier vom Reisanbau oder von der Fischerei. Die Kanäle sind die Strassen und Kanus, Boote und Personenfähren die einzigen Transportmittel. Sie haben auch eigene Schulboote, welche die Kinder zur Schule fahren – halt wie Schulbusse auf dem Land.

Am Abend legten wir irgendwo in einem Kanal am Ufer an. Der schöne Sonnenuntergang und ein feines keralisches Nachtessen vom jungen Schiffskoch unter dem tropischen Sternenhimmel waren der Abschluss dieses wunderbaren Tages.

Am kommenden Tag genossen wir ein nettes Frühstück an Bord und nochmals für ein paar Stunden die an uns vorübergleitende, üppig grüne, tropische Szenerie.

Es war ein wirklich ganz tolles Erlebnis und etwas, das man nicht so schnell vergisst und einmal erlebt haben muss!

Unser Fahrer holte uns am späteren Vormittag an einer Anlegestelle am Verbanand See ab und fuhr uns zur letzten Destination von Indien. Marari Beach Resort, auch wieder an der Mararikulam-Küste gelegen, ist eine sehr schön angelegte Hotelanlage mit riesigem Palmengarten und liegt direkt an der Beach.

Wir genossen fünf unbeschwerte, ruhige Tage mit entspannen, lesen, ausgedehnten Spaziergängen am unendlich langen Strand, feinem Essen und allem anderen, was man so braucht, um die Batterien wieder aufzuladen.

Noch ein paar Ergänzungen und Impressionen zu Indien.

Vor unserer Abreise haben sich verschiedene Personen sehr negativ über das Land Indien und dessen Leute geäussert. Hinzu kamen noch mehrere negative Schlagzeilen über Touristen, welchen Gewalt angetan wurde etc. Natürlich kennen wir auch viele Leute, die von Indien schwärmen. Wir probierten, die Reise ohne Vorurteile anzutreten, um uns ein eigenes Urteil zu bilden.

Nach den rund 3 ½ Wochen in Indien können wir uns eindeutig den „Indien-Schwärmern“ anschliessen.

– Dieses Land hat so viel zu bieten und die Menschen sind sehr herzlich und freundlich – zumindest jene, die wir kennen lernen durften. Wir können eine Reise nach Indien also nur wärmstens empfehlen!

– Das Essen hat uns extrem gut geschmeckt und ist äusserst vielseitig (und ein Paradies für Vegetarier)

– Indien ist ein sehr farbenfrohes Land – Häuser, Kleider (vor allem bei den Frauen), Fahrzeuge, Tempel, Paläste erscheinen sehr oft in einer Vielfalt von schönen kräftigen Farben

… und weiter geht’s nach Vietnam …

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